Grab: Unterschied zwischen den Versionen

Aus AnthroWiki
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Das '''Grab''' ist ein Ort, wo der [[Leichnam]] verstorbener [[Mensch]]en, seltener auch von [[Tiere]]n, begraben, d.h. der [[Erde]] übergeben wird. Schon seit frühen Zeiten der menschlichen [[Kultur]] waren die Gräber Zentren des [[Totenkult]]s, an denen man die Verbindung mit den [[Tote]]n suchte. Waren es anfangs einfache Erdgräber, so entwickelte sich namentlich seit der [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptisch-chaldäischen Zeit]] eine immer aufwendigere Grabarchitektur bis hin zu den großen [[Pyramide]]en, die zugleich [[Einweihung]]sstätten waren. Heute muss allerdings eine viel geistigere Beziehung zu den Toten auch unabhängig von den Grabstätten und Grabmälern gefunden werden. In einem Brief an Pauline Gräfin von Kalckreuth schreibt [[Rudolf Steiner]]:
Das '''Grab''' ist ein Ort, wo der [[Leichnam]] verstorbener [[Mensch]]en, seltener auch von [[Tiere]]n, begraben, d.h. der [[Erde]] übergeben wird. Schon seit frühen Zeiten der menschlichen [[Kultur]] waren die Gräber Zentren des [[Totenkult]]s, an denen man die Verbindung mit den [[Tote]]n suchte. Waren es anfangs einfache Erdgräber, so entwickelte sich namentlich seit der [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptisch-chaldäischen Zeit]] eine immer aufwendigere Grabarchitektur bis hin zu den großen [[Pyramide]]n, die zugleich [[Einweihung]]sstätten waren. Heute muss allerdings eine viel geistigere Beziehung zu den Toten auch unabhängig von den Grabstätten und Grabmälern gefunden werden. In einem Brief an Pauline Gräfin von Kalckreuth schreibt [[Rudolf Steiner]]:


{{LZ|Uns handelt es sich um das Geistige,
{{LZ|Uns handelt es sich um das Geistige,

Version vom 8. August 2016, 11:51 Uhr

Das Grab ist ein Ort, wo der Leichnam verstorbener Menschen, seltener auch von Tieren, begraben, d.h. der Erde übergeben wird. Schon seit frühen Zeiten der menschlichen Kultur waren die Gräber Zentren des Totenkults, an denen man die Verbindung mit den Toten suchte. Waren es anfangs einfache Erdgräber, so entwickelte sich namentlich seit der ägyptisch-chaldäischen Zeit eine immer aufwendigere Grabarchitektur bis hin zu den großen Pyramiden, die zugleich Einweihungsstätten waren. Heute muss allerdings eine viel geistigere Beziehung zu den Toten auch unabhängig von den Grabstätten und Grabmälern gefunden werden. In einem Brief an Pauline Gräfin von Kalckreuth schreibt Rudolf Steiner:

„Uns handelt es sich um das Geistige, und auch in bezug auf das Physische obliegt es uns, geistig zu denken. Die irdischen Überreste eines Menschen bilden mit der ganzen Erde ein Ganzes, und es ist uns bei einem teuren Zugehörigen mit Bezug auf diesen Ort jede Stelle auf der Erde im Grunde genommen gleich nahe.“ (Lit.: Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 023, S. 19)

Die kulturelle Bedeutung der Grabarchitektur

„... der physische Leib ist der Vermittler zu dem, was dem eigentlichen Menschen, der aus geistigen Welten herunterkommt, von der Erde ganz fremd ist. Mit dem physischen Leib kann man auf der Erde stehen. Mit dem physischen Leib kann man unter irdischen Mineralien, Pflanzen und Tieren sein. Aber wenn der physische Leib abgelegt ist, dann ist die Seele wie nackt da, ist so da, wie sie nur in der geistigen Welt sein kann. Dann müßte die Seele, weil sie den physischen Leib abgelegt hat, sich sagen: Wie komme ich durch das Unreine der Tiere hindurch, um hinauszukommen aus der irdischen Region? Wie kann ich durch dasjenige, was in den Pflanzen das Licht verarbeitet, das Licht anzieht, das Licht verdichtet, wie kann ich aus diesem Pflanzlichen heraus, da ich doch zu den Weiten des Lichtes muß und ich gewöhnt worden bin, auf der Erde in dem verdichteten Lichte durch die Pflanzen zu leben? Wie komme ich über die Mineralien hinaus, die mich überall als Seele stoßen, wenn ich sie nicht durch meine leiblichen Säfte auflösen kann?

Das waren religiös-kulturelle Sorgen in alten Zeiten der Menschheitsentwickelung. Da haben die Menschen nachgesonnen, was sie für die Seelen, insbesondere für diejenigen Seelen, die ihnen wert waren, zu tun haben, damit diese die Linien, die Flächen, die Formen finden, durch die sie in die geistige Welt kommen können. Die Grabgewölbe, die Grabdenkmäler, die Grabbaukünste wurden entwickelt, die im Wesentlichen zunächst in ihren Formen darstellen sollten, was für die Seele da sein muß damit sie, wenn sie des physischen Leibes entblößt ist, nicht sich an Tieren, Pflanzen, Mineralien stößt, sondern längs der architektonischen Linien den Weg zurück in die geistige Welt findet. Deshalb sehen wir, wie in älteren Kulturen sich das unmittelbar aus dem Totenkult charakteristisch herausentwickelt. Wenn wir verstehen wollen, wie die älteren Architekturformen gebildet worden sind, müssen wir überall Rücksicht darauf nehmen zu verstehen, wie die Seele, wenn sie körperentblößt ist, ihren Weg in die geistige Welt zurückfindet. Durch die Mineralien, durch die Pflanzen, durch die Tiere kann sie ihn nicht finden. Durch die Formen, die sich über ihr architektonisch wölbten, glaubte man, da die Seele in einer gewissen Beziehung zum verlassenen Leib stünde, könne sie diesen Weg hinaus in die geistige Welt finden. In dieser Empfindung liegt einer der Grundimpulse für die Entstehung alter architektonischer Formen. Sie sind aus Totenbauten heraus entstanden, insofern die architektonischen Formen künstlerische waren, nicht bloße Nützlichkeitsformen. Das Künstlerische der Baukunst hängt innig mit dem Totenkultus zusammen oder auch damit, daß man wie in Griechenland der Athene, dem Apollo den Tempel baute. Denn gerade so, wie man der menschlichen Seele zuschrieb, daß sie nicht sich entfalten könne, wenn sie sich entfalten soll gegenüber der äußeren umgebenden Natur in Mineralien, Pflanzen, Tieren, so schrieb man auch dem Göttlich-Geistigen des Apollo, des Zeus, der Athene zu, daß sie sich nicht entfalten können, wenn sie umgeben sind von der bloßen Natur, wenn man ihnen nicht aus dem Geistigen des Menschen heraus die Formen schafft, durch welche sich das Seelische in den geistigen Kosmos hinaus entfalten kann. Wie die Seele zum Kosmos steht, das muß man studieren, dann wird man die Maße in den komplizierten Bauformen des alten Orients verstehen.“ (Lit.: GA 276, S. 32ff)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Künstlerische in seiner Weltmission, GA 276 (2002), ISBN 3-7274-2760-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe Nr. 023