Jiddu Krishnamurti

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Krishnamurti (ca. 1930)

Jiddu Krishnamurti (* 12. Mai 1895 in Madanapalle, Indien ; † 17. Februar 1986 in Ojai in Kalifornien) war ein bedeutender Philosoph des 20. Jahrhunderts.

In seinen Reden zeigt er die eventuelle Möglichkeit der vollständigen Freiheit auf, indem durch aufmerksame Beobachtung des Geistes, und seiner Reaktionen und Beziehungen zur Umwelt, die Natur des Geistes erkannt wird.

Ein zentraler Ausspruch Krishnamurtis ist: "Truth is a pathless land".
Keine Methode, keine Religion, kein Lehrer kann zur Wahrheit führen.
Jeder ist selbst verantwortlich.

Leben

Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti wurde am 12. Mai 1885 in Madanapalle, Südindien als achtes Kind einer Brahmanenfamilie geboren. Bis zu seinem 14. Lebensjahr verlief sein Leben gemäß den für Inder zu dieser Zeit üblichen Umständen. Dies sollte sich drastisch ändern, als C.W. Leadbeater, ein führendes Mitglied der theosophischen Gesellschaft den Jungen Krishnamurti am Strand von Adyar „entdeckte“.

1912 wurde Krishnamurti zur weiteren Ausbildung nach England geschickt und dort, wie ab 1909 auch schon in Indien, ganz in theosophischem Sinne unter der Obhut von C.W. Leadbeater und Annie Besant, der Präsidentin der theosophischen Gesellschaft, erzogen. Er trug nun den Namen Alcyone, benannt nach dem hellsten Stern der Plejaden (→ Alkione). Schon im Jahre 1911 war für ihn der „Order of the Star of the East“ gegründet worden, dessen Oberhaupt er wurde.

Zu dieser Zeit trennte sich Rudolf Steiner von der Theosophischen Gesellschaft, deren Deutsche Sektion er seit 1902 als Generalsekretär geleitet hatte. Zuvor schon waren zwischen ihm und Annie Besant gravierende Differenzen um die Interpretation des Christentums und des Christus aufgetreten. Steiner trat den theosophischen Führern entgegen und weigerte sich entschieden, Krishnamurti als wiederverkörperten Christus anzuerkennen, wie es offenbar das Verständnis vieler Theosophen war (auch wenn dies nicht der viel differenzierteren Sichtweise der führenden Persönlichkeiten wie Besant und Leadbeater entsprach[1]). Die formelle Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft (AG) erfolgte schließlich anlässlich der 1. Generalversammlung vom 2. und 3. Februar 1913 in Berlin, ihrem zukünftigen Sitz, indem sich die deutsche Sektion der Adyar-TG in AG umbenannte und fortan alle Beziehungen zu Annie Besant abbrach. Am 7. März 1913 entzog Besant Steiner die Stiftungsurkunde der Adyar-TG und schloss ihn und seine Anhänger aus der Theosophischen Gesellschaft aus.

Ab 1922 entfernte sich auch Krishnamurti immer mehr von den Vorstellungen der Theosophischen Gesellschaft, was schließlich am 3. August 1929 zu der Auflösung des Ordens durch Krishnamurti in Ommen (Niederlande) bei einem Jahrestreffen vor 3000 Mitgliedern führte (mehr hierzu in Punkt 2; die Entwicklung der Lehre).

Bald darauf wurden auch die verschiedenen Fonds und Stiftungen aufgelöst, ebenso große Ländereien an ihre ursprünglichen Besitzer zurückgegeben. Ein Jahr später trennte sich Krishnamurti von der theosophischen Gesellschaft endgültig. In diesen Jahren wurde es ruhiger um Krishnamurti. Das vorher weltweite Interesse ließ nach und sein Leben sollte sich mehr in Anonymität abspielen. Krishnamurti verlor sein Image als kommenender Messias und wurde zunehmend als eher weltlicher Philosoph betrachtet. Zwischen 1933 und 1939 reiste Krishnamurti mehrere Male nach Indien, wo er jeweils vor großen Menschenmengen sprach. Die Jahre des Zweiten Weltkrieges schränkten seine Bewegungsfreiheit sehr ein; er verbrachte diese Zeit zurückgezogen in Ojai, Kalifornien. (vergleiche Jayakar, P. 1988, S. 82 - 113)

Nach 1947 begann Krishnamurti eine umfangreiche Reise- und Vortragstätigkeit. Das Interesse an seinen Lehren und Vorträgen wuchs von Jahr zu Jahr. Besonders in den siebziger und achtziger Jahren besuchten oft mehrere tausend Menschen seine in aller Welt gehalteten Vorträge.

Jiddu Krishnamurti starb am 17. Februar 1986 im Alter von 90 Jahren in Ojai in Kalifornien.

Krishnamurti hatte viele Freunde in aller Welt, darunter zahlreiche bekannte Persönlichkeiten; in den früheren Jahren waren dies zum Beispiel George Bernard Shaw, Leopold Stokowski, Antoine Bourdelle. In den Dreißiger-Jahren lernte er Aldous Huxley, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verband, kennen. Bekannt war er auch mit Jawaharlal Nehru, Indira und Rajiv Gandhi sowie vielen Wissenschaftlern. Ferner gründete er auch Schulen in den USA, Indien und Großbritannien, welche heute noch existieren.

Die Entwicklung der Lehre[2]

Nach der Inobhutnahme des jungen Krishnamurti in die theosophische Gesellschaft wuchs dieser ganz in deren Welt und Einfluss auf. C.W. Leadbeater und Annie Besant bestimmten, mit welchen Personen und welcher Umgebung Krishnamurti Kontakt haben durfte. Annie Besant wurde ihm bald zu einer zweiten Mutter, zumal seine eigene Mutter sehr früh verstarb. In seinen Jugendjahren versuchte Krishnamurti die an ihn gestellten Erwartungen völlig zu erfüllen. Er ging ganz in der okkulten Welt der theosophischen Gesellschaft auf. Erhellende Worte schreibt P. Jayakar in ihrer Biographie über Krishnamurti:

"... stellen wir fest, dass es sich bei seinen Begegnungen mit Meister K.H., dem Mahachohan, dem Maitreya (okkulte Wesenheiten, Meister der Weisheit im Weltbild der theosophischen Gesellschaft, Anm. d. Verf.) und dem Buddha um Visionen handelt, die oft im Traumzustand auftraten. Er hatte diese Visionen schon im Kindesalter. Damals, als seine junge, zarte Seele ständig mit der esoterischen Bilderwelt und den Gedankenformen Leadbeaters konfrontiert wurde, sah er die Meister natürlich so, wie sie auf den Darstellungen in der esoterischen Abteilung der Theosophischen Gesellschaft abgebildet waren" (Jayakar, P. 1988, S. 79f).

Im August 1922 in Ojai begannen in Krishnamurti Prozesse der Transformation, die sein Leben verändern sollten: Diese "Einwirkungen" (Mary Lutyens) oder "Prozeße intensiver spiritueller Erweckung" (Pupul Jayakar) kamen in Wellen und dauerten bis zum Herbst 1924. In den folgenden Jahren begann sich eine Kluft zwischen Krishnamurti und der theosophischen Gesellschaft aufzutun: Fast inflationär häuften sich Initiationen, Einweihungen von führenden und prominenten Mitgliedern der theosophischen Gesellschaft durch die okkulten Meister. Dieser Entwicklung, wie auch die Ankündigung der Gründung einer Weltuniversität und einer neuen Weltreligion beunruhigten und bestürzten Krishnamurti sehr, als er davon hörte. Ebenso trug der frühe Tod seines geliebten Bruders Nitya zu einer Erschütterung seiner bisherigen Vorstellungen und seines Glaubens an die "Meister" wesentlich bei. Shiva Rao, ein enger Freund schrieb:

"Die Nachricht (vom Tode seines Bruders, Anm. d. Verf.) ließ ihn völlig zusammenbrechen, ja mehr als das: In diesem Moment wurde seine gesamte Lebensphilosophie - der blinde Glaube an die Zukunft, wie sie ihm von Mrs. Besant und Leadbeater aufgezeigt worden war und an die Rolle, die Nitya darin spielen sollte, zerstört" (Rao, S., zit. n. Jayakar, P. 1988, S. 80).

P. Jayakar berichtet hierzu:

"Jahre später, als er zögernd über diese Zeit in seinem Leben sprach, räumte er ein, dass vielleicht gerade die Tiefe seines Schmerzes eine tiefere, allumfassende Wahrnehmung jenseits aller Worte in ihm wachgerufen hatte. Eine Intelligenz, die langsam, innerhalb vieler Jahre gereift war und in ihm geschlummert hatte, begann im Moment des akuten Leidens zu arbeiten" (Jayakar, P. 1988, S. 81).

Auf einem Treffen seines Ordens 1927 wurde die Diskrepanzen nun für jedermann deutlich; er sagte:

"Während vieler Leben und auch im Laufe dieses Lebens - und ganz besonders während der vergangenen Monate - habe ich darum gekämpft, frei zu sein. Frei von meinen Freunden, meinen Büchern, meinen Bindungen. Ihr müßt für die gleiche Freiheit kämpfen. Ihr müßt ständig in Aufruhr sein" (Archive der theosophischen Gesellschaft, Adyar, Madras, zit. n. Ja-yakar, P. 1988, S. 85).

