Reichsapfel: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein erster Hinweis auf einen überreichten Reichsapfel findet sich kurz vor der Kaiserkrönung [[Heinrich II. (HRR)|Heinrichs II.]] durch Papst [[Benedikt VIII.]] am 14. Februar 1014. Benedikt VIII. und die römische Bürgerschaft zogen Heinrich II. weit entgegen und bereiteten ihm noch vor Rom einen feierlichen Empfang, wobei der Papst einen mit Edelsteinen besetzten und mit einem goldenen Kreuz geschmückten Reichsapfel aus Gold überreicht, den er zuvor für diesen Anlass hat fertigen lassen. Heinrich II. gab diesen Reichsapfel an das [[Abtei Cluny|Kloster Cluny]] weiter. Abt [[Odilo von Cluny]] hatte mit dem Hof am 25. Dezember 1013 in [[Pavia]] das Weihnachtsfest gefeiert und war auch bei der Kaiserkrönung zugegen.
Ein erster Hinweis auf einen überreichten Reichsapfel findet sich kurz vor der Kaiserkrönung [[Heinrich II. (HRR)|Heinrichs II.]] durch Papst [[Benedikt VIII.]] am 14. Februar 1014. Benedikt VIII. und die römische Bürgerschaft zogen Heinrich II. weit entgegen und bereiteten ihm noch vor Rom einen feierlichen Empfang, wobei der Papst einen mit Edelsteinen besetzten und mit einem goldenen Kreuz geschmückten Reichsapfel aus Gold überreicht, den er zuvor für diesen Anlass hat fertigen lassen. Heinrich II. gab diesen Reichsapfel an das [[Abtei Cluny|Kloster Cluny]] weiter. Abt [[Odilo von Cluny]] hatte mit dem Hof am 25. Dezember 1013 in [[Pavia]] das Weihnachtsfest gefeiert und war auch bei der Kaiserkrönung zugegen.


Ein Reichsapfel wird ferner im Jahre 1191 bei der Kaiserkrönung [[Heinrich VI. (HRR)|Heinrichs VI.]] dem neuen Kaiser überreicht. Die Form des Kreuzes und die Filigranornamente legen nahe, dass dieser Reichsapfel nicht wesentlich früher entstanden sein kann. Andererseits gibt es aber keine Anhaltspunkte dafür, dass der [[Reichsapfel (Reichskleinodien)|Reichsapfel des Heiligen Römischen Reiches]], der heute in der [[Schatzkammer (Wien)|Schatzkammer]] in Wien aufbewahrt wird, dem Kaiser überreicht wurde. Das ''[[Lexikon des Mittelalters]]'' schreibt dazu: „Die traditionellen Krönungsinsignien, darunter Zepter und Reichsapfel, wurden aus dem Hort beliebig ausgewählt.“<ref>Helmut Trnek: ''Reichsinsignien.'' In: ''[[Lexikon des Mittelalters]].'' Band 7: ''Planudes bis Stadt (Rus).'' Lexma, München 1995, ISBN 3-7608-8907-7, Sp. 623–626.</ref>
Ein Reichsapfel wird ferner im Jahre 1191 bei der Kaiserkrönung [[Heinrich VI. (HRR)|Heinrichs VI.]] dem neuen Kaiser überreicht. Die Form des Kreuzes und die Filigranornamente legen nahe, dass dieser Reichsapfel nicht wesentlich früher entstanden sein kann. Andererseits gibt es aber keine Anhaltspunkte dafür, dass der [[Reichsapfel (Reichskleinodien)|Reichsapfel des Heiligen Römischen Reiches]], der heute in der [[Schatzkammer (Wien)|Schatzkammer]] in Wien aufbewahrt wird, dem Kaiser überreicht wurde. Das ''[[Lexikon des Mittelalters]]'' schreibt dazu: „Die traditionellen Krönungsinsignien, darunter Zepter und Reichsapfel, wurden aus dem Hort beliebig ausgewählt.“<ref>Helmut Trnek: ''Reichsinsignien.'' In: ''Lexikon des Mittelalters.'' Band 7: ''Planudes bis Stadt (Rus).'' Lexma, München 1995, ISBN 3-7608-8907-7, Sp. 623–626.</ref>


