Orpheus: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Orpheus''' ({{ELSalt|Ὀρφεύς}}) war ein hoher [[Eingeweihter]] und gilt als der berühmteste Sänger der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]]. Nach ihm werden seine Schüler als [[Orphiker]] bezeichnet und auch die altgriechische religiöse Strömung des [[Wikipedia:Orphismus|Orphismus]] ist nach ihm benannt.


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Der Sage nach wurde Orpheus in [[Wikipedia:Thrakien (Landschaft)|Thrakien]] in der Gegend des [[Wikipedia:Rhodopen|Rhodopengebirges]] als Sohn des [[Flussgott]]es [[Oiagros]] und der [[Muse (Mythologie)|Muse]] [[Kalliope]] geboren. [[Apollon]] überreichte ihm die [[Wikipedia:Lyra|Lyra]], die er von seinem Halbbruder [[Hermes]] erhalten hatte. Durch seinen wunderbaren Gesang und sein Saitenspiel vermochte Orpheus [[Mensch]]en und [[Tier]]e zu besänftigen und sogar [[Pflanze]]n und [[Stein]]e zu bezaubern.
 
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"Orpheus war der, welcher die griechischen Mysterien
eingerichtet hat. Der griechische Zeitraum ist der vierte innerhalb
unserer nachatlantischen Kultur, so daß gleichsam durch die
Kultur des Orpheus vorbereitet wurde, was der Menschheit später
durch das Christus-Ereignis gegeben worden ist. Für Griechenland
ist also Orpheus dieser große Vorbereiter. Was würde nun ein
moderner Mensch sagen, wenn ihm solch ein Mensch entgegentreten
würde, wie Orpheus es war? Er würde sagen: Es ist der Sohn dieses
Vaters und der Sohn jener Mutter -, ja die moderne Wissenschaft
wird vielleicht sogar nach den vererbten Merkmalen forschen. Es
gibt heute schon ein dickes Buch, das die sämtlichen vererbten
Merkmale aus den Goetheschen Familien zeigt und so Goethe summieren
möchte aus den vererbten Merkmalen. So hat man zur Zeit
des Orpheus nicht gedacht, hat nicht als das Wesentliche den äußeren
fleischlichen Menschen und dessen Eigenschaften angesehen,
sondern man hat als das Wesentliche in Orpheus dasjenige angesehen,
wodurch er der Inaugurator, der eigentliche Führer der vorchristlichen
griechischen Kultur hat werden können, und man war
sich klar, daß das, was als physisches Gehirn, als Nervensystem in
ihm lebte, nicht das Wesentliche ist. Als wesentlich betrachtete
man vielmehr, daß er in sich trug ein Element - in dem, was er
erlebte — das unmittelbar aus den übersinnlichen Welten herstammte
und das sich dann durch ihn auf dem Schauplatz, der durch seine
Persönlichkeit gegeben war, traf mit einem sinnlich-physischen Element.
Der Grieche sah in der Persönlichkeit des Orpheus nicht das
Fleischliche, das abstammt von Vater und Mutter, vielleicht auch
von Großvater und Großmutter; das war ihm ziemlich unwesentlich,
das war ihm nur der äußere Ausdruck, die Schale. Das Wesentliche
war ihm, was abstammte von einem Übersinnlichen und zusammentraf
mit einem Sinnlichen auf dem physischen Plan. Daher
sagte sich der Grieche: Wenn ich den Orpheus vor mir habe, kommt
das kaum in Betracht, daß er von einem Vater und einer Mutter
abstammt; aber das kommt in Betracht, daß sein Seelenhaftes, wodurch
er etwas geworden ist, abstammt von einem Übersinnlichen,
das nie mit dem physischen Plan etwas zu tun gehabt hat, und daß
auf dieses Übersinnliche in seiner Persönlichkeit durch das, was die
Menschen schon damals waren, ein Sinnlich-Physisches einwirken
und sich mit diesem Übersinnlichen verbinden konnte. Und weil
die Griechen in Orpheus als Wesentliches ein rein übersinnliches
Element sahen, deshalb sagten sie von ihm: er stammt ab von einer
Muse. Er war der Sohn einer Muse, Kalliope; er war nicht etwa
bloß der Sohn einer fleischlichen Mutter, sondern eines übersinnlichen
Elementes, das nie einen Zusammenhang hatte mit dem
Sinnlichen.
 
Wäre er nun bloß der Sohn der Muse Kalliope gewesen, so hätte
er nur zum Vorschein bringen können, was Kundgebung der übersinnlichen
Welt war. Aber er war vermöge seines Zeitalters auch
berufen, das zum Ausdruck zu bringen, was dem physischen Zeitalter
dienen sollte. Daher war er nicht nur Sprachrohr für die Muse,
für Kalliope, wie in früheren Zeiten die Rishis nur die Sprachrohre
für die übersinnlichen Mächte waren, sondern er lebte das Übersinnliche
so aus, daß Einfluß auf sein Ausleben die physische Welt hatte.
Daher stammt er ab von seinem Vater Oagros, der ein thrakischer
Flußgott war. Was Orpheus verkündete, war so auf der andern Seite
verbunden und angepaßt dem Klima Griechenlands, dem, was da
gab die äußere Natur Griechenlands, dem thrakischen Flußgott
Oagros." {{Lit|{{G|124|123f}}}}
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== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums'', [[GA 124]] (1995), ISBN 3-7274-1240-2 {{Vorträge|124}}
 
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[[Kategorie:Eingeweihter]] [[Kategorie:Griechische Mythologie]] [[Kategorie:Orpheus|!]]

Aktuelle Version vom 25. April 2025, 21:38 Uhr

Orpheus (griech. Ὀρφεύς) war ein hoher Eingeweihter und gilt als der berühmteste Sänger der griechischen Mythologie. Nach ihm werden seine Schüler als Orphiker bezeichnet und auch die altgriechische religiöse Strömung des Orphismus ist nach ihm benannt.

Der Sage nach wurde Orpheus in Thrakien in der Gegend des Rhodopengebirges als Sohn des Flussgottes Oiagros und der Muse Kalliope geboren. Apollon überreichte ihm die Lyra, die er von seinem Halbbruder Hermes erhalten hatte. Durch seinen wunderbaren Gesang und sein Saitenspiel vermochte Orpheus Menschen und Tiere zu besänftigen und sogar Pflanzen und Steine zu bezaubern.

"Orpheus war der, welcher die griechischen Mysterien eingerichtet hat. Der griechische Zeitraum ist der vierte innerhalb unserer nachatlantischen Kultur, so daß gleichsam durch die Kultur des Orpheus vorbereitet wurde, was der Menschheit später durch das Christus-Ereignis gegeben worden ist. Für Griechenland ist also Orpheus dieser große Vorbereiter. Was würde nun ein moderner Mensch sagen, wenn ihm solch ein Mensch entgegentreten würde, wie Orpheus es war? Er würde sagen: Es ist der Sohn dieses Vaters und der Sohn jener Mutter -, ja die moderne Wissenschaft wird vielleicht sogar nach den vererbten Merkmalen forschen. Es gibt heute schon ein dickes Buch, das die sämtlichen vererbten Merkmale aus den Goetheschen Familien zeigt und so Goethe summieren möchte aus den vererbten Merkmalen. So hat man zur Zeit des Orpheus nicht gedacht, hat nicht als das Wesentliche den äußeren fleischlichen Menschen und dessen Eigenschaften angesehen, sondern man hat als das Wesentliche in Orpheus dasjenige angesehen, wodurch er der Inaugurator, der eigentliche Führer der vorchristlichen griechischen Kultur hat werden können, und man war sich klar, daß das, was als physisches Gehirn, als Nervensystem in ihm lebte, nicht das Wesentliche ist. Als wesentlich betrachtete man vielmehr, daß er in sich trug ein Element - in dem, was er erlebte — das unmittelbar aus den übersinnlichen Welten herstammte und das sich dann durch ihn auf dem Schauplatz, der durch seine Persönlichkeit gegeben war, traf mit einem sinnlich-physischen Element. Der Grieche sah in der Persönlichkeit des Orpheus nicht das Fleischliche, das abstammt von Vater und Mutter, vielleicht auch von Großvater und Großmutter; das war ihm ziemlich unwesentlich, das war ihm nur der äußere Ausdruck, die Schale. Das Wesentliche war ihm, was abstammte von einem Übersinnlichen und zusammentraf mit einem Sinnlichen auf dem physischen Plan. Daher sagte sich der Grieche: Wenn ich den Orpheus vor mir habe, kommt das kaum in Betracht, daß er von einem Vater und einer Mutter abstammt; aber das kommt in Betracht, daß sein Seelenhaftes, wodurch er etwas geworden ist, abstammt von einem Übersinnlichen, das nie mit dem physischen Plan etwas zu tun gehabt hat, und daß auf dieses Übersinnliche in seiner Persönlichkeit durch das, was die Menschen schon damals waren, ein Sinnlich-Physisches einwirken und sich mit diesem Übersinnlichen verbinden konnte. Und weil die Griechen in Orpheus als Wesentliches ein rein übersinnliches Element sahen, deshalb sagten sie von ihm: er stammt ab von einer Muse. Er war der Sohn einer Muse, Kalliope; er war nicht etwa bloß der Sohn einer fleischlichen Mutter, sondern eines übersinnlichen Elementes, das nie einen Zusammenhang hatte mit dem Sinnlichen.

Wäre er nun bloß der Sohn der Muse Kalliope gewesen, so hätte er nur zum Vorschein bringen können, was Kundgebung der übersinnlichen Welt war. Aber er war vermöge seines Zeitalters auch berufen, das zum Ausdruck zu bringen, was dem physischen Zeitalter dienen sollte. Daher war er nicht nur Sprachrohr für die Muse, für Kalliope, wie in früheren Zeiten die Rishis nur die Sprachrohre für die übersinnlichen Mächte waren, sondern er lebte das Übersinnliche so aus, daß Einfluß auf sein Ausleben die physische Welt hatte. Daher stammt er ab von seinem Vater Oagros, der ein thrakischer Flußgott war. Was Orpheus verkündete, war so auf der andern Seite verbunden und angepaßt dem Klima Griechenlands, dem, was da gab die äußere Natur Griechenlands, dem thrakischen Flußgott Oagros." (Lit.: GA 124, S. 123f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.