Über diese Entwicklung schreibt Pupul Jayakar:

"Nach einem langen Reifungsprozeß streifte Krishnamurti´s Bewußtsein jene Schichten, die oberflächlich auf die theosophischen Rituale und Hierarchien angesprochen und sie akzeptiert hatten, ab und kam unverbildet und ohne die geringste Narbe zum Vorschein" (Jayakar, P. 1988, S. 84).

Zwei Jahre später folgte die logische Konsequenz der Ablehnung von Einweihungen, Hierarchien und okkulten Meistern. Am 3.August 1929 löste er die für ihn gegründete Organisation, den "Order of the Star of the East" mit folgender Rede auf:

"Ich behaupte, dass die Wahrheit ein pfadloses Land ist und dass es keine Pfade gibt, die zu ihr hinführen - keine Religionen, keine Sekten. Das ist mein Standpunkt, den ich absolut und bedingunglos vertrete. Die Wahrheit ist grenzenlos, sie kann nicht konditioniert, sie kann nicht auf vorgegebenen Wegen erreicht und daher auch nicht organisiert werden. Deshalb sollten keine Organisationen gegründet werden, die die Menschen auf einen bestimmten Pfad führen oder nötigen. Wenn ihr das einmal verstanden habt, werdet ihr einsehen, dass es vollkommen unmöglich ist, einen Glauben zu organisieren. Der Glaube ist eine absolut individuelle Angelegenheit und man kann und darf ihn nicht in Organisationen pressen. Falls man es tut, wird er zu etwas Totem, Starrem; er wird zu Gier, zu einer Sekte, einer Religion, die anderen aufgezwungen wird. Die Wahrheit wird in Formen gepreßt und zu einem Konsumgut für die Schwachen, die nur eine momentane Unzufriedenheit spüren. Der Mensch kann die Wahrheit nicht zu sich herabziehen, sondern muß sich bemühen, zu ihr aufzusteigen. (...) Ich möchte keiner spirituellen Organisation, ganz gleich welcher Art, angehören, und ich bitte euch, das zu verstehen. Ich betone noch einmal, dass keine Organisation einen Menschen zur Spiritualität führen kann. Wenn eine Organisation zu diesem Zweck gegründet wird, so wird sie zu einer Krücke, die euch schwächt, zu einem Gefängnis. Solche Organisationen verkrüppeln das Individuum, hindern es daran zu wachsen und seine Einzigartigkeit zu leben, die ja darin liegt, dass es ganz alleine diese absolute, uneingeschränkte Wahrheit entdeckt. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass ich mich - da ich der Präsident des Ordens bin - entschlossen habe, den Orden aufzulösen. Niemand hat mich zu dieser Entscheidung gedrängt oder überredet. Das ist keine großartige Tat, denn ich will keine Jünger oder Anhänger; ich meine das so, wie ich es sage. In dem Moment, in dem man beginnt, jemandem zu folgen, hört man auf, der Wahrheit zu folgen." (Jayakar, P. 1988, S. 86f).

Doch erst nach 1947 begann Krishnamurtis breitangelegtes öffentliches Wirken, welches er mit unverminderter Kraft und den Bedürfnissen der sich wandelnden Zeit angepassten Themen bis zu seinem Tod fortsetzen sollte. Gab Krishnamurti in den frühen Jahren nach der Lösung von der theosophischen Gesellschaft viele Interviews und führte zahlreiche Diskussionen, so traten diese später zugunsten seiner Vortragstätigkeit in den Hintergrund.

Die Lehre

Obwohl die Lehre von Jiddu Krishnamurti bereits in der zitierten Rede vom 2. August 1929 in seiner Essenz nahezu vollständig enthalten ist, sprach Krishnamurti über 6o Jahre lang bis zu seinem Tod ungezählte Male über das, was er jenseits der Worte zu vermitteln suchte. Eine Erklärung für dieses unermüdliche Wirken gibt uns Mary Lutyens in ihrem Buch "Krishnamurti, Jahre des Erwachens". Sie schreibt:

"In diesen Versuchen mit immer neuen Worten und Sätzen das auszudrücken, was eigentlich unaussprechlich ist, ist zweifellos die Erklärung für die ständigen Wiederholungen zu sehen, die bei K`s Reden so oft kritisiert werden. Wenn ein Satz dem Hörer nicht einleuchtet, tut es vielleicht ein anderer Satz, wenn ein Wort seine Meinung nicht übermitteln kann, tut es vielleicht ein Synonym jenes Wortes" (Lutyens, M. 1981, S. 328).

Eine weitere Biographin berichtet uns über die Art und Weise wie Krishnamurti mit seinen Zuhörern in Beziehung trat. Pupul Jayakar unterscheidet fünf Arten, wie Krishnamurti versuchte, Zugang zu all jenen zu finden die an seiner Lehre interessiert waren.

"Während dieser Jahre (1947 und 1948, Anm. des Verf.) bildeten sich die fünf Ebenen der Kommunikation heraus, die seine Art zu lehren in Zukunft ausmachten: öffentliche Vorträge, Dialoge und Diskussionen, persönliche Gespräche, scheinbar zufällig bei Tisch oder auf Spaziergängen wiedergegebene Einsichten und - Stille. (...) Es war eine nüchterne einfache Lehre - nicht in dem Sinne, dass sie Entsagungen oder Opfer gefordert hätte ... sondern weil sie jegliche Anker, Krücken und Rituale - selbst die subtilsten - ausschloß und nichts bot, woran man sich festhalten konnte" (Jayakar, P. 1988, S. 114).

Krishnamurti wirkte und beeindruckte stark durch seine persönliche Ausstrahlung. Personen, die seine Reden später gedruckt lasen, befanden, dass sein Anliegen in dieser Form nur mehr sehr geschwächt und bei weitem nicht in seiner ursprünglichen Stärke zum Ausdruck kommt.

Einige Aussagen von Krishnamurti anhand ausgewählter Thematiken

Die folgenden Stichworte stellen eine kleine Auswahl von Themen dar, mit denen Krishnamurti arbeitete, um dem Zuhörer von jeweils verschiedenen Ausgangspunkten Zugänge zu dem zu öffnen, was er vermitteln wollte. Zu jedem Punkt gibt es ebenfalls eine große Vielfalt von Äußerungen; verständlicherweise kann jedoch jeweils nur ein kleiner Ausschnitt versuchen, Krishnamurtis Anliegen zu beleuchten. Die Auswahl ist subjektiv, versucht jedoch einen Bezug zu den Krishnamurti-Schulen herzustellen.

Doch zunächst noch einmal: Worum geht es Krishnamurti überhaupt? Er glaubte, dass alle Konflikte, ob in Beziehungen oder persönliche Probleme, aber auch Armut oder die Ungerechtigkeit in der Welt, nur Auswirkungen unseres inneren Zustandes sind. Nicht an die äußerliche Beseitigung dieser Missstände sei zu allererst zu denken, sondern an eine Transformation des Menschen in seinem Inneren, einer radikalen Umwandlung, welche nichts zu tun hätte mit einer neuen Weltanschauung oder Religion. Offensichtlich, so erkannte er, ist der Mensch konditioniert durch Vorurteile, Traditionen, sein Volk, der Rasse etcetera. Es seien die Menschen, die einander durch diese Trennungen zerstören:

"Es wird immer klarer, dass nicht Umweltprobleme, Hungertod und Armut oder die allgemeine Ungerechtigkeit das eigentliche Anliegen sind, sondern die Tatsache, dass die Menschen selber mehr und mehr zum Terror dieser Welt werden. Es sind Menschen die einander zerstören. Sie spalten sich durch zerstörerische trennende Vorgänge in Klassen und Nationalitäten. (...) Wir sind zu einer gegenseitigen Gefahr geworden; denn uns trennen die organisierten Religionen, die Glaubensbekenntnisse und Dogmen mit ihren Ritualen, dieser ganze Unsinn. Kriege, Kriegsvorbereitungen und Atombomben - Sie alle kennen den Schrecken dieser Welt. (...) Warum sind wir nach Jahrmillionen der Evolution, in denen wir enormes Wissen und Erfahrung gesammelt haben, immer noch dieselben? Warum leiden wir immer noch, hassen einnander immer noch, leben in persönlichen Illusionen? Warum sind wir stammesgebunden, setzen uns für Nationalitäten ein? Wo liegt die Ursache hierfür?" (Krishnamurti, J. o.J., S. 7-9).

Dies ist eine Frage, die Krishnamurti - in Variationen - immer wieder stellt. Nun darf der Leser von Krishnamurti keine Beantwortung im üblichen Sinne erwarten. Im Gegenteil; Krishnamurti gibt die Frage an denjenigen, der sie stellt, zurück:

"Er lehrte den Zuhörer, sich wie in einem Spiegel zu betrachten - seinen Schmerz, seine Wut, seine Angst und Einsamkeit zu beobachten" (Jayakar, P. 1988, S. 116).

Das Ich

Ein zentraler Punkt in der Lehre Jiddu Krishnamurti's ist die Frage nach dem Ich.

Während die Aufgabe der Psychologie bei Freud darin liegt, unbewusste Ich-Anteile in das Ich zu integrieren um auf diese Weise (bereits aufgetretene) Konflikte aufzulösen, erkennt Krishnamurti bereits in der Annahme der Existenz eines Ichs das eigentliche Problem: Nicht eine Ich-Stabilisierung wird bei Krishnamurti angestrebt, sondern dessen Auflösung in der irdischen Existenz.

Das Ich, Selbst oder auch Ego (Krishnamurti macht hier keinen Unterschied) ist für Krishnamurti hingegen die Ursache aller Konflikte. Das Ich, erklärt er, ist ein Produkt, eine bloße Struktur des Denkens:

"In sich selbst hat [das Ich] keine Realität" (Krishnamurti, J. 1984, S. 22).

Warum schuf nun aber das Denken etwas, das wir "Ich" nennen?

"... weil das Denken nach Sicherheit und Stabilität verlangt ... Aber das Denken ist unsicher, in sich selbst zerbrochen, darum hat es das 'Ich' geschaffen als etwas Bleibendes, das als abgetrennt vom Denken erscheint und das vom Denken wiedererkannt wird als etwas Beständiges. Und diese Beständigkeit wird identifiziert durch Verhaftung - wir sagen: mein Haus, mein Charakter, meine Wünsche, mein Verlangen - was dem 'Ich' ein volles Gefühl der Sicherheit und der Fortdauer gibt" (Krishnamurti, J. 1984, S. 17f).

Das Ich - in seiner Form als etwas vom Denken abgetrennt Erscheinendes - sei also (in dieser Art) vom Denken geschaffen in der Absicht unserem Leben (die Illusion von) Sicherheit und Stabilität in unseren Beziehungen, unseren Handlungen, unserer ganzen Existenz zu verleihen. Das Denken schuf und schafft fortwährend auf der Grundlage des Ichs die (scheinbar schützende) Trennung in Subjekt und Objekt, den Beobachter und den Beobachteten und somit die Basis für den Konflikt. Dieser Konflikt führt jedoch nicht zur Zerstörung des Ichs, sondern die Aufrechterhaltung und Stabilisierung dieses Selbst wird nun mittels der Identifikation des Einzelnen mit seinem Denken, seinen Erfahrungen, seinen Ideen etc. erreicht und gesichert. Diese Versuche der Aufrechterhaltung der Ich-Identität - nicht des bloßen Sich-Selbst-Bewusstseins - wird nach außen projiziert in Form von Ideologien, Machtansprüchen und schließlich Gewalt.

Krishnamurti negiert (in letzter Konsequenz) alle Strukturen, die man sich zu Hilfe nehmen könnte, indem er sie als weitere Konzepte, Vorstellungen usw. die dem (auf Aneignung und Besitz ausgerichteten) Ich entspringen, entlarvt und nicht zulässt.

Er verneint nicht generell ihre Sinnhaftigkeit, nur vermöchten diese Hilfskonstruktionen keine radikale Transformation des menschlichen Geistes hervorzubringen, eines Geistes, der sein Handeln in der Welt nicht mehr aus Konzepten, Weltanschauungen, Nachahmungen und letztlich Verwirrung schöpft.

Kann nun aber das durch das Ich verursachte Leid enden, und wenn ja, wie? Diese Frage selbst stellt für Krishnamurti eine Projektion unseres Zustandes dar:

"Die Forderung nach dem Aufhören des 'Ich' wird jetzt zur neuesten Tätigkeit des 'Ich', aber sie ist nichts Neues, sondern nur eine weitere Form des Verlangens" (Krishnamurti, J. o.J., S. 153).

Der Gesamtzusammenhang ist allerdings noch vielschichtiger. Erscheint das Ich aus der Untersuchung des Denkens heraus als dessen bloße Struktur ohne dingliche Realität, zeigt sich aus der Sicht Krishnamurtis bei der direkten Untersuchung des Ich oder Selbst noch ein anderer Aspekt: Seiner innersten Natur nach ist es kein vom Gedanken geschaffener Gegenstand. Es ist im Gegensatz zu der Welt des Bekannten, in der es lebt, „nothing“ (nichts), was zugleich als „not a thing“ (kein Gegenstand) gedeutet wird. Allerdings wieder baut genau darauf, auf diesem Nichts des Ich, das Bewusstsein des Denkens auf. Damit kommt diesem Nichts eine Art Wesenhaftigkeit zu:

So the nature, the inmost nature of the self, when you have gone through all the layers of the self, the essence is nothing. You are nothing. Right? On that nothingness thought has imposed the superstructure of consciousness. … …. That means facing, observing nothing. That nothing is not a thing. You know nothing means, not-a-thing. Thing is that which has been put together by thought.

(„Also ist die Natur, die innerste Natur des Selbst, wenn Sie durch alle Schichten des Selbst hindurchgegangen sind, die Essenz ist nichts. Sie sind nichts. Oder? Dieser Nichtsheit hat der Gedanke den Überbau des Bewusstseins aufgebürdet. … … Dies bedeutet: nichts gegenüberstehen, nichts beobachten. Dieses Nichts ist kein Gegenstand. Sie wissen „nichts“ bedeutet „kein Gegenstand“. Gegenstand ist das, was vom Gedanken hergestellt worden ist.“) (Krishnamurti, 1978)

So betrachtet lässt sich das Ich seinem Ursprung und innersten Wesen nach nicht aufzulösen, weil ein Nichts nicht weiter auflösbar ist. Das erklärte Ziel Krishnamurtis ist denn auch vielmehr die Befreiung von der gesamten bekannten Welt, in der das dualistische Ich lebt, das "Freiwerden vom Bekannten". Freedom from the known (Freisein vom Bekannten) lautet einer seiner bekanntesten Buchtitel (Krishnamurti, 1983). Dies entspricht vollständig dem Credo aus seiner berühmten Rede im Jahre 1929:

My only concern is to set men absolutely, unconditionally free.

(„Das einzige Ziel, das ich habe, ist, die Menschen absolut und unbedingt zu befreien“.) (Krishnamurti, 1929)

Diese von jedem die Welt zerteilenden Ich losgelöste Freiheit mündet nach Krishnamurti in kosmische Harmonie. In der Welt, wie sie vom üblichen Denken aufgefasst und im von ihm in dieses Dasein gerufenen Ich gehalten wird, sieht Krishanmurti zwar einerseits überall Konflikt, daraus folgend Disharmonie, Unfriede, Leid. Dadurch fällt das Ich, das Selbst des Einzelnen aus der Ordnung des Kosmos. Denn:

„What is cosmos?... … Cosmos means order.“ („Was ist „Kosmos“?... Kosmos bedeutet „Ordnung““) (Krishnamurti, 1985, Min. 42:49 , 50:50).

Aber er erklärt auch, dass da, wo diese Ordnung im „Ich-selbst“ (‘‘myself‘‘) durch das Fehlen jeglichen Konflikts absolut und bedingungslos gegeben ist, eine wirkliche Verbindung dieses „Ich-selbst“ besteht mit dem Kosmos, der Natur mit ihren vielfältigen Phänomenen und so weiter (ebenda, Krishnamurti, 1985, Min. 51:35 ff.). Dadurch bekommt das Ich, gerade wo es aus einer gewöhnlichen (materialistischen) Weltsicht eigentlich gar nicht existent ist, eine hohe, geistige und kosmische Bedeutung:

„In der hebräischen Tradition kann nur Jehova, der Namenlose, sagen: Ich bin [!]. Das ist das ‘‘Tat Twam Asi‘‘ im Sanskrit“ ( Jayakar, 2003, S. 427).

Zusammengefasst gesagt ist das Ich oder Selbst seinem ‘‘ureigensten‘‘ Wesen nach ‘‘nichts‘‘, wobei ihm andererseits Krishnamurti überraschend die Rolle einer ‘‘Bewusstseinsbasis‘‘ des Denkens sowie die Möglichkeit der ‘‘Übereinstimmung mit dem ganzen‘‘ Kosmos und damit eine Art unendlicher, ewiger Wesenhaftigkeit zuspricht. Trotzdem will Krishnamurti die Wirksamkeit des Ich im (irdischen) Leben vollständig brechen, weil es sich dort, wie oben gezeigt, seiner Ansicht nach in Disharmonie (Konflikten) verfängt, indem es vom Vergegenständlichung bewirkenden, denkenden Bewusstsein (als dessen Struktur) in diese Rolle gezwängt wird. Eine Ähnlichkeit dieser Ansicht Krishnamurtis über das Ich mit dem buddhistischen Ansatz, dass man das individuelle Leben und Sein in einen solchen Schwebezustand bringen müsse, dass man zuletzt von aller Existenz erlöst ins Nirvana gelangt, ist nicht zu übersehen. So wurde Krishnamurti dahingehend verschiedentlich auch mit Buddha verglichen:

Adikaram … [sagte]: „ … für mich bist du der Buddha.“ … … [Und] erklärte, dass er die Lehre des Buddha viel besser verstehen könne, nachdem er sich mit Krishnamurti befasst habe (Weerapurama, 1996, S. 22 f.).

Krishnamurti [war] ganz so wie der Buddha… Das Nirvana wurde [da] auf indirekte Weise das Ungeborene, Ungeschaffene, Unentstandene, und Ungeformte genannt (ebenda, S. 50).

Teilweise hofft Krishnamurti durch die Befreiung von den Konflikten des Ich auch auf die automatische Entfaltung des eigentlichen, nicht von der Verwirrung irdischer Zwänge und Konflikte des Selbst geprägten, Potenzials der Individualität eines Menschen: „Dann handeln wir unmittelbar“ (Krishnamurti, 1983, S. 64), „[wie wenn] eine Gefahr die Handlung [erzwingt]“ (ebenda, S. 61). Und dies aus einer höheren Intelligenz heraus, als sie dem Denken mit dem gewöhnlichen Verstand entspricht:

With rare exceptions, following any particular profession is not the natural expression of an individual. It is not the fulfilment or complete expression of one's whole being. …. …. The awakening of this intelligence [not the intellect!] [however] destroys the false division of life into profession or outward necessity, and the inward retreat from frustration into illusion, and brings about the completeness of action. Thus through [this] intelligence alone can there be true fulfilment and bliss for man.

