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Wächter (Engel)
Als Wächter (Aramäisch: עִיר iyr ; Plural: עִירִין ʿiyrin; griech. ἐγρήγοροι egrḗgoroi → Grigori; eng. watcher) oder Heilige Wächter wird nach der biblischen Tradition eine bestimmte Gruppe von Engelwesenheiten bezeichnet. Die Bezeichnung kommt sowohl im Plural als auch im Singular im Buch Daniel (4.-2. Jahrhundert v. Chr.) vor, wo die Heiligkeit dieser Wesenheiten betont wird. Es gibt aber auch widerstrebende Wächter aus der Reihe der Widersacher. In den apokryphen Büchern Henochs (2.-1. Jahrhundert v. Chr.) werden sowohl gute als auch schlechte Wächter erwähnt, wobei der Schwerpunkt auf den rebellischen Wächtern liegt.
„Jene alte Anschauung hatte noch gewußt: Dringe ich hinüber in die geistige Welt, begleiten mich die Engel. - Oder wenn es Griechen waren, haben sie diese «Wächter» genannt. Solch ein Mensch, der hinausgegangen ist auf dem Wege des Geistes, der wußte sich begleitet von einem Wächter.“ (Lit.: GA 214, S. 24)
Gute Wächter im Buch Daniel
Im Buch Daniel gibt es im 4. Kapitel drei Verse, in denen die Heiligen Wächter erwähnt werden - zweimal im Singular (Dan 4,10 LUT, 4,14 LUT, 4,20 LUT) und einmal im Plural, wenn vom Rat der Wächter gesprochen wird. Der Begriff «Wächter» wird von König Nebukadnezar II. geprägt, nachdem er eine erschreckende Traumvision gehabt hatte, die seine Zeichendeuter, Weisen, Wahrsager und Sternkundigen nicht zu deuten vermochten. Zuletzt tritt Daniel, der auch Beltschazar heißt, vor ihn hin. Ihm berichtet Nebukadnezar wie folgt:
„7 Dies sind aber die Gesichte, die ich gesehen habe auf meinem Bett: Siehe, es stand ein Baum in der Mitte der Erde, der war sehr hoch. 8 Und er wurde groß und mächtig, und seine Höhe reichte bis an den Himmel, und er war zu sehen bis ans Ende der ganzen Erde. 9 Sein Laub war dicht und seine Frucht reichlich, und er gab Nahrung für alle. Die Tiere des Feldes fanden Schatten unter ihm, und die Vögel des Himmels saßen auf seinen Ästen, und alles Fleisch nährte sich von ihm. 10 Und ich sah ein Gesicht auf meinem Bett, und siehe, ein heiliger Wächter fuhr vom Himmel herab. 11 Der rief laut und sprach: Haut den Baum um und schlagt ihm die Äste weg, streift ihm das Laub ab und zerstreut seine Frucht, dass die Tiere, die unter ihm liegen, weglaufen und die Vögel von seinen Zweigen fliehen. 12 Doch lasst den Stock mit seinen Wurzeln in der Erde bleiben; er soll in eisernen und ehernen Ketten auf dem Felde im Grase liegen. Vom Tau des Himmels soll er nass werden und soll sein Teil haben mit den Tieren an den Kräutern der Erde. 13 Und das menschliche Herz soll von ihm genommen und ein tierisches Herz ihm gegeben werden, und sieben Zeiten sollen über ihn hingehen. 14 Dieser Befehl ist im Rat der Wächter beschlossen, und das Gebot ist eine Entscheidung der Heiligen, damit die Lebenden erkennen, dass der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie geben kann, wem er will, und selbst den niedrigsten der Menschen über sie setzen kann. 15 Solch einen Traum hab ich, König Nebukadnezar, gehabt; du aber, Beltschazar, sage, was er bedeutet.“
Daniel, erschrocken über den Inhalt dieser Traumvision, denkt eine Weile nach, dann spricht er:
„17 Der Baum, den du gesehen hast, der groß und mächtig wurde und dessen Höhe an den Himmel reichte und der zu sehen war auf der ganzen Erde, 18 dessen Laub dicht und dessen Frucht reichlich war, sodass er Nahrung für alle gab, unter dem die Tiere des Feldes wohnten und auf dessen Ästen die Vögel des Himmels saßen – 19 das bist du, König, der du so groß und mächtig bist; denn deine Macht ist groß und reicht bis an den Himmel und deine Gewalt bis ans Ende der Erde. 20 Dass aber der König einen heiligen Wächter gesehen hat vom Himmel herabfahren, der sagte: »Haut den Baum um und zerstört ihn, doch den Stock mit seinen Wurzeln lasst in der Erde bleiben; er soll in eisernen und ehernen Ketten auf dem Felde im Grase liegen, und vom Tau des Himmels soll er nass werden und mit den Tieren des Feldes zusammenleben, bis über ihn sieben Zeiten hingegangen sind«; 21 das, König, bedeutet – und zwar erging es als Ratschluss des Höchsten über meinen Herrn, den König –: 22 Man wird dich aus der Gemeinschaft der Menschen verstoßen, und du musst bei den Tieren des Feldes bleiben, und man wird dich Kraut fressen lassen wie die Rinder, und du wirst vom Tau des Himmels nass werden, und sieben Zeiten werden über dich hingehen, bis du erkennst, dass der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie gibt, wem er will. 23 Wenn aber gesagt wurde, man sollte dennoch den Stock des Baumes mit seinen Wurzeln übrig lassen, das bedeutet: Dein Königreich soll dir erhalten bleiben, sobald du erkannt hast, dass der Himmel die Gewalt hat. 24 Darum, mein König, lass dir meinen Rat gefallen und mache dich los und ledig von deinen Sünden durch Gerechtigkeit und von deiner Missetat durch Wohltat an den Armen, so wird es dir lange wohlergehen.“
Die Wächter in den Büchern Henochs
In den Büchern Henochs werden die Wächter häufig thematisiert. Das 1. Buch Henoch schildert insbesondere den Fall der Wächter. Das Buch der Wächter (1 Henoch 6-36), das vermutlich auf das 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr. datiert, erscheint in den aramäischen Fragmenten mit der Bezeichnung irin we-qadishin, „Wächter und Heilige“ als Anspielung auf das aramäische Buch Daniel. Das aramäische Wort ʿiyrin ("Wächter", Plural) wird in den griechischen und äthiopischen Übersetzungen als "Engel" (griechisch: angelos, koptisch: malah) wiedergegeben, obwohl der übliche aramäische Begriff für Engel malakha im aramäischen Henoch nicht vorkommt.
Gottessöhne und Menschentöchter
Der hier geschilderte Fall der Wächter steht in engem Bezug zu der im 6. Kapitel der Genesis geschilderten Geschichte von den Gottessöhnen und Menschentöchtern. Laut dieser biblischen Erzählung hatten die Gottessöhne an den Menschentöchtern Gefallen gefunden und gingen mit diesen eine unheilsame Verbindung ein, aus der das Geschlecht der Riesen hervorging, die zugleich die berühmten Heroen der Vorzeit waren.
„1 Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, 2 da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. 3 Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn er ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertzwanzig Jahre. 4 Es waren Riesen zu den Zeiten und auch danach noch auf Erden. Denn als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten.“
Noch ausführlicher berichtet darüber das Buch der Wächter. Die Bezeichnung ʿiyrin ("Wächter", Plural) wird in erster Linie auf die ungehorsamen Wächter angewandt, die insgesamt 200 waren und deren Anführer genannt werden; aber auch die gehorsamen Erzengel, die sie anketten, wie z. B. Raphael (1 Henoch 22,6), werden mit dem aramäischen iyr ("Wächter", Singular) bezeichnet.
„6: 1. Es geschah, nachdem die Menschenkinder sich gemehrt hatten in diesen Tagen, daß ihnen herrliche und schöne Töchter geboren wurden. 2. Und als die Engel, die Söhne des Himmels sie erblickten, erbrannten sie in Liebe zu ihnen und sprachen zueinander: Kommt, laßt uns für uns Weiber auswählen aus der Nachkommenschaft der Menschen und laßt uns Kinder zeugen. 3. dann sprach Samjaza, ihr Anführer, zu ihnen: ich fürchte, daß ihr vielleicht der Ausführung dieses Unternehmens abgeneigt werdet, 4. und daß ich allein dulden müßte für ein schweres Verbrechen. 5. Aber sie antworteten ihm und sprachen: Wir schwören alle, 6. und verpflichten uns durch Verwünschungen gegenseitig, daß wir nicht ändern unser Vorhaben, sondern ausführen unser beabsichtigtes Unternehmen. 7. Dann schworen sie alle einander und alle verpflichteten sich durch gegenseitige Verwünschungen. Ihre Zahl betrug zwei Hundert, welche herabstiegen auf Ardis, den Gipfel des Berges Armon. 8. Dieser Berg wurde deshalb Armon genannt, weil sie geschworen hatten auf ihm und sich gebunden durch gegenseitige Verwünschungen. 9. Dies sind die Namen ihren Häupter: Samjaza, welcher ihr Führer war, Urakabarameel, Akibeel, Tamiel, Ramuel, Danel, Azkeel, Sarakujal, Afael, Armers, Batraal, Anane, Zavebe, Samsaveel, Ertael, Turel, Jomjael, Arazjal. Dies waren die Vorsteher der zweihundert Engel und die Übrigen waren mit ihnen.
7: 1. Dann nahmen sie Weiber, ein jeder wählte sich; ihnen begannen sie sich zu nahen und ihnen wohnten sie bei, lehrten sie Zauberei, Beschwörungen und das Teilen von Wurzeln und Bäumen. 2. Und die Weiber empfingen und gebaren Riesen, deren Länge dreihundert Ellen betrug. 3. Diese verschlangen allen Erwerb der Menschen, bis es unmöglich wurde, sie zu ernähren. 4. Da wandten sie sich gegen Menschen, um sie zu essen, 5. und begannen zu verletzen Vögel, Tiere, Gewürm und Fische, ihr Fleisch zu essen eins nach dem andern und zu trinken ihr Blut. 6. Dann tadelte die Erde die Ungerechten.“
Literatur
- Rudolf Steiner: Das Geheimnis der Trinität, GA 214 (1999), ISBN 3-7274-2140-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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