Turing-Test: Unterschied zwischen den Versionen

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== Kritik ==
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Im Allgemeinen wird der Turingtest als ein Test verstanden, der nachweisen soll, wann eine Machine künstliches [[Bewusstsein]] erlangt hat. Das ist aber aus prinzipiellen Gründen unmöglich, denn dazu müsste man sich schon in das Innere der Maschine begeben und das Bewusstsein der Maschein selbst erfahren können, was aber nicht geht, wie Thomas Nagel in seinem berühmten Aufsatz "How it is to be a bat" klargestellt hat. Unter der Prämisse, man wolle durch einen Turing-Test nachweisen, ob eine Maschine künstliches Bewusstsein hat, oder nicht, muss dem Turing-Test eine klare Absage erteilt werden. Wohl aber lässt sich zeigen, dass man eine Maschine bauen kann, die sich so verhält, "also ob" sie ein Mensch wäre und deren Verhalten und Reaktionen von denen eines Menschen praktisch nicht mehr zu unterscheiden sind. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, wann die Techniker so weit sein werden, und eine Machine bauen werden, die jeden beliebigen Turing-Test besteht. Dass sie dann allerdings immer noch über keinerlei Bewusstsein verfügt, sollte hinriechend deutlich geworden sein. Und selbst "wenn" sie ein eigenes Bewusstsein hätte, wäre dieses Bewusstsein eben niemals nachweisbar. Machinen, speziell Andoide, werden für den Menschen bis in alle Ewigkeit nur Androide, also Menschen zweiter Klasse bleiben. Das ist einfach ihr Schicksal auf diesem Planeten.
Sehr oft wird unter Turing-Test ein Test verstanden, der nachweisen soll, wann eine Machine künstliches [[Bewusstsein]] erlangt hat. Das ist aber aus prinzipiellen Gründen unmöglich, denn dazu müsste man sich schon in das Innere der Maschine begeben und das Bewusstsein der Maschein selbst erfahren können, was aber nicht geht, wie Thomas Nagel in seinem berühmten Aufsatz "How it is to be a bat" klargestellt hat. Unter der Prämisse, man wolle durch einen Turing-Test nachweisen, ob eine Maschine künstliches Bewusstsein hat, oder nicht, muss dem Turing-Test eine klare Absage erteilt werden. Wohl aber lässt sich zeigen, dass man eine Maschine bauen kann, die sich so verhält, "also ob" sie ein Mensch wäre und deren Verhalten und Reaktionen von denen eines Menschen praktisch nicht mehr zu unterscheiden sind. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, wann die Techniker so weit sein werden, und eine Machine bauen werden, die jeden beliebigen Turing-Test besteht. Dass sie dann allerdings immer noch über keinerlei Bewusstsein verfügt, sollte hinriechend deutlich geworden sein. Und selbst "wenn" sie ein eigenes Bewusstsein hätte, wäre dieses Bewusstsein eben niemals nachweisbar. Machinen, speziell Andoide, werden für den Menschen bis in alle Ewigkeit nur Androide, also Menschen zweiter Klasse bleiben. Das ist einfach ihr Schicksal auf diesem Planeten.


Um diese Problematik zu illustrieren, hat der US-amerikanische Philosoph [[John Searle]] das [[Gedankenexperiment]] des sog. „[[Chinesisches Zimmer|Chinesischen Zimmers]]“ entworfen. Searle stellt sich dabei einen geschlossenen Raum vor, in dem ein Mensch, der keinerlei Chinesisch versteht, in chinesischer Schrift gestellte Fragen anhand einer in seiner Muttersprache verfassten Anleitung mittels Kärtchen in chinesischer Schrift sinnvoll beantwortet. Personen außerhalb des Raums folgern daraus, dass der Mensch in dem Raum Chinesisch beherrscht, obwohl das gar nicht der Fall ist. Ebesowenig sei gewährleistet, dass digitale [[Computer]] allein dadurch [[Bewusstsein]] erlangen könnten, dass sie ein passendes [[Computerprogramm|Programm]] ausführen.
Um diese Problematik zu illustrieren, hat der US-amerikanische Philosoph [[John Searle]] das [[Gedankenexperiment]] des sog. „[[Chinesisches Zimmer|Chinesischen Zimmers]]“ entworfen. Searle stellt sich dabei einen geschlossenen Raum vor, in dem ein Mensch, der keinerlei Chinesisch versteht, in chinesischer Schrift gestellte Fragen anhand einer in seiner Muttersprache verfassten Anleitung mittels Kärtchen in chinesischer Schrift sinnvoll beantwortet. Personen außerhalb des Raums folgern daraus, dass der Mensch in dem Raum Chinesisch beherrscht, obwohl das gar nicht der Fall ist. Ebesowenig sei gewährleistet, dass digitale [[Computer]] allein dadurch [[Bewusstsein]] erlangen könnten, dass sie ein passendes [[Computerprogramm|Programm]] ausführen.

Version vom 8. August 2018, 17:16 Uhr

Der Turing-Test, der von dem britisch Logiker, Mathematiker und Informatiker Alan Turing 1950 in seiner Arbeit „Computing Machinery and Intelligence[1] eingeführt wurde, soll feststellen, ob eine Maschine ein intelligentes Verhalten zeigt, das von dem eines Menschen nicht unterscheidbar ist.