(„Mit wenigen Ausnahmen ist es nicht der natürliche Ausdruck eines Individuums, wenn es irgendeinen bestimmten Beruf ausübt. Es ist nicht die Erfüllung oder der vollständige Ausdruck jemandes ganzen Wesens. … … Das Erwachen dieser Intelligenz [nicht: des Intellekts!] zerstört [dagegen] die falsche Unterteilung des Lebens in Beruf und äußere Notwendigkeit und den inneren Rückzug aus Frustration in die Illusion und bringt die Vollkommenheit der Handlung hervor. So kann es nur durch [diese] Intelligenz Erfüllung und Segen für den Menschen geben.“) (Krishnamurti ,1935)

Dies sagt Krishnamurti, obwohl auch mögliche Gefahren bei einer vollständigen Aufgabe des bisherigen, bekannten Selbst in seinen eigenen Worten anklingen:

… [Solche] Handlung ist so gefährlich… , … dass wir uns [statt dessen] nach einer Idee ausrichten, von der wir hoffen, dass sie uns eine gewisse Sicherheit geben wird (Krishnamurti, 1983, S. 65).

Die Idee aber wiederum liegt in dem nach Krishnamurti zur Befreiung unfähigen, auf Wissen beruhendem Denken mit dem dualistischen Ich.

Denken

Das Denken kann also nach Krishnamurti keine Lösung für unsere Konflikte darstellen, ebensowenig aus dem Denken entstammende Weltanschauungen, bestimmte Werte, persönliche Ansichten etc. Denken sei ein trennender, analytischer Vorgang und könne niemals die Wirklichkeit sein. Vielmehr stelle es eine Reflexion unserer persönlichen, konditionierten Sicht der Dinge dar. Dies zu erkennen, und zwar nicht nur auf einer intellektuellen Ebene mittels des Denkens, des Verstandes oder aber gar als Dogma und bloß übernommene Ansicht anzunehmen, ist Krishnamurtis Anliegen.

"Das Denken ist ein Vorgang in Zeit und Raum. Das Denken ist Gedächtnis, die Erinnerung an Vergangenes. Das Denken ist die Aktivität des Wissens... Wenn Sie die Aktivität Ihres Denkens beobachten, werden Sie erkennen, dass Erfahrung und Wissen die Grundlage Ihres Lebens sind. Wissen ist niemals vollständig. Es geht immer Hand in Hand mit Unwissenheit. (...) Zeit, Wissen, Gedächtnis, Denken sind eine einzige Einheit. Das sind keine getrennten Aktivitäten, sondern ein einziger Vorgang. Denken, das der Zeit angehört, hat seine Grenzen. Denken, das dem unvollständigen Wissen entspringt, muß unvollständig, daher begrenzt sein. Religiöser Glaube ist begrenzt. Eine Erfahrung, die Sie gemacht haben oder nach der Sie sich sehnen, ist begrenzt. Jede Erfahrung muß begrenzt sein" (Krishnamurti, J. 1983, S. 23-25).

Das Fragmentarische, Begrenzte unseres (auf Vorhergewusstem beruhenden) Denkens und damit auch die Unvollkommenheit jeder daraus erfolgten Handlung wird durch diese erhellende Aussage einsichtig.

Das so beschriebene Denken also speist sich aus der Erinnerung, es ist nach Krishnamurti "immer alt". Hiermit umreißt er ebenfalls die Grenzen dieses Denkens und folgert darüber:

"Eine neue Tatsache kann nicht durch das Denken wahrgenommen werden. Sie kann später durch das Denken dem Worte nach begriffen werden; aber das Verständnis für eine neue Tatsache ist dem Denken nicht gegeben. Das Denken kann niemals ein psychologisches Problem lösen" (Krishnamurti, J. 1985, S. 90).

Es sei betont, Krishnamurti sagt "psychologisches Problem". Damit verneint er nicht die Bedeutung des Denkens und des Wissens für das tägliche Leben. Vielmehr versucht er die verheerenden Auswirkungen die das Denken im Zusammenspiel mit dem Ich in unserem Leben und in unseren Beziehungen erzeugte, aufzuzeigen. Er fragt, ob eine andere, ganzheitliche Wahrnehmung der Welt erreicht werden kann, die nicht durch den Filter des zergliedernden, trennenden Denkens läuft.

Hierzu untersucht er das Verhältnis zwischen dem Denkenden und dem Gedanken und sagt, die Illusion des Ich könne nur dann enden, wenn der Denkende erkennt, dass er und der Gedanke nicht zwei verschiedene Entitäten, sondern im Grunde völlig identisch sind. Diese Ich-losigkeit, in einem transpersonalem Sinne, impliziert die Erkenntnis der Einheit aller Dinge. (Wobei, wie wir in der Einführung gesehen haben, die Grenzen der Beschreibbarkeit an sich bereits überschritten sind.)

Eine wichtige und sehr tiefgreifende Aussage von Krishnamurti lautet in diesem Zusammenhang, das Bewusstsein eines jeden Menschen sei das Bewusstsein der gesamten Menschheit. Menschliches Sein gewinnt hierdurch eine völlig neue Qualität und Bedeutung, impliziert sie doch Verantwortlichkeit für alles Existente, auch wenn diese Verantwortlichkeit gedanklich nur fragmentarisch nachvollziehbar ist. (Dieser Verantwortlichkeit kommt dann eine besondere Bedeutung in der Erziehung zu.)

Doch noch einmal sei der Hinweis erlaubt, dass diese Folgerungen nicht nur vom Denken allein verstanden werden dürfen. Das Denken, der Verstand, kann sich selbst nicht erklären und deswegen ist ein Überschreiten niemals durch dieses Denken möglich. Krishnmurti's Herangehensweise an diesen Vorgang ist eine andere:

"Wenn Sie jedoch diese Aussagen betrachten und sie erklären, ihnen aber Ihre vollkommene Aufmerksamkeit zuwenden (nicht Konzentration), werden Sie entdecken, dass es weder den Beobachter noch das Beobachtete gibt, weder den Denker noch den Gedanken. Sagen Sie nicht, 'Was war zuerst?'; das ist ein geistreiches Argument, das nirgendwohin führt. Sie können es in sich selbst beobachten: Solange kein Gedanke da ist - was nichts mit Gedächtnisschwund und Hohlheit zu tun hat -, solange keine Gedanken bestehen, die aus der Erinnerung, der Erfahrung, dem Wissen abgeleitet sind und die alle der Vergangenheit angehören, gibt es überhaupt keinen Denker" (Krishnamurti, J. 1985, S. 91-92).

Ideen und Ideale

In diesen Zusammenhängen gewinnen Ideen und Ideale ebenfalls eine völlig neue Bedeutung. Krishnamurti schreibt ihnen keine weltverbessernde Bedeutung zu, sondern versucht im Gegenteil vielmehr ihre Gefährlichkeit darzustellen, wenn diese ihren Ursprung ausschließlich aus dem Denken und dem Ich haben.

Ideen und Ideale sind eine weitere Ursache unserer Konflikte:

"Die Idee ist uns wichtiger als die Wirklichkeit; was wir sein sollten, liegt uns mehr am Herzen, als was wir sind. (...) Unser Streben ist ständig darauf gerichtet, diese Wirklichkeit in die Schablone unserer Vorstellung zu pressen. Da uns dies nicht gelingt, schaffen wir damit einen Gegensatz zwischen dem was ist, und dem, was sein sollte. Was sein sollte, ist unsere Idee, die Schöpfung unserer Phantasie, es kommt also zum Konflikt zwischen Illusion und Wirklichkeit - nicht nach außen hin, sondern in uns selbst" (Krishnamurti, J. o.J., S. 100, Hervorh. im Original).

Ideale sind für Krishnamurti Projektionen des Denkens, auf das Ich gerichtete Betätigungen, die für die Erfüllung seiner Bedürfnisse und die Ursache für deren Erzeugung wären. Letztlich dienten Ideale uns nur dazu, um von uns selbst, unseren eigentlichen Problemen und Konflikten, abzulenken, um nicht auf sie schauen zu müssen. Aus diesem Grunde verlagerten wir die Konflikte nach außen und benennen unsere eigenen Zustände und Eigenschaften mit dem exakten Gegenteil dessen, was wir sind: Wir sind gewalttätig, darum erschaffen wir das Ideal der Gewaltlosigkeit, wir hassen einander, darum haben wir das Ideal der Liebe, wir sind innerlich unsicher und verwirrt, darum streben wir nach Ordnung.

Wir erschaffen und proklamieren also Idealzustände, die es zu erreichen es gilt:

1. In uns selbst; hierdurch entsteht der Konflikt in der Person durch das, was in Wirklichkeit ist, und dem was sein sollte, und

2. bei und für andere; Ideale werden propagiert, es wird für sie gekämpft und versucht sie (oft mit allen Mitteln) durchzusetzen (wie uns die Geschichte lehrt).

