Mimesis: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''Mimesis''' ({{ELSalt|μίμησις}} ''mīmēsis'' „Nachahmung“) wird in den [[Kunst|Künsten]] seit der [[Wikipedia:Antike|Antike]] die nachahmende Darstellung der [[Natur]] bezeichnet<ref name="Duden">{{Duden|Mimesis}}</ref>, im Unterschied zur ''[[imitatio]]'', der kunstgerechten [[Nachahmung]] älterer, meist antiker Werke der [[Bildende Kunst|bildenden Kunst]] und [[Wikipedia:Literatur|Literatur]]. In der antiken [[Rhetorik]] auch die ''„Nachahmung eines Charakters mit Worten, die diesen Charakter besonders gut kennzeichnen“''<ref name="Duden"></ref> oder die ''„spottende Wiederholung der Rede eines anderen“''<ref name="Duden"></ref>.
Als '''Mimesis''' ({{ELSalt|μίμησις}} ''mīmēsis'' „Nachahmung“) wird in den [[Kunst|Künsten]] seit der [[Wikipedia:Antike|Antike]] die nachahmende Darstellung der [[Natur]] bezeichnet<ref name="Duden">{{Duden|Mimesis}}</ref>, im Unterschied zur ''[[imitatio]]'', der kunstgerechten [[Nachahmung]] älterer, meist antiker Werke der [[Bildende Kunst|bildenden Kunst]] und [[Wikipedia:Literatur|Literatur]]. In der antiken [[Rhetorik]] auch die ''„Nachahmung eines Charakters mit Worten, die diesen Charakter besonders gut kennzeichnen“''<ref name="Duden"></ref> oder die ''„spottende Wiederholung der Rede eines anderen“''<ref name="Duden"></ref>.


Während [[Aristoteles]] in seiner [[Wikipedia:Poetik (Aristoteles)|Poetik]] die ''mimesis'' positiv beurteilte und den Menschen sogar ob seines [[Nachahmung]]striebs, ohne den er nicht das geringste blernen würde, als ''zôon mimêtikôtaton'' charakterisierte, stand ihr [[Platon]] zwiespältig gegenüber. Als bloßen Abklatsch der äußeren [[sinnlich]]en Erscheinung wertete er sie gering, denn diese sei selbst nur ein Abglanz der [[Idee]], die die eigentliche [[Wirklichkeit]] darstelle, und wäre demnach nur mehr ein Abglanz des Abglanzes. Auch sah er die Gefahr, dass die ''mimesis'' ein dichterisches Eigenleben entwickle und dadurch ins Phantastische abgleite, wodurch sie sich nur noch mehr von der ideelen Wirklichkeit entferne.  
Während [[Aristoteles]] in seiner [[Wikipedia:Poetik (Aristoteles)|Poetik]] die ''mimesis'' positiv beurteilte und den Menschen sogar ob seines [[Nachahmung]]striebs, ohne den er nicht das geringste lernen würde, als ''zôon mimêtikôtaton'' charakterisierte, stand ihr [[Platon]] zwiespältig gegenüber. Als bloßen Abklatsch der äußeren [[sinnlich]]en Erscheinung wertete er sie gering, denn diese sei selbst nur ein Abglanz der [[Idee]], die die eigentliche [[Wirklichkeit]] darstelle, und wäre demnach nur mehr ein Abglanz des Abglanzes. Auch sah er die Gefahr, dass die ''mimesis'' ein dichterisches Eigenleben entwickle und dadurch ins Phantastische abgleite, wodurch sie sich nur noch mehr von der ideelen Wirklichkeit entferne.  


Positiv bewertete Platon allerdings die ''mimesis'', wenn sie ein ''unmittelbares'' Abbild der [[Ideenwelt]] liefere und dadurch der [[Erkenntnis]] diene. In diesem Sinn ersetzte bzw. ergänzte er in seinen Alterswerken den Begriff der [[Methexis]], der „Teilhabe“, durch den die sinnliche Erscheinungswelt der Ideen teilhaftig wird und gerade dadurch erst ihr - allerdings vergängliches - [[Sein]] gewinnt. Die Sinneswelt erschien ihm derart als ''mimetisches Abbild'' der Ideenwelt.
Positiv bewertete Platon allerdings die ''mimesis'', wenn sie ein ''unmittelbares'' Abbild der [[Ideenwelt]] liefere und dadurch der [[Erkenntnis]] diene. In diesem Sinn ersetzte bzw. ergänzte er in seinen Alterswerken den Begriff der [[Methexis]], der „Teilhabe“, durch den die sinnliche Erscheinungswelt der Ideen teilhaftig wird und gerade dadurch erst ihr - allerdings vergängliches - [[Sein]] gewinnt. Die Sinneswelt erschien ihm derart als ''mimetisches Abbild'' der Ideenwelt.

Version vom 27. August 2016, 22:47 Uhr

Als Mimesis (griech. μίμησις mīmēsis „Nachahmung“) wird in den Künsten seit der Antike die nachahmende Darstellung der Natur bezeichnet[1], im Unterschied zur imitatio, der kunstgerechten Nachahmung älterer, meist antiker Werke der bildenden Kunst und Literatur. In der antiken Rhetorik auch die „Nachahmung eines Charakters mit Worten, die diesen Charakter besonders gut kennzeichnen“[1] oder die „spottende Wiederholung der Rede eines anderen“[1].

Während Aristoteles in seiner Poetik die mimesis positiv beurteilte und den Menschen sogar ob seines Nachahmungstriebs, ohne den er nicht das geringste lernen würde, als zôon mimêtikôtaton charakterisierte, stand ihr Platon zwiespältig gegenüber. Als bloßen Abklatsch der äußeren sinnlichen Erscheinung wertete er sie gering, denn diese sei selbst nur ein Abglanz der Idee, die die eigentliche Wirklichkeit darstelle, und wäre demnach nur mehr ein Abglanz des Abglanzes. Auch sah er die Gefahr, dass die mimesis ein dichterisches Eigenleben entwickle und dadurch ins Phantastische abgleite, wodurch sie sich nur noch mehr von der ideelen Wirklichkeit entferne.

Positiv bewertete Platon allerdings die mimesis, wenn sie ein unmittelbares Abbild der Ideenwelt liefere und dadurch der Erkenntnis diene. In diesem Sinn ersetzte bzw. ergänzte er in seinen Alterswerken den Begriff der Methexis, der „Teilhabe“, durch den die sinnliche Erscheinungswelt der Ideen teilhaftig wird und gerade dadurch erst ihr - allerdings vergängliches - Sein gewinnt. Die Sinneswelt erschien ihm derart als mimetisches Abbild der Ideenwelt.

Siehe auch

Anmerkungen