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Regina Europa from Sebastian Münster's Cosmographia.jpg|Karte der [[Europa Regina]] mit Sizilien als goldenem Reichsapfel
Regina Europa from Sebastian Münster's Cosmographia.jpg|Karte der [[Europa Regina]] mit Sizilien als goldenem Reichsapfel
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== Reichsapfel in der Numismatik ==
[[Datei:Achtbrüdertaler 1609, CNG.jpg|mini|hochkant=1.6|[[Achtbrüdertaler]] von 1609, ein Reichstaler mit dem Reichsapfel]]
Die Reichstaler, vor allem die sächsischen Reichstaler der albertinischen- und ernestinischen Linie und die [[Wechseltaler]] tragen auf der Vorderseite in der Umschrift über dem Kopf des Herrschers einen kleinen Reichsapfel im Münzbild. (Siehe dazu auch: [[Münzstätte Dresden#Die Münzen der Münzstätte]] sowie [[Erbländischer Taler]] und [[Dreibrüdertaler (Kursachsen)]]). Hauptsächlich in Sachsen wurden so die Münzprägungen nach der Reichsmünzordnung gekennzeichnet.
Der [[Guter Groschen|Gute Groschen]] zu {{Bruch|1|24}}&nbsp;Reichstaler wurde wegen des großen Reichsapfels auch [[Apfelgroschen]] genannt.
Die sehr seltene goldene Münze Kursachsens, der [[Reichsgulden zu 21 Groschen (1584)]], eine ausgeprägte Rechnungsmünze, zeigt einen großen Reichsapfel, der ganz untypisch mit dem kursächsischen Staatswappen belegt ist.


== Siehe auch ==
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Aktuelle Version vom 28. Dezember 2019, 02:47 Uhr

Der Reichsapfel des Heiligen Römischen Reiches

Ein Reichsapfel (lateinisch Globus Cruciger, von globus „Kugel“, crux „Kreuz“ und gerere „tragen“) ist ein Herrschaftszeichen in Form einer Weltkugel mit aufgesetztem Kreuz.

Reichsapfel des Heiligen Römischen Reichs

Der Reichsapfel geht historisch auf den Globus der Römer zurück, der die Weltherrschaft des Römischen Reichs und damit die universale Reichsidee symbolisierte. Auf mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzen sind die deutschen Kaiser und Könige häufig mit dem Reichsapfel in der linken Hand dargestellt. Auch auf Münzen der rheinischen Pfalzgrafen (kurfürstliche Linien) ist der Reichsapfel dargestellt, denn sie hatten das Amt des Erztruchsesses inne, das durch den Reichsapfel symbolisiert wurde (Erzämter).

Ein erster Hinweis auf einen überreichten Reichsapfel findet sich kurz vor der Kaiserkrönung Heinrichs II. durch Papst Benedikt VIII. am 14. Februar 1014. Benedikt VIII. und die römische Bürgerschaft zogen Heinrich II. weit entgegen und bereiteten ihm noch vor Rom einen feierlichen Empfang, wobei der Papst einen mit Edelsteinen besetzten und mit einem goldenen Kreuz geschmückten Reichsapfel aus Gold überreicht, den er zuvor für diesen Anlass hat fertigen lassen. Heinrich II. gab diesen Reichsapfel an das Kloster Cluny weiter. Abt Odilo von Cluny hatte mit dem Hof am 25. Dezember 1013 in Pavia das Weihnachtsfest gefeiert und war auch bei der Kaiserkrönung zugegen.

Ein Reichsapfel wird ferner im Jahre 1191 bei der Kaiserkrönung Heinrichs VI. dem neuen Kaiser überreicht. Die Form des Kreuzes und die Filigranornamente legen nahe, dass dieser Reichsapfel nicht wesentlich früher entstanden sein kann. Andererseits gibt es aber keine Anhaltspunkte dafür, dass der Reichsapfel des Heiligen Römischen Reiches, der heute in der Schatzkammer in Wien aufbewahrt wird, dem Kaiser überreicht wurde. Das Lexikon des Mittelalters schreibt dazu: „Die traditionellen Krönungsinsignien, darunter Zepter und Reichsapfel, wurden aus dem Hort beliebig ausgewählt.“[1]

Siehe auch

Literatur

  • Percy Ernst Schramm: Sphaira, Globus, Reichsapfel. Wanderung und Wandlung eines Herrschaftszeichens von Caesar bis zu Elisabeth II. Ein Beitrag zum „Nachleben“ der Antike. Hiersemann, Stuttgart 1958.
  • Jan Keupp, Hans Reither, Peter Pohlit, Katharina Schober, Stefan Weinfurter (Hrsg.): „… die keyserlichen zeychen …“ Die Reichskleinodien – Herrschaftszeichen des Heiligen Römischen Reiches. Schnell + Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2002-4.
  • Sabine Haag, Franz Kirchweger, Katja Schmidtz-von Ledebur (Hrsg.): Schätze burgundischer Hofkunst in Wien. Kunsthistorisches Museum, Wien 2009, ISBN 978-3-85497-169-6.

Weblinks

Commons: Reichsapfel – Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
Commons: Reichsapfel in der Heraldik – Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Helmut Trnek: Reichsinsignien. In: Lexikon des Mittelalters. Band 7: Planudes bis Stadt (Rus). Lexma, München 1995, ISBN 3-7608-8907-7, Sp. 623–626.
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Reichsapfel aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.