Doch gerade das Anstreben des Gegensatzes unserer erkannten Eigenschaft durch die Vorstellung, die Idee, erzeugt die Fortdauer des Konflikts: Krishnamurti nimmt als Beispiel die Gewalt:

"Um jenseits der Gewalt zu sein, darf ich sie nicht unterdrücken, sie nicht ablehnen, darf ich nicht sagen, 'Sie ist nun mal ein Teil von mir ... Ich muß auf sie schauen, ich muß sie erforschen, ich muß mit ihr vertraut werden, und das kann ich nicht, wenn ich sie verurteile oder rechtfertige" (Krishnamurti, J. 1985, S. 49).

Krishnamurti verschließt damit auch gleichzeitig jeden Fluchtweg, wenn er zu Bedenken gibt, dass dieses Forschen nie auf der Ebene des Ichs, oder des Denkens liegen kann. Hierdurch würde der Konflikt gerade wieder erzeugt. So werden Ideen, Ideale, das Denken und das Ich im Zusammenspiel zum Ursprung der Konflikte und bedingen sich gegenseitig.

Krishnamurtis Umgang, seine Betrachtung des Problems, der Konflikte, entzieht sich wiederum jeder intellektuellen, analytischen Methode:

"Sie haben nun eine Reihe von Darlegungen gelesen, aber haben Sie wirklich verstanden? Ihre Voreingenommenheit, Ihre Lebensart, die Struktur der Gesellschaft, in der Sie leben, hindern Sie daran, eine Tatsache anzuschauen und unmittelbar und gänzlich frei zu sein. Sie sagen, 'Ich will darüber nachdenken; ich will überlegen, ob es möglich ist, von der Gewalt frei zu sein oder nicht. Ich will versuchen frei zu sein.'Dieses 'Ich will versuchen' ist das Schrecklichste, was Sie sagen können. Es gibt kein Versuchen, Sie können nicht ihr Bestes tun wollen" (ebd. S. 52).

Hier zeigt sich, dass Krishnamurti dem Zuhörer oder Leser keinen Weg, keine Methode offeriert, keine vorgefertigte Lösung anbietet, sondern vielmehr es jedem einzelnen überlässt, auf einer nichtbegrifflichen Ebene mit diesem Problem zu arbeiten.

Zeit

Krishnamurti unterscheidet zwischen chronologischer und psychologischer Zeit. Nicht die chronologische Zeit steht im Mittelpunkt seiner Diskussion, sondern die psychologische Bedeutung der Zeit:

"Sie ist das Intervall zwischen Idee und Handlung" (Krishnamurti, J. 1985, S. 65).

Zeit (im psychologischen Sinne) ist für Krishnamurti die Spanne zwischen dem, was ist und dem, was sein sollte; künstlich vom Denken erschaffen. Durch unsere Vorstellung von dem (was in Zukunft) sein sollte, wird unsere Aufmerksamkeit, unser Leben im Jetzt auf eine imaginäre Zukunft verlagert und mit ihr unsere Konflikte, Probleme und Wünsche. Dieser Vorgang verhindert ein Schauen auf, ein tiefes Erkennen unserer jeweiligen jetzigen Situation. Eine Problemlösung wird in eine (nichtexistente) Zukunft projiziert. Ängste, die Angst vor dem Tod, Wünsche, das Verlangen nach Wiederholung einer (vergangenen) lustvollen Handlung sind ein Problem unserer Verhaftung an die Zeit und das Denken.

Krishnamurti versucht zu verdeutlichen, dass unsere Vorstellung von, unser Denken über Zeit, den Konflikt in sich trägt.

"Das Denken, das in diesen Prozess eingefangen ist, stellt die Frage: "Was ist Zeit?" Und diese forschende Frage kommt aus dem Mechanismus der Zeit. Darum hat das Nachforschen keinen Wert, dann der Gedanke ist Zeit. Das Gestern hat das Denken hervorgebracht, und so teilt der Gedanke den Zeitraum in gestern, heute und morgen ein. Oder er sagt: "Es gibt nur die Gegenwart", und vergißt dabei, dass die Gegenwart selbst das Ergebnis des Gestern ist" (Krishnamurti, J. o.J., S. 94)

Und wiederum schneidet Krishnamurti den intellektuellen Fluchtweg ab, indem er die sich aufdrängende Frage, wie diese psychologische Implikation zu beenden sei, entlarvt als weitere Idee, als Wunsch der dem Denken, dem Ich entspringt. Das Intervall ist von Neuem entstanden, die Bindung an die (psychologische) Zeit da.

Krishnamurti geht soweit zu sagen, Zeit existiere nur dann, wenn es ein Denken gibt. Nimmt man den Denkvorgang weg, so gibt es auch keine Zeit.

Doch nicht das Denken an sich ist das Problem, sondern die psychologische Bindung an die Zeit, die ich-verhaftetes Denken mit seinen projizierten Wünschen in die Vergangenheit und Zukunft schafft.

Wahre, und damit konfliktfreie Handlung ist für Krishnamurti dagegen immer unmittelbar; sie gehört nicht dem Bereich der Vergangenheit oder der Zukunft an, ist somit zeitlos. Handlungen jedoch, denen Intervalle (und damit Zeit) zwischengeschaltet sind, sind so gefährlich, so ungewiss, dass sie nach Ideen ausgerichtet werden, von denen gehofft wird, dass sie uns gewisse Sicherheiten geben. Diese Ideen, dieses Denken konditionieren die Handlung.

"Denken ist Zeit. Denken wird aus Erfahrung und Wissen geboren, und beides ist mit Zeit und Vergangenheit untrennbar verbunden. Zeit ist der Feind der menschlichen Psyche. Unser Tun stützt sich auf Wissen und damit auf die Zeit, so dass der Mensch immer Sklave der Vergangenheit ist. Denken hat immer seine Grenzen, und deshalb leben wir in dauerndem Konflikt und Kampf. Es gibt keine Evolution der Psyche" (Krishnamurti, J. 1980, o.S.)

Einsicht

Das Denken ist also nach Krishnamurti zwar unser wichtigstes Instrument[3], aber niemals frei und nicht in der Lage existenzielle psychische Probleme zu lösen, insofern es auf Erfahrung gründet, sich an der Erinnerung entlang hangelt und akkumulativ - wissensvermehrend - ist und sich dadurch als begrenzt erweist und keinen Kontakt zur Ganzheit herstellen kann.[4] Das gilt auch für das Fühlen, das Krishnamurti an das Denken gebunden sieht, indem es nur durch das Denken bewusst wird[5]. Nur im Alltag und zur Verbesserung technischer Errungenschaften, etwa wie aus einem Flugzeug ein besseres zu machen ist, ist dieses auf Erfahrung und Gedächtnis gründende Denken nütze.[6] So stellt sich für Krishnamurti die Frage, welches andere Instrument es gibt, eines das über die geschilderte Begrenztheit hinaussehen und womöglich die Ganzheit erfassen kann. Dabei kommt er auf etwas, was er „Einsicht“ („insight“) nennt und das in zweierlei Form (nämlich teilweise und vollständig) existiert:

An artist can have a partial insight. A scientist can have a partial insight. But we are talking about total insight. (Ein Künstler kann eine teilweise Einsicht haben. Ein Wissenschaftler kann eine teilweise Einsicht haben. Aber wir sprechen von vollständiger Einsicht.)[7]

Die teilweise Form der Einsicht meint Krishnamurti offenbar, wenn er von einem Lernen ohne Erinnerung spricht:

There is a way of learning, which is insight. (Es gibt eine Art des Lernens, die Einsicht ist.)[8]

Die vollständige Einsicht beruht nach Krishnamurti auf einer befreiten Wahrnehmung („total perception“)[9], die sich von dem Verhaftetsein und den Begrenztheiten des an die Erinnerung gebundenen akkumulativen Denkens löst:

Insight implies it is not a movement from knowledge, from thought, and therefore remembrance and all the rest of it, but the cessation of all that and to look at it, look at the problem with pure observation, without any pressure, without any motive, all that - to observe this whole movement of measurement. (Mit Einsicht ist gemeint, dass sie keine Bewegung aus Wissen ist, aus Gedanken, und deswegen Erinnerung und allen diesen Dingen, sondern das Aufhören von alldem; und [es ist damit gemeint:] anzuschauen, das Problem mit reiner Beobachtung anzuschauen, ohne irgendwelchen Druck oder Motiv und so – ohne diese ganze Bewegung des Maßnehmens.)[10]

Dadurch werde die Teilung im Menschen aufgehoben und hat die Vergeudung von Energie aufgehört, die man an das Leben (Sexualität usw.) und an die Psyche (Ärger, Trauer usw.) verschwendet hat.[11] Dann ist das Gehirn nach Krishnamurti auf die Aufnahme der Wahrheit eingestellt, „eingestimmt“ („tuned“)[12] und die daraus folgende harmonische Energie „ohne Konflikt“ („without conflict“) beim Menschen kann so die Energie des gesamten Universums wahrnehmen.[13]

Freiheit

Handeln aus dem begrenzten erinnerungsabhängigen Denken und ihrerseits von ihm abhängigen Gefühlen heraus ist nach Krishnamurti also zwangsläufig unfrei.[14] Freiheit ist nach ihm da, wenn all das aufhört, beim Handeln aus Einsicht, bei totaler Wahrnehmung:

Freedom is found in the choiceless awareness of our daily existence and activity. … Then only is there pure observation which is insight without any shadow of the past or of time. (Freiheit wird in der Aufmerksamkeit ohne Wahl von unserem täglichem Dasein und Handeln gefunden … Dann nur gibt es reine Beobachtung die Einsicht ohne irgendeinen Schatten der Vergangenheit oder der Zeit ist.)[15]