Für den Test entwarf Turing ein Spiel, das er „Imitation Game“ (Nachahmungs-Spiel) nannte. An ihm nehmen drei Spieler teil, ein Mann A, eine Frau B und ein Fragesteller C. Der Fragesteller C befindet sich dabei in einem anderen Raum als die von ihm befragten Spieler A und B. Durch geschickte Fragestellungen, die als Text in natürlicher Sprache per Fernschreiber übermittel werden, soll der Fragesteller C nun herausfinden, welcher der beiden Mitspieler die Frau ist. Die Antworten kommen ebenfalls per Fernschreiber. Der Mann A hat nun pikanterweise die Aufgabe, sich glaubhaft als Frau darzustellen. Diese Grundidee wird nun auf den Turing-Test übertragen, wobei aber der Spieler A durch einen Computer ersetzt wird.

Der Turing-Test konzentriert sich dabei rein auf die intellektuelle Kapazität der Maschine. Es geht um die grundlegende Frage: „Können Maschinen denken?“

„Das neue Problem hat den Vorteil, dass es eine ziemlich scharfe Grenze zwischen den physischen und intellektuellen Fähigkeiten eines Menschen zieht. Kein Ingenieur oder Chemiker behauptet, ein Material herstellen zu können, das von der menschlichen Haut nicht zu unterscheiden ist. Es ist möglich, dass dies irgendwann geschehen könnte, aber selbst wenn diese Erfindung verfügbar ist, sollten wir das Gefühl haben, dass es wenig Sinn macht, zu versuchen, eine "denkende Maschine" menschlicher zu machen, indem man sie in solch ein künstliches Fleisch kleidet. Die Form, in der wir das Problem formuliert haben, spiegelt diese Tatsache in der Bedingung wider, die verhindert, dass der Fragesteller die anderen Konkurrenten sieht oder berührt oder ihre Stimmen hört.“

Alan Turing: Computing Machinery and Intelligence, S. 2

Turing selbst hat nich klar ausgesprochen, ob der Fragesteller weiß, dass nun einer der beiden Mitspieler eine Maschine ist. Gemäß der Standard-Interpretation des Turing-Tests nimmt man an, dass der Fragesteller nun herausfinden soll, welcher Mitspieler menschlich und welcher eine Maschine ist. Kann der Fragesteller C auch nach intensiver Befragung nicht klar entscheiden, ob A oder B die Maschine ist, hat diese den Turing-Test bestanden.

Kritik

Sehr oft wird unter Turing-Test ein Test verstanden, der nachweisen soll, wann eine Machine künstliches Bewusstsein erlangt hat. Das ist aber aus prinzipiellen Gründen unmöglich, denn dazu müsste man sich schon in das Innere der Maschine begeben und das Bewusstsein der Maschein selbst erfahren können, was aber nicht geht, wie Thomas Nagel in seinem berühmten Aufsatz "How it is to be a bat" klargestellt hat. Unter der Prämisse, man wolle durch einen Turing-Test nachweisen, ob eine Maschine künstliches Bewusstsein hat, oder nicht, muss dem Turing-Test eine klare Absage erteilt werden. Wohl aber lässt sich zeigen, dass man eine Maschine bauen kann, die sich so verhält, "also ob" sie ein Mensch wäre und deren Verhalten und Reaktionen von denen eines Menschen praktisch nicht mehr zu unterscheiden sind. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, wann die Techniker so weit sein werden, und eine Machine bauen werden, die jeden beliebigen Turing-Test besteht. Dass sie dann allerdings immer noch über keinerlei Bewusstsein verfügt, sollte hinriechend deutlich geworden sein. Und selbst "wenn" sie ein eigenes Bewusstsein hätte, wäre dieses Bewusstsein eben niemals nachweisbar. Machinen, speziell Andoide, werden für den Menschen bis in alle Ewigkeit nur Androide, also Menschen zweiter Klasse bleiben. Das ist einfach ihr Schicksal auf diesem Planeten.

Um diese Problematik zu illustrieren, hat der US-amerikanische Philosoph John Searle das Gedankenexperiment des sog. „Chinesischen Zimmers“ entworfen. Searle stellt sich dabei einen geschlossenen Raum vor, in dem ein Mensch, der keinerlei Chinesisch versteht, in chinesischer Schrift gestellte Fragen anhand einer in seiner Muttersprache verfassten Anleitung mittels Kärtchen in chinesischer Schrift sinnvoll beantwortet. Personen außerhalb des Raums folgern daraus, dass der Mensch in dem Raum Chinesisch beherrscht, obwohl das gar nicht der Fall ist. Ebesowenig sei gewährleistet, dass digitale Computer allein dadurch Bewusstsein erlangen könnten, dass sie ein passendes Programm ausführen.

Einzelnachweise

  1.  Alan M. Turing: Computing Machinery and Intelligence. In: Mind. LIX, Nr. 236, 1950, ISSN 0026-4423, S. 433–460, doi:10.1093/mind/LIX.236.433 (Grundlagenartikel der Künstlichen Intelligenz, schlägt den „Turing-Test“ zur Überprüfung der Denkfähigkeit einer Maschine vor, PDF-Scan - OffPrint mit Autograph, Uni Münster, PDF - MIND, HTML-Transkription - CogPrints).