Purpur (Farbe)

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Purpur (Lila)
Farbcode: #629
Purpur (Violett)
Farbcode: #800080
Purpur (Weinrot)
Farbcode: #903
Die Purpurgerade zwischen Blau und Rot im Chromatizitätsdiagramm

Purpur ist die allgemeine Bezeichnung für Nuancen zwischen Rot und Blau[1] (physikalisch gesehen zwischen Rot und Violett). Die Farbe Purpur entspricht mithin einem Farbreiz, der sowohl die L- als auch die S-Zapfen erregt. Die farbstärksten Purpurtöne liegen auf der Purpurlinie der CIE-Normfarbtafel, auf der alle für das menschliche Auge wahrnehmbaren Farbtöne (mit einer normierten Helligkeit) repräsentiert sind.

Etymologie

Das Wort Purpur wird sächlich oder männlich benutzt. Es geht auf ahd. purpur[a] [weiblich] zurück, das dem lat. purpura entstammt. Es ist entlehnt aus altgriech. πορφύρα porphyra für den Farbstoff der Purpurschnecke.[2]

Um die blauroten Farbtöne einzudeutschen, wurde – beispielsweise von Ostwald, aber auch von Goethe – die Farbeigenschaft „Veil“, abgeleitet von Veilchen genutzt.

Farblehre

Gegenüberstellung von Indigo und Purpur als Ausfärbung
Purpur: purple
Blau und Purpur

Purpur ist definitionsgemäß der Farbbereich aller Farbtöne der Purpurgeraden zwischen den Farbreizen des langwelligsten sichtbaren spektralen Rot (L-Zapfen) und des kurzwelligsten sichtbaren spektralen Violett (S-Zapfen). Die Spektralfarbe Violett wird bei Emission von 380 bis etwa 420 Nanometer wahrgenommen. Im Chromatizitätsdiagramm findet sich Violett am blauen Ende des Kurvenzuges bei (x;y) = (0,17; 0).

Eine Spektralfarbe Purpur gibt es definitionsgemäß nicht, jenseits des Blau schließt sich Violett an, das zum Ultraviolett überleitet. Es besteht Uneinigkeit über die Zuordnung zu den Purpurtönen. Das kann seine Ursache in individuellen Varianten bei der Wahrnehmung haben, insbesondere dadurch, dass sich hier Farbreize am Rande des Sichtbaren auswirken.

Die Bezeichnung verschiedener Nuancen zwischen blauem Rot und rotem Blau ist nur unscharf festgelegt, insbesondere da die Spektralfarbe Violett empfindungsgemäß ähnlich ist. Die Abgrenzung der „blauroten Farbtöne“, also auch des Purpur, ist schwierig und unterliegt individuellen und kulturgeschichtlichen Bewertungen.[3] Dem Purpur verwandt sind die Farbtöne:

  • Indigo, ein dem Violett im Spektrum nahes Blau
  • Fuchsin, der Farbton der Fuchsie
  • Magenta, eine Grundfarbe des CMYK-Farbmodells
  • lila, violett
  • pink
  • rosa, eine helle Abmischung eines sehr rötlichen Blau
  • pflaumenfarben, ein Begriff der Mode, in Variationsbreite der Frucht
  • orchideenfarben, ein Begriff der Modeindustrie, bei Netscape: DA 70 D6
  • Mauve, malvenfarben; die erste synthetische Teerfarbe war das Mauvein.

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Violett und Lila anstatt von Purpur benutzt, gehoben eher Violett als Lila, wobei letzteres durch die Benutzung in der Fibel bekannt wurde und so aus der Hochsprache versetzt wurde.

Eine Abgrenzung der Farbnamen ist uneingeschränkt mit Farbsystemen möglich, wie den Webfarben, dem RAL-System[4] oder Farbkatalogen, wie dem NCS oder dem Pantone-Farbfächer.[5]

Die Farbvalenz Purpur ergibt sich durch additive Mischung der Farblichter Rot und Blau. Bei der additiven Farbmischung des RGB-Farbraums, also bei Lichtfarben, ist helles Purpur das Mischergebnis der Primärfarben Orangerot und Blauviolett und somit selbst eine Sekundärfarbe. Bei der subtraktiven Farbmischung des CMYK-Farbraums ist der Purpurton „Magenta“ dagegen eine Primärfarbe.

Einige Farbbeispiele zu verschiedenen Farbbezeichnungen im Bereich zwischen Rot und Blau
angepasst an Netscape-Farbnamen[6]
Purpur
Fuchsin
Magenta
Indigo Dunkelmagenta Dunkelrosarot Violett Dunkelviolett Blauviolett Mittelviolettrot Blassviolettrot

RAL-Farben

Im RAL-Farbsystem sind die Farben RAL 3004 Purpurrot und RAL 4006 Verkehrspurpur definiert. RAL 3004 Purpurrot wurde von der Deutschen Bundesbahn von Anfang der 1950er Jahre bis Mitte der 1970er Jahre für Diesellokomotiven, Schlafwagen und Speisewagen sowie bis Ende der 1980er Jahre für den unteren Bereich der Trans-Europ-Express- und InterCity-Fahrzeuge (1. Klasse und Speisewagen) und schneller Elektrolokomotiven verwendet.

Historische Verwendung

Pontifikalhandschuh
Wiener Genesis
Kardinal Richelieu

Begriffsbestimmung

Im Laufe der Geschichte hat sich die Bedeutung der Bezeichnung Purpur geändert. Bis weit über das Mittelalter gab es nicht immer eine Notwendigkeit, die Farbbezeichnung exakt zu fassen. Manchmal wurde sie auch nach der Herkunft oder der kulturellen Bedeutung der farbgebenden Komponente bezeichnet.

Den in den Schilderungen der Kreuzigung Christi erwähnten Spottmantel bezeichnen die Evangelisten Markus (Mk 15,17 EU) und Johannes (Joh 19,5 EU) als altgriech. πορφυροῦς, deutsch ‚purpurn‘, während Matthäus (Mt 27,28 EU) ihn als altgriech. κοκκίνην, deutsch ‚scharlachrot‘ beschreibt.

Herstellung

Der echte Purpurfarbstoff ist einer der teuersten Farbstoffe der Welt. Er wird aus verschiedenen Purpurschnecken (vor allem Haustellum brandaris und Haustellum trunculus) gewonnen und färbt Stoffe je nach Schneckenart, Geschlecht, Ernährung und Dauer des einzelnen Färbeprozesses grün, altrosa, tiefrot, blau, violett oder fast schwarz. Dieser schwarze, beziehungsweise tiefdunkel-violette Purpur war das Ergebnis des längsten Färbeprozesses, unter Zugabe von reichlichem Schneckensekret. Im Mittelmeerraum, wo man die Tiere zur Farbgewinnung tötete, waren in der Antike vor allem die Phönizier die Produzenten des Farbstoffs.

Bei den Mixteken in Mittelamerika wurden die Purpurschnecken „gemolken“ und anschließend wieder lebend auf den Felsen zurückgesetzt. Diese Technik ist bis heute überliefert.

Geschichte

Im alten Rom war Purpur den Togen und einige Zeit sogar nur den Schärpen der Senatoren vorbehalten. Es war der Farbstoff der Toga von Triumphatoren und des Kaisers. Seit dem Frühmittelalter waren die Hauptlieferanten der begehrten Purpurprodukte in der Stadt Konstantinopel ansässig. Auch hier war Purpur den Kaisern vorbehalten.

Ab dem 4. oder 5. Jahrhundert wurden wertvolle Handschriften auf purpurgefärbtem Pergament geschrieben. Erhalten sind Evangelien- und andere biblische Texte. Seit dem 10. Jahrhundert werden auch besondere Urkunden auf purpurgefärbtem Pergament verfasst, meist Abschriften päpstlicher Vereinbarungen für die Empfänger.

Zwei Kardinäle und ein Bischof

Später wurde die Farbe innerhalb der katholischen Kirche den Kardinälen vorbehalten, die daher auch als „Purpurträger“ bezeichnet werden, obwohl die Farbe ihrer Amtstracht ein leuchtendes Scharlachrot ist. Der Ausdruck geht auf den (heute nicht mehr verwendeten) Purpurmantel zurück, den Papst Paul II. 1464 als Kleidungsstück für Kardinäle einführte. Zwar nicht mit Purpur gefärbt, ihm aber farblich ähnlich ist das Violett der römisch-katholischen Bischofsgewänder.

Ab der frühen Neuzeit wurde der Farbstoff zunehmend durch schon im römischen Reich bekannte billigere, aber farblich sehr ähnliche Farbstoffe ersetzt.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Purpur - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Frederic C. Mish (Redaktion): Webster’s Ninth New Collegiate Dictionary. Merriam-Webster, Springfield 1983, ISBN 0-87779-508-8, S. 957.
  2. Purpur im Lexikon der Farbstoffe
  3. Ausgiebige Dokumentation zu diesen Fragen findet man unter den relevanten Stichwörtern in William Jervis Jones: Historisches Lexikon deutscher Farbbezeichnungen, Akademie Verlag/De Gruyter, Berlin 2013.
  4. RAL-Institut
  5. Pantone-Katalog: GoeGuide uncoated (englisch)
  6. Netscape-Farbnamen (120 zusätzliche Farben) bei SELFHTML

Die in diesem Artikel angezeigten Farben sind nicht farbverbindlich und können auf verschiedenen Monitoren unterschiedlich erscheinen.
Eine Möglichkeit, die Darstellung mit rein visuellen Mitteln näherungsweise zu kalibrieren, bietet das nebenstehende Testbild (nur wenn die Seite nicht gezoomt dargestellt wird):
Tritt auf einer oder mehreren der drei grauen Flächen ein Buchstabe („R“ für Rot, „G“ für Grün oder „B“ für Blau) stark hervor, sollte die Gammakorrektur des korrespondierenden Monitor-Farbkanals korrigiert werden. Das Bild ist auf einen Gammawert von 2,2 eingestellt, das ist der gebräuchliche Wert bei TV-Geräten und Computern mit Windows oder macOS (ab Version 10.6)


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