Bemerkenswert ist, dass bei Krishnamurti nun das Handeln nicht mehr reflektiert wird, sondern gewissermaßen zwingend und ohne jedes Zeitintervall aus der totalen Wahrnehmung der Einsicht hervorgeht:

Freiheit kommt nur, wenn sie sehen und handeln… Das Sehen ist Handeln.[16]

Genauer gesagt: Es gibt eine Handlung, die nicht auf Denken beruht; ein Handeln, das ohne Zeit[17] (!) stattfindet: etwas als wahr sehen und handeln; ohne den Prozess des Gedankens, den Prozess des Durchdenkens.[18] Diesen Charakter des gewissermaßen Automatischen bei seiner Ansicht nach richtigem Handeln, das ohne Zeitintervall stattfindet, hat Krishnamurti wiederholt in den Raum gestellt.[19] Hat sich Krishanmurti so von den Verhaftungen und der daraus folgenden Unfreiheit seines alltäglichen Lebens und Selbst befreit, kann es andererseits zu einer Art neuer Abhängigkeit kommen von dem Bereich der nicht aus der Welt stammenden „Einsicht“, aus der seine Handlungen nun automatisch fließen, demgegenüber er keine Handhabe mehr hat und an den er seine Autonomie insofern nun abgibt. Er kommt dann zumindest teilweise ganz ohne sein Zutun und ohne Bewusstsein von ihrer Entstehung etwa zu hellsichtigen Aussagen,[20] die er selbst folgendermaßen begründet:

Manchmal mache ich Feststellungen, ohne zu wissen, dass ich sie mache. Irgendeine andere Quelle scheint Nachrichten über mich durchzugeben.[21]

Nur in allgemeiner Form – nicht konkret im Menschengeist („mind“) gegriffen - weist Krishnamurti darauf hin, dass das, was aus der von ihm beschriebenen „Einsicht“ („insight“) fließen würde, dann „rational“ und „gesünder“ („more sane“) erscheinen würde als das, was aus dem erinnerungsgeladenen Denken komme.[22]

Schöpfung

Schöpfung, sowohl das Schöpferischsein des Menschen als auch die Schöpfung der Natur, geht nach Krishnamurti aus jener Grenzenlosigkeit hervor, in die man eintritt, wenn alle Widersprüchlichkeit und Anhaftung im Bewusstsein aufgehört hat:

We live in a state of contradiction, and … there must be conflict and therefore there can never be creation, or creativity. It is only when the brain is … absolutely silent … Not everlastingly chattering, not probing, not enquiring, not searching, but quiet, still. (Wir leben in einem Zustand des Widerspruchs, und … da muss es Konflikt geben und deshalb kann es niemals Schöpfung, Schöpferischsein geben. Es existiert nur, wenn das Gehirn … absolut still ist … Nicht unendlich schwätzend, nicht prüfend, nicht fragend, nicht suchend, sondern ruhig, still.) [23]

Anders ausgedrückt, wenn beständige Einsicht da ist:

When you have constant insight…that state of mind is creative. (Wenn Sie beständige Einsicht haben…ist dieser Zustand des Menschengeistes schöpferisch.)[24]

Was für Krishnamurti wiederum verbunden mit der Anwesenheit von Liebe in der Schöpfung ist:

So we are saying that creation is only possible where there is love. (Wir sagen also, dass Schöpfung nur möglich ist, wo Liebe da ist.)[25]

Und was darin gelegen ist, ist „große Energie“ („great energy“) und „geheiligte Stille“ („sacred silence“) und nur der „geheiligste Menschengeist“ („most sacred mind“) kann sehen, was „unendlich heilig“ („inifnitely sacred“) ist.[26] Man kann diesen Bereich laut Krishanmurti beschreiben, Gedichte darüber verfassen oder ihn malen, aber das ist nicht das Eigentliche.[27] So gehen denn auch seine Beschreibungen über die allerspärlichsten Andeutungen über diesen Bereich des ganz Anderen nicht hinaus. Am ehesten können einzelne Passagen aus seinen Tagebüchern und seine Gedichte als solche Beschreibungen gelten. Etwa wenn er von der „Anwesenheit eines Segens“ spricht, wie in folgendem Beispiel:

Heute Morgen, spät aufgewacht, als die Sonne auf die Hügel drückte, war wie ein strahlendes Licht der Segen da; er scheint eine ganz eigenartige Kraft und Macht zu haben. Wie ein fernes murmelndes Wasser…[28]

Oder wenn er seinem inneren Ergriffensein von einem „Mein Geliebter“ („My Beloved“) genannten, ansonsten aber unbekannten Wesen Ausdruck verleiht, mit dem er draußen in der Natur, der Schöpfung zusammenkommt und mit dem er in vollkommener Liebe verbunden scheint (Beispiel hierzu siehe unten, Abschnitt „Liebe“). Oder auch, wenn er in der Schönheit eines Gedichts, den in seiner Lehre beständig von ihm angesprochenen Geist des Nicht-Verhaftetseins, der Namenslosigkeit einzufangen versucht (aus dem Gedicht „I have no name“):[29]

I have no name,/

I am as the fresh breeze of the mountains./ I have no shelter;/ I am as the wandering waters./ .... I am the worshipper and the worshipped./ I am free./ My song is the song of the river/ Calling for the open seas,/ Wandering, wandering,/ I am Life./ I have no name,/ I am as the fresh breeze of the mountains.

(Ich habe keinen Namen,/ Ich bin wie die frische Brise von den Bergen./ Ich habe kein Obdach;/ Ich bin wie die wandernden Wasser./ … Ich bin der Anbeter und der Angebetete./ Ich bin frei./ Mein Lied ist das Lied des Flusses,/ Der nach dem offenen Meer ruft,/ Wandernd, wandernd./ Ich bin das Leben./ Ich habe keinen Namen/

Ich bin wie die frische Brise von den Bergen.)[30]

Mitmenschliche Verbundenheit

Nach Krishnamurti ist ein wahrer Mensch nicht egoistisch, denn er hat „am Wohlergehen, dem Elend und der Verwirrung der ganzen Menschheit Anteil“;[31] Alle Menschen teilen die gleichen psychologischen Eigenschaften, die gleiche Struktur:

… we are the rest of humanity, psychologically, inwardly, though outwardly, externally we may be different. ... Don't you suffer? Don't you have conflicts … ? You have beliefs, … conclusions, fears? … anywhere else in the world they have exactly the same thing psychologically, inwardly. (Wir sind der Rest der Menschheit, psychisch, innerlich, obwohl wir an der Außenseite, äußerlich verschieden sein mögen… Leiden Sie nicht? Haben Sie keine Konflikte? Sie haben [doch] Glaubensinhalte, … Schlussfolgerungen, Ängste?... [Ü]berall sonst auf der Welt haben sie psychologisch, innerlich genau das gleiche.)[32]

Es mag nicht so scheinen, aber der Tod offenbart, dass alle gemeinsam in einem Strom der Erinnerung stehen:

… I do not die when you die, I do not feel what you feel. But … - what is death? … And when you die and I die what does that mean? Who dies? The name, the person, the qualities, the images he has built about himself? What dies? … Biologically we are different. … But inwardly … [:] A series of memories we are … Remembrance of things past. We are a bundle of memories. (Ich sterbe nicht, wenn Sie sterben, ich fühle nicht, was Sie fühlen. Aber … - was ist der Tod? … Und wenn Sie sterben und ich sterbe, was heißt das? Wer stirbt? Der Name, die Person, die Eigenschaften, die Bilder, die er sich über sich selbst gemacht hat? Was stirbt? … Biologisch sind wir verschieden. … Aber innerlich … [:] Eine Reihe von Erinnerungen sind wir … Andenken an Vergangenes. Wir sind ein Bündel von Erinnerungen.)[33]

Diese Lehre eminenter Mitmenschlichkeit, die wie im Christentum (Nächstenliebe zusammen mit der Feindesliebe)[34] alle Menschen auf der Erde zu Brüdern und Schwestern erklärt und in einem einzigen geistigen Sein zusammengeschlossen sein lässt,[35] ist nominell nicht christlich. Krishnamurti lehnte aus konfessioneller Gebundenheit stammende Lehren ab, weil sie aus Gedanken entsprungen seien, aus denen zwangsläufig immer Konflikt folgt, außer wenn in vergleichenden Religionswissenschaften eine „Einsicht“ („insight“) über das Gemeinsame aller Religionen der Welt gefunden werden könne.[36] Krishnamurtis Lehre von der Mitmenschlichkeit entspricht also - wenn überhaupt - einem Verständnis des aus seiner Sicht „im gleichen Leben wie er selbst“[37] stehenden Christus, nicht des Christentums.[38] Zur Lehre der Mitmenschlichkeit passt auch Krishnamurtis Eintreten für tätiges Mitgefühl,[39] sein Einsatz für Frieden[40] und Freiheit[41] - gegen den staatlichen Ausnahmezustand,[42] für Wahlen[43] und Redefreiheit[44] - auch ablesbar an der gesetzlichen Anerkennung seiner Lehre durch den sozialistischen Staat Ceylon.[45] Außerdem deutet Krishnamurti eine aus seiner Sicht bestehende tiefe geistige Bedeutung dieser Lehre der Mitmenschlichkeit an, indem am Ende eines öffentlichen Gesprächs darüber von etwas „Geheiligtem“ („sacred“) spricht, das zu erkennen wir uns von da aus bemühen sollten:

