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Krise nach Rudolf Steiners Tod
Für den Fall seines Ablebens hatte Rudolf Steiner in Bezug auf die Anthroposophische Gesellschaft und die Hochschule keine Anweisungen gegeben. Der fünfköpfige Vorstand der Gesellschaft, den Steiner erst gut ein Jahr zuvor berufen hatte, war ratlos und zerstritt sich bald.[1] Insbesondere konnte keine Einigkeit darüber erzielt werden, ob man Steiners Initiativen fortsetzen oder realistischerweise nur noch das Vorhandene verwalten könne. Ende 1925 wurde Albert Steffen als Vorsitzender und damit formal als Nachfolger Steiners gewählt. Auf Initiative namentlich von Ita Wegman beschloss man bald darauf, die Hochschule formal weiter bestehen zu lassen, indem man die schon unter Steiner begonnene Gepflogenheit aufgriff, dass ausgewählte Persönlichkeiten (Lektoren) das Recht erhielten, Steiners mitgeschriebene „Klassenstunden“ andernorts zu verlesen oder frei zu rezitieren. Der Dornacher Vorstand verlor jedoch zunehmend an Bedeutung, und in mehreren Ländern spalteten sich neue Gruppierungen von der Anthroposophischen Gesellschaft ab, teils unter Beteiligung einzelner Vorstandsmitglieder. 1935 beschloss deshalb die Generalversammlung auf Betreiben Steffens, die daran beteiligten Personen – darunter die Vorstandsmitglieder Ita Wegman und Elisabeth Vreede und andere führende Anthroposophen in Deutschland, Holland und England – aus der Gesellschaft auszuschließen.
Parallel zu diesem Zerfall der Anthroposophischen Gesellschaft entwickelten sich jedoch die von Steiner angeregten Kulturimpulse weiter, so die Waldorfbewegung durch Gründung neuer Schulen und die künstlerischen Initiativen Steiners, die unter der Leitung Marie Steiners fortgeführt wurden.
Die Verfügungsgewalt über Rudolf Steiners Werk, das neben der als Alleinerbin eingesetzten Witwe Rudolf Steiners auch von der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft (AAG) in Dornach (Schweiz) beansprucht wurde, blieb jedoch umstritten, bis sich Marie Steiner auch rechtlich als von Rudolf Steiner eingesetzte Alleinerbin durchsetzen konnte. In der Folge gründete sie die Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, welche unabhängig vom Goetheanum Rudolf Steiners Vorträge und Schriften sowie den künstlerischen Nachlass Steiners im eigens dafür gegründeten Rudolf-Steiner-Verlag herausgab.
Dies wiederum führte zu einer Trotzreaktion im verbliebenen Rest des Dornacher Vorstands, welcher verfügte, dass Bücher aus dem Rudolf-Steiner-Verlag nicht im Goetheanum verkauft werden durften. Dieser so genannte "Bücherstreit" fand erst unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden der AAG, Rudolf Grosse ein gedeihliches Ende.
Diese Krise fand auch deshalb ein einvernehmliches Ende, da endlich begriffen wurde, dass die Anthroposophie keine bloße Institution, sondern ein lebendiges, auf Fortentwicklung drängendes Wesen sei.[2]
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert auf einer für AnthroWiki adaptierten Fassung des Artikels Anthroposophie#Krise nach Steiners Tod aus der freien Enzyklopädie de.wikipedia.org und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |