Murphys Gesetz

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Murphys Gesetz (englisch Murphy’s law) ist eine auf den US-amerikanischen Ingenieur Edward A. Murphy jr. zurückgehende Lebensweisheit, die eine Aussage über menschliches Versagen bzw. über Fehlerquellen in komplexen Systemen macht.

Allgemeines

Außerhalb der Rechtswissenschaft (hier gibt es formale Gesetze) spricht man in den übrigen Wissenschaften von einem Gesetz oder einer Gesetzmäßigkeit, wenn aus einer Theorie orts-, zeit- und kulturunabhängige allgemeingültige Aussagen abgeleitet werden, die weltweit dauerhaft, aber nicht immer ausnahmslos, gelten. Naturgesetze sind in der Naturwissenschaft dagegen ausnahmslos geltende Regeln für den Ablauf des Geschehens.[1] Murphys Gesetz baut auf Erfahrungswerten auf, aus denen eine Prognose abgeleitet wird, die nicht zwingend eintreten muss. Murphys Gesetz gilt mithin nicht ausnahmslos.

Überblick

Murphys Gesetz lautet:

„Anything that can go wrong will go wrong.“

„Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“

Es geht wohl auf John W. Campbell Jr. (1910–1971) zurück (siehe Finagles Gesetz) und wurde als Murphys Gesetz weltweit bekannt.

Der Ingenieur Captain Edward A. Murphy nahm 1949 am Raketenschlittenprogramm der US Air Force auf einem kalifornischen Testgelände teil. Bei dem Test sollte herausgefunden werden, welche Beschleunigungen der menschliche Körper aushalten kann. Anlässlich eines kostspieligen Experimentes wurden am Körper der Testperson sechzehn Messsensoren befestigt. Die Sensoren konnten auf zwei Arten befestigt werden: In der richtigen Position und in einer 90°-Abweichung von dieser. Das Experiment schlug fehl, weil jemand sämtliche Sensoren falsch angeschlossen hatte. Diese Erfahrung veranlasste Murphy, sein Gesetz zu formulieren. Die Urfassung lautete:

„If there’s more than one possible outcome of a job or task, and one of those outcomes will result in disaster or an undesirable consequence, then somebody will do it that way.“

„Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonstwie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.“

Einige Tage später zitierte Major John Paul Stapp dies bei einer Pressekonferenz.[2]

Mit Murphys Gesetz haben sich vor allem Natur- und Ingenieurwissenschaftler auseinandergesetzt. Es wird in der modernen Technik als heuristischer Maßstab bzw. als Erfahrungswissen für Fehlervermeidungsstrategien in der Arbeitswelt angewendet (unter anderem in der Informatik und der QualitätssicherungFail-Safe-Prinzip, beispielsweise Ausfallsicherheit durch redundante Systeme). Dies stellt das scheinbar witzige „Gesetz“ auf eine wissenschaftliche Basis.

Die reduzierte Variante des Gesetzes (Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen) ist zudem systembezogen, das heißt, es ist nur auf geschlossene Systeme oder Versuchsanordnungen anwendbar. Sobald es auf zukünftige oder unabgeschlossene Handlungen oder Vorgänge angewandt wird, kann ein zunehmender Einfluss von (als ordnend empfundenen) Faktoren beobachtet werden, die das „Gesetz“ ins Wanken bringen, wie unter anderem Stefan Klein bewiesen hat.

Dies äußert sich im täglichen Leben dadurch, dass häufig nicht der schlimmstmögliche Fall eintritt, in diesen seltenen Fällen jedoch an Murphys Gesetz erinnert wird (siehe auch kognitive Verzerrung).

Rezeption

Dem Autor Ulf Heuner zufolge hat Murphys Gesetz weder etwas mit Entropie noch mit Zufall oder Wahrscheinlichkeit zu tun, sondern mit Notwendigkeit. Er führt als Beispiel an, dass, wenn ein altes, zerfallenes Haus irgendwann einstürze, dies dem Gesetz der Entropie und nicht Murphys Gesetz folgend geschehe. Stürzt ein Haus gleich nach Erbauung ein, dann sei etwas schiefgegangen. Das Paradoxe an Murphys Gesetz sei, dass für Dinge, die schiefgehen, sehr häufig Menschen verantwortlich seien, aber daneben bestimmte Faktoren, die nicht in der Macht einzelner Menschen stehen, dafür sorgen, dass etwas irgendwann (notwendigerweise) schiefgeht. Als solche Faktoren macht er z. B. unkontrollierbare Handlungen der Mitmenschen aus, unbewusste Sabotageakte unseres Gehirns, den eigenen, unbändigen Willen unseres Körpers oder die Tücke des Objekts. Unter Umständen könnten alle Faktoren zusammen die „Katastrophe“ herbeiführen.[3]