We are the rest of humanity… …

And to find out if there is something sacred, real truth beyond all these words and impressions and reactions, there must be that quality of investigation, without prejudice, without a conclusion. … We must question the very nature of belief, the nature of conclusion, our ideologies. … (Wir sind der Rest der Menschheit … … Und um herauszufinden, ob es etwas Geheiligtes gibt, wirkliche Wahrheit jenseits all dieser Worte und Eindrücke und Reaktionen, muss es diese Qualität des Forschens ohne Vorurteil, ohne Schlussfolgerung geben…

Wir müssen das eigentliche Wesen unseres Glaubens, das Wesen unserer Schlussfolgerungen, unsere Ideologien hinterfragen …)[46]

Liebe

Außer dem ganzen Komplex von Anhaftung, Denken und Freiheit spielt bei Krishnamurti das Thema Liebe eine wesentliche Rolle. Dies sollte auch mit der Lehre von der Mitmenschlichkeit verbunden gesehen werden. Er verwirft dabei alle gängigen alltäglichen Äußerungsformen, die gemeinhin mit der Liebe verbunden sind oder mit ihr verbunden gesehen werden: Sexualität, Gewohnheit des Zusammenlebens, Abhängigkeit und so weiter.[47]

Ist Liebe Sentimentalität? Ist Liebe Gefühlsregung? Ist Liebe Lust und Verlangen? … Ist Liebe Begehren? … Sie sagen, dass Sie Ihre Frau lieben. In dieser Liebe ist sexuelle Lust enthalten. … Aus dem Denken kann sich unmöglich Liebe entwickeln. …(Krishnmaurti 1983, S. 71-72)

All das sei keine Liebe. Vielmehr ist Liebe nach Krishnamurti dort zu finden, wo „völliges Loslassen von sich selbst“ („total self abandonment“)[48] ist und gewissermaßen gleichbedeutend mit den Dingen, die seine gesamte Lehre umfassen: Mit vollkommener „Wahrnehmung ohne Wahl“ („choiceless awareness“), „vollkommener Aufmerksamkeit“ („complete awareness“) ohne Teilung,[49] mit „Einsicht“ („insight“),[50] mit „Schöpfung“ („creation“)[51] und der vollständigen Abwesenheit jeden (inneren) Konflikts;[52] was dementsprechend alles von Krishnamurti als miteinander im direkten Zusammenhang stehend gesehen wird. Liebe ist also, wenn der oder das jeweils andere in seinem jeweiligen Sosein vollkommen wahrgenommen und gelten gelassen wird, in voller Aufmerksamkeit.

So I find, love is a total attention…[w]ithout any division. (Ich finde also heraus, dass Liebe eine vollkommene Aufmerksamkeit … ohne jede Teilung ist.)[53]

Das heißt umgekehrt, man muss sich von üblichen egoistischen Mustern befreien:

You are generous when it pays you, … merciful when you can see something in return. When these things disappear, when these things don't occupy your mind … then there is love. (Man ist großzügig, wenn es sich für einen auszahlt, mitleidsvoll, wenn man etwas dafür zurückbekommt , [aber erst] wenn diese Dinge verschwinden, wenn diese Dinge nicht Ihren Geist besetzt halten… dann ist da Liebe.)[54]

Kurz gesagt: „Liebe kennt keine Belohnung oder Bestrafung“.[55] Diese Liebe ist nach Krishnamurti für die Veränderung der Einstellung zur Welt von größter Bedeutung:

The moment you have in your heart … love … you will discover that for you the world is transformed. (In dem Augenblick, wo Sie in Ihrem Herzen … Liebe haben. … werden Sie entdecken, dass für Sie die Welt verändert ist.)[56]

Außerdem ist für Krishnamurti die Liebe mit der Schönheit verbunden („Ohne Schönheit ist keine Liebe möglich“[57]) und diese wiederum mit dem Weiblichen, steht also auch in Beziehung zur Geschlechtlichkeit:

Indem sie [d.h. bestimmte Menschen] die Sexualität verneinen… verneinen sie die Schönheit der Erde, …. weil die Schönheit mit dem Weiblichen verbunden ist. (Krishnamurti, 1983 S. 70)

Dabei ist die Schönheit nach Krishnamurti nicht an ein Wesen oder einen Gegenstand gebunden, sondern sie liegt „in der völligen Preisgabe des Beobachters und des Beobachteten“[58] und darin wieder liegt Tugend, mit der man alle Probleme lösen kann:

Ohne Liebe und das Gefühl der Schönheit gibt es keine Tugend … Wenn Liebe und Schönheit in ihnen wohnen, ist alles, was Sie tun, richtig. (Krishnamurti 1983, S. 76.)

Und diese Liebe entsteht letztlich nicht vom alltagsbewussten Menschen selber aus, sondern durch ein Überfließen aus einem höheren (geistigen) Bereich heraus – wie das Licht des Mondes durch die Sonne, wie die Wasser der Abflüsse eines Sees aus seinen Zuflüssen gespeist werden, durch die Verleihung von Stärke, die zur Weitergabe der von dort her empfundenen Liebe an die Welt anspornt:

As the moon reflects the glory of the sun, So do I reflect the glory of my well-Beloved. … So is my love for thee, O friend. (Wie der Mond den herrlichen Glanz der Sonne wiederspiegelt, so wiederspiegle ich meinen Hoch-Geliebten. … So ist meine Liebe für dich, o Freund.)[59]

As the mountain lake Which receives many streams And sends forth great rivers, … So is my love. (Wie der Bergsee, der viele Bäche aufnimmt und große Flüsse hervorbringt,… So ist meine Liebe.) [60]

Because Thou art my eternal Companion, I am strong … unshakable, … full of wisdom … … My love for Thee Has awakened the love For all. I must bring the world To Thee. (Weil du mein ewiger Begleiter bist, bin ich stark, … unerschütterlich … voller Weisheit … … Meine Liebe für dich hat die Liebe für alle erweckt. Ich muss die Welt zu dir bringen.)[61]

Obwohl Krishnamurti – ablesbar auch an seinen frühen Gedichten - erkennbar darum rang, eine allgemeine, weltumspannende Liebe in seiner Lehre mit Worten verständlich auszudrücken, seine eigene Botschaft der Liebe verständlich zu machen, haben Zeitgenossen meist übereinstimmend die Ansicht vertreten, dass, bei persönlicher Anwesenheit bei ihm (ganz anders als in seiner Lehre), in seinem Wesen eine solche Liebe voll zum Ausdruck kam:

[Ein Freund sagte]…daß Krishnamurti „das sanftmütigste aller Geschöpfe ist, mit einem Herz, das vor Mitgefühl überfließt“[:] … die Verkörperung von Metta. In der buddhistischen Terminologie bedeutet „Metta“ Herzensgüte.[62]

Krishnamurti selbst hatte seine eigene, dahin gehende Verwandlung als Mensch mit den Worten zum Ausdruck gebracht:

Love in all its glory has intoxicated my heart. (Liebe in all ihrem Glanz hat mein Herz berauscht.)[63]

Insofern ist die mit dem höheren Leben verbundene Liebe ein integraler Bestandteil von Krishnamurtis Gesamtbotschaft, die er aber immer wieder auch neu in Worte zu fassen suchte. „Der Geliebte, von dem Krishnamurti“ - in dem Gedicht „My Beloved“ - „sprach, war Krishna, waren die Meister, war Buddha – und viel mehr als diese“:[64]

Song of the Beloved

Oh! Listen,/ I will sing to thee the song of my Beloved.// Where the soft green slopes of the still mountains/ Meet the blue shimmering waters of the noisy sea,/ Where the bubbling brook shouts in ecstasy,/ Where the still pools reflect the calm heavens/, There thou wilt meet with my Beloved./ … … … (Lied des Geliebten Oh! Horch,/ Ich will dir singen das Lied meines Geliebten.// Wo die sanften grünen Hänge der stillen Berge/ Auf die blau schimmernden Wasser des Meeres treffen,/ Wo der sprudelnde Bach in Verzückung jauchzt,/ Wo die stillen Teiche die ruhigen Himmel wiederspiegeln,/ Dort wirst du meinen Geliebten treffen./

… … …)[65]

Im Worten Krishnamurtis aus seiner Sicht zusammenfassend gesprochen: „Zu lieben heißt, … sich der Ewigkeit bewusst zu werden“.[66]

Leben nach dem Tode und Reinkarnation

An das Verständnis der mitmenschlichen Verbundenheit (siehe oben), das bei Krishnamurti die Einsicht in die Einheitlichkeit allen Bewusstseins zur Grundlage hat, knüpft sich auch dasjenige vom Leben nach dem Tode, wobei Liebe und Mitleid ohnehin darüber hinaus weisen:

Do you realize, that your consciousness is the consciousness of mankind?...

Be quite sure of that. … Thought may say I am an individual. … An individual is, who is not fragmented, but since you are all fragmented, you are not individuals, you are the result of climate etc. … So when you say what happens to me, after I die…? Your consciousness is common to mankind… you are the rest of mankind … If my consciuosness is the consciousness of mankind …the common consciousness goes on. … Love knows no death, compassion knows no death.

(Ist Ihnen klar, dass Ihr Bewusstsein das Bewusstsein der Menschheit ist? … Seien Sie sich dessen ganz sicher … Der Gedanke mag sagen: Ich bin ein Individuum. … Ein Individuum ist, wer nicht [!] zersplittert ist, aber da Sie alle zersplittert sind, sind Sie keine Individuen, sind Sie das Ergebnis des Klimas und so weiter… Also, wenn Sie sagen: Was passiert mit mir, nachdem ich gestorben bin - ? …Ihr Bewusstsein ist das gemeinsame der Menschheit … Sie sind der Rest der Menschheit… Wenn mein Bewusstsein das Bewusstsein der Menschheit ist… dann geht das Bewusstsein weiter. … ... Liebe kennt keinen Tod, Mitleid kennt keinen Tod…)[67]

Dabei gilt über die Unsterblichkeit:

Beauty itself is immortal. (Schönheit an sich ist unsterblich.)[68]

während wir widersinniger Weise unsterblich nennen, was in der Zeit weitergeht, Gedanken, die Kathedralen, die Kirchen - dann kommt ein Erdbeben oder Feuer und alles wird ausgelöscht.[69] Von diesen Dingen ausgehend erweitert sich die Betrachtung bei Krishnamurti hin zur Einsicht in die Reinkarnation:

Is death the ending of consciousness with its content or is death a continuity [!] of that consciousness? Your consciousness is not different from mine. ... that consciousness is common ... …This consciousness ... which is the me, ... is going to be born next llife, which is the common consciousness of you and me and him and her... (Ist der Tod das Ende des Bewusstseins mit seinem Inhalt, oder ist der Tod die Fortsetzung [!] dieses Bewusstseins? Dein Bewusstsein ist nicht von meinem verschieden ... dieses Bewusstsein ist uns gemeinsam... … Dieses Bewusstsein, ... das das Ich ist, ... wird nächstes Leben geboren werden, das das gemeinsame Bewusstsein ist, von dir und mir und ihm und ihr)[70]

Die Gefahr bestehe, dass das unerlöste, nicht befreite Bewusstsein von Verstorbenen, das ja das gemeinsame Bewusstsein ist, aus dem Bewusstsein noch Lebender, durch deren egoistische Trauer und so weiter, zum Schaden auch des Verstorbenen mit Inhalten unbefreiten „ungeordneten Bewusstsein“ (disordered consciousness) in dem gewöhnlichen Bewusstseinsstrom festgehalten wird. Denn, so sagt Krishnamurtis Gesprächspartner Anderson unter dessen lebhafter Zustimmung:

I can see the demonic in it … … There is this continuity in disordered content of consciousness which is not radically affected qulitatetively ... simply because somebody has stopped breathing for good (Ich kann das Dämonische darin sehen. … … Es gibt diese Fortsetzung von unordentlichem Inhalt des Bewusstseins, der qualitativ nicht radikal angerührt [= nicht befreit] wird, ... [jedenfalls nicht] einfach nur weil jemand dauerhaft aufgehört hat zu atmen.)[71]

Krishnamurti betont seine Sicht, dass es darauf ankommt, das Leben durch eine gewisse Bewusstseinsklarheit jetzt vollständig zu ergreifen - was für ihn gleichbedeutend mit einer Wiedergeburt im Hier und Jetzt ist - anstatt auf ein anderes in der Reinkarnation zu hoffen. Das fasst er in den Worten zusammen:

Incarnate now. … You can only incarnate now, when you die to the content [of consciousness]. .. And that is you can be reborn, totally regenerated, when you die to the content [of consciousness]. (Inkarniere dich jetzt. … Du kannst dich nur jetzt inkarnieren, wenn du den Inhalt [deines Bewusstseins] geleert hast. … Und das heißt, du kannst wiedergeboren werden, vollständig wiederhergestellt werden, wenn du stirbst - dem Inhalt [deines Bewusstseins] gegenüber [stirbst].)[72]

Krishnamurti über Erziehung

Die obigen Ausführungen können nicht getrennt von den folgenden Themen gesehen werden.

Vielmehr bilden sie gewissermaßen ein Fundament für den folgenden kurzen Abriss der Aussagen von Krishnamurti über Erziehung und müssen in deren Lichte betrachtet werden. Die Notwendigkeit und die Bedeutung einer anderen Erziehung leitet Krishnamurti ebenfalls aus der Betrachtung des Zustandes der Welt ab:

Er kritisiert unsere einseitige Betonung des Erwerbs von Wissen und die möglichst konfliktfreie Einordnung in die Mechanismen unserer Gesellschaft mit ihren Werten und Traditionen, in welcher Leistung und Erfolg oft an erster Stelle stehen. Demgegenüber sollte wahre Erziehung

"dem Schüler helfen, alle gesellschaftlichen Unterscheidungen und Vorurteile zu erkennen und bei sich niederzureißen..." (Krishnamurti, J. o.J., S. 44).

Eine solchermaßen ausgerichtete Erziehung soll den Schüler oder das Kind jedoch nicht dazu ermutigen, von vornherein Konventionen oder Umgangsformen zu missachten - dies wäre nur eine Reaktion auf die Gesellschaft und nicht wirklich freies Handeln - sondern es soll vielmehr nach den Auswirkungen und den Ursachen unserer korrumpierenden Gesellschaft in uns selbst geforscht werden.

Erziehung wie sie heute vielfach verstanden wird

"bietet uns in fein angelegter Weise eine Flucht vor uns selber, und schafft ... unvermeidlich wachsendes Leid" (Krishnamurti, J. o.J. S. 15), denn "Lebt man nur auf einer Ebene und läßt den Gesamtvorgang des Lebens außer acht, so fordert man damit Elend und Zerstörrung heraus" (ebd. S. 17).

Doch gibt es Möglichkeiten um eine Änderung herbeizuführen? Offensichtlich haben Erziehungskonzepte oder Reformen keine grundlegende Veränderung gebracht:

"Ohne das ganze komplexe Wesen des Menschen zu verstehen, wird bloße Reformierung nur das verwirrende Verlangen nach weiteren Reformen erzeugen" (Krishnamurti, J. 1984, S. 9).

Nur das Fragen nach, und das Verstehen von uns selbst und nicht die Übernahme von Methoden, Grundsätzen, Autoritäten oder Idealen können eine echte Wandlung bewirken:

"Was ist Erziehung? Es ist im wesentlichen die Kunst des Lernens, nicht nur aus Büchern, sondern durch die ganze Bewegung des Lebens. ... Bücher sind wichtig, aber weit wichtiger ist es, jenes Buch, das ihre eigene Geschichte ist, zu studieren, denn Sie sind die ganze Menschheit. Dieses Buch zu lesen ist die Kunst des Lernens" (Krishnamurti, J. 1988, S. 122f).

Hier sollte deutlich werden, dass nicht die Vermittlung von Wissen an erster Stelle steht. Wissen, das Erlernen eines Berufes etc. wird zwar als wichtig und notwendig erachtet, aber die grundlegende Erkenntnis hierbei ist, dass Wissen immer begrenzt, unvollständig ist, und damit die Gefahr eines Lebens auf der Basis dieser Begrenztheit impliziert:

"Der Kern des Wissens ist der Beobachter, und er prägt dem, was er beobachtet, das auf, was er sich durch Erfahrung und die verschiedenen Formen sinnlicher Reaktionen angeeignet hat. Der Beobachter manipuliert immer das, was er beobachtet, und was er beobachtet, wird immer zu Wissen reduziert. So bleibt er immer in der alten Tradition befangen und bildet Gewohnheiten.

Lernen ist also reine Beobachtung - nicht nur der Dinge, die „äußerlich vor sich gehen, sondern auch derjenigen, die sich innerlich abspielen; zu beobachten ohne den Beobachter" (ebd., S. 38).

In diesem Zusammenhang sieht Krishnamurti auch das Vergleichen, durch welches Lernen scheinbar gefördert wird, als höchst fragwürdig an:

"Die meisten Leute meinen, dass das Lernen durch den Vergleich gefördert wird, während doch das Gegenteil der Fall ist. Vergleich ruft Enttäuschung hervor und fördert lediglich den Neid, was Wettbewerb genannt wird. Wie andere Formen von Überredung verhindert der Vergleich Lernen und erzeugt Furcht" (Krishnamurti, J., 1984, S. 10).

Aber nicht das objektive Erkennen der Unterschiede der Schüler hinsichtlich ihrer Fähigkeiten, ihrer Begabungen, ist hiermit gemeint, - dieses Erkennen ermöglicht ja erst eine optimale Förderung des Kindes - sondern den direkten, wertenden Vergleich des messenden Verstandes der zu einer Fragmentierung des Einzelnen führt. Die Einteilung der Menschen in "Gut", "Besser", "Schlechter", etc. verstellt die Sicht auf den Menschen, verhindert die Wahrnehmung, das Erkennen der Realität, dessen "was ist", wie Krishnamurti es ausdrückt.

"Wenn A mit B verglichen wird, der klug, intelligent und selbstbewußt ist, so wird A genau durch diesen Vergleich zerstört" (Krishnamurti, J. 1988, S. 126).

Nun, fragt Krishnamurti, kann der Erzieher den Vergleich und das Messen beiseite lassen, denn "Liebe vergleicht nicht" (ebd. S. 126f). Die ganze Atmosphäre einer Schule würde eine Wandlung erfahren, wenn das Gefühl von Wettbewerb und Vergleich erlösche.

"Eine andere Art der Erziehung ist notwendig - nicht die blasse Pflege des Gedächtnisses mit der ganzen Betonung auf Druck, Anpassung und Nