Polarität: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Polarität''' bezeichnet ganz allgemein das Verhältnis [[zwei]]er [[Wikipedia:Gegensatz|gegensätzlich]] erscheinender, einander aber notwendig bedingender, [[komplementär]]er Erscheinungen zueinander, die ein und derselben [[Ganzheit]] angehören. So hat etwa eine [[Wikipedia:Kugel|Kugel]], die sich um eine Achse dreht, notwendig nicht mehr und nicht weniger als ''zwei'' Pole, die aufeinander bezogen sind. [[Wikipedia:Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]] spricht mit Recht von der Polarität als ''"von einem Unterschiede, in welchem die Unterschiedenen untrennbar sind"''<ref>Hegel, Logik I, 11</ref>. Tatsächlich offenbart sich die äußere Welt überhaupt nur durch [[Wikipedia:Gegensatz|Gegensätze]], die einander bedingen. Solche Gegensatzpaare sind etwa: warm - kalt, hell - dunkel, [[männlich]] - [[weiblich]], [[Zeit]]lichkeit - [[Ewigkeit]], [[Subjekt]] - [[Objekt]] usw. Wir werden uns dieser grundsätzlichen Polarität des äußeren [[Dasein]]s oft nur deshalb nicht [[bewusst]], weil wir einseitig nur den einen Pol betrachten und den anderen nicht sehen oder nicht im richtigen Zusammenhang werten.  
'''Polarität''' bezeichnet ganz allgemein das Verhältnis [[zwei]]er [[Wikipedia:Gegensatz|gegensätzlich]] erscheinender, einander aber notwendig bedingender, [[komplementär]]er Erscheinungen zueinander, die ein und derselben [[Ganzheit]] angehören. So hat etwa eine [[Wikipedia:Kugel|Kugel]], die sich um eine Achse dreht, notwendig nicht mehr und nicht weniger als ''zwei'' Pole, die aufeinander bezogen sind. [[Wikipedia:Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]] spricht mit Recht von der Polarität als ''"von einem Unterschiede, in welchem die Unterschiedenen untrennbar sind"''<ref>Hegel, Logik I, 11</ref>. Weiters ist nach Hegel die Polarität "die Bestimmung des Verhältnisses der Notwendigkeit zwischen zwei verschiedenen, die eines sind, insofern mit dem Setzen des einen auch das andere gesetzt ist. Diese Polarität schränkt sich nur auf den Gegensatz ein. Durch den Gegensatz ist aber auch die Rückkehr aus dem Gegensatz als Einheit gesetzt, und das ist das Dritte." <ref>Hegel, Naturphilosophie, S 31</ref> Das Dritte, auf das Hegel hier hinweist, ist die ursprüngliche Ganzheit, aus der die Polarität als Gegensatzpaar entspringt. Tatsächlich offenbart sich die äußere Welt überhaupt nur durch [[Wikipedia:Gegensatz|Gegensätze]], die einander bedingen. Solche Gegensatzpaare sind etwa: warm - kalt, hell - dunkel, [[männlich]] - [[weiblich]], [[Zeit]]lichkeit - [[Ewigkeit]], [[Subjekt]] - [[Objekt]] usw. Wir werden uns dieser grundsätzlichen Polarität des äußeren [[Dasein]]s oft nur deshalb nicht [[bewusst]], weil wir einseitig nur den einen Pol betrachten und den anderen nicht sehen oder nicht im richtigen Zusammenhang werten.  


[[Goethe]] spricht in seiner [[Farbenlehre]] von zwei [[Urphänomene der Chromatik|Urphänomenen der Chromatik]]. Das erste Urphänomen zeigt sich, wenn reines weißes [[Licht]] durch ein trübes Medium fällt. Dann entsteht zunächst die [[Farbe]] [[Gelb]]. Blickt man anderseits durch ein vom Licht durchhelltes Medium auf einen finsteren Hintergrund, so hellt sich dieser zum [[Blau]] auf. [[Gelb]] und [[Blau]] stehen derart in einem polaren Verhältnis zueinander; die dieser Polarität zugrunde liegende Ganzheit ist das Licht selbst.
[[Goethe]] spricht in seiner [[Farbenlehre]] von zwei [[Urphänomene der Chromatik|Urphänomenen der Chromatik]]. Das erste Urphänomen zeigt sich, wenn reines weißes [[Licht]] durch ein trübes Medium fällt. Dann entsteht zunächst die [[Farbe]] [[Gelb]]. Blickt man anderseits durch ein vom Licht durchhelltes Medium auf einen finsteren Hintergrund, so hellt sich dieser zum [[Blau]] auf. [[Gelb]] und [[Blau]] stehen derart in einem polaren Verhältnis zueinander; die dieser Polarität zugrunde liegende Ganzheit ist das Licht selbst.

Version vom 21. April 2011, 01:25 Uhr

Polarität bezeichnet ganz allgemein das Verhältnis zweier gegensätzlich erscheinender, einander aber notwendig bedingender, komplementärer Erscheinungen zueinander, die ein und derselben Ganzheit angehören. So hat etwa eine Kugel, die sich um eine Achse dreht, notwendig nicht mehr und nicht weniger als zwei Pole, die aufeinander bezogen sind. Hegel spricht mit Recht von der Polarität als "von einem Unterschiede, in welchem die Unterschiedenen untrennbar sind"[1]. Weiters ist nach Hegel die Polarität "die Bestimmung des Verhältnisses der Notwendigkeit zwischen zwei verschiedenen, die eines sind, insofern mit dem Setzen des einen auch das andere gesetzt ist. Diese Polarität schränkt sich nur auf den Gegensatz ein. Durch den Gegensatz ist aber auch die Rückkehr aus dem Gegensatz als Einheit gesetzt, und das ist das Dritte." [2] Das Dritte, auf das Hegel hier hinweist, ist die ursprüngliche Ganzheit, aus der die Polarität als Gegensatzpaar entspringt. Tatsächlich offenbart sich die äußere Welt überhaupt nur durch Gegensätze, die einander bedingen. Solche Gegensatzpaare sind etwa: warm - kalt, hell - dunkel, männlich - weiblich, Zeitlichkeit - Ewigkeit, Subjekt - Objekt usw. Wir werden uns dieser grundsätzlichen Polarität des äußeren Daseins oft nur deshalb nicht bewusst, weil wir einseitig nur den einen Pol betrachten und den anderen nicht sehen oder nicht im richtigen Zusammenhang werten.

Goethe spricht in seiner Farbenlehre von zwei Urphänomenen der Chromatik. Das erste Urphänomen zeigt sich, wenn reines weißes Licht durch ein trübes Medium fällt. Dann entsteht zunächst die Farbe Gelb. Blickt man anderseits durch ein vom Licht durchhelltes Medium auf einen finsteren Hintergrund, so hellt sich dieser zum Blau auf. Gelb und Blau stehen derart in einem polaren Verhältnis zueinander; die dieser Polarität zugrunde liegende Ganzheit ist das Licht selbst.

Anmerkungen

  1. Hegel, Logik I, 11
  2. Hegel, Naturphilosophie, S 31

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