Gelegentlich wird Murphys Gesetz fälschlicherweise dem Philosophen, Theologen und Amateurpsychologen Joseph Murphy zugeschrieben, dessen Theorie aber lautete: „Was man dem Unbewussten als wahr übermittelt, wird wahr.“[4]

Murphys Gesetz wird oft persifliert. Diese Persiflagen ähneln Murphys Gesetz, haben aber nicht immer etwas damit zu tun und sind selten ernst gemeint. So wurde beispielsweise auch mit dieser Formulierung ein Bezug zum Fußball hergestellt: „Beim Fußball fällt immer dann ein Tor, wenn man sich gerade ein Bier holt“. Bei den Pfadfindern heißt es: „Der Rauch eines Lagerfeuers zieht immer dahin, wo man sitzt.“ Auch in der Computerprogrammierung gibt es eine Regel, die Murphys Gesetz nachempfunden ist: Sie lautet: „Jedes fertige Programm, das läuft, ist veraltet.“ Es gibt sogar „Murphys goldene Kundenregeln“. Dazu dürfte auch der Grundsatz gehören: „Lächle ... denn morgen wird es noch schlimmer“.[5][6] Eine versöhnliche Ergänzung von Murphys Gesetz lautet: „[…] und man findet immer jemanden, der es wieder in Ordnung bringt.“

Eine Umkehrung von Murphys Gesetz findet sich in Yhprums Gesetz.

Sonstiges

  • Robert Matthews von der Aston University in Birmingham hat 1996 für seine Studien zu Murphys Gesetz, insbesondere für den Nachweis, dass Toastbrotscheiben einer ihnen innewohnenden Tendenz unterliegen, auf die gebutterte Seite zu fallen, den Ig-Nobelpreis erhalten.[7]
  • Das Konzept der Trickserie Schlimmer geht’s immer mit Milo Murphy (engl. Originaltitel Milo Murphy’s Law) ist Murphys Gesetz. Die Hauptfigur Milo ist als ein Nachkomme Murphys ausgebildet.

Siehe auch

Literatur

  • Arthur Bloch: Gesammelte Gründe, warum alles schiefgeht, was schiefgehen kann! Wilhelm Goldmann, München 1985, ISBN 978-3-442-10046-0.
  • Peter Helling, Bernhard Spengler, Thomas Springer: Fehler richtig geplant. Verlag Bau und Technik, Erkrath 1987, ISBN 3-7640-0232-8.
  • Joachim Graf: Murphys Computergesetze. Markt und Technik, Haar bei München 1990, ISBN 3-89090-949-3.
  • Joachim Graf: Murphys gemeinste Computergesetze. Markt und Technik, Haar bei München 1998, ISBN 3-8272-9032-5.
  • Stefan Klein: Alles Zufall. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2005, ISBN 978-3-499-61596-2.
  • Ulf Heuner: Patzer, Pannen, Missgeschicke. Das erste Überlebenshilfebuch. Klett-Cotta, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-608-94447-1.
  • Paul Watzlawick Anleitung zum Unglücklichsein. Piper, München 2009, ISBN 978-3-492-24938-6.

Weblinks

 Wiktionary: Murphys Gesetz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Max Apel/Peter Ludz, Philosophisches Wörterbuch, 1958, S. 110; ISBN 978-3-11-006729-3
  2. Reto U. Schneider: Der grosse Bremser. In: Spiegel. Mai 2006, S. 89.
  3. Ulf Heuner, Patzer, Pannen, Missgeschicke. Das erste Überlebenshilfebuch, 2007, S. 46 ff.
  4. Joseph Murphy, Die Macht Ihres Unterbewusstseins, 1963, S. 1 ff.; ISBN 978-3-424-20166-6
  5. Heinrich Zankl: Fundamentales Prinzip - Murphys Gesetz und seine Anwendungen. In: Irrwitziges aus der Wissenschaft. Wiley-VCH. Weinheim. 2008. S. 60–65. ISBN 978-3-527-32114-8
  6. J. Graf: Murphys Computergesetze. Markt und Technik. Haar 1990
  7. Robert Matthews: Tumbling toast, Murphy’s Law and the fundamental constants. In: European Journal of Physics. Band 16, Nr. 4, 18. Juli 1995, S. 172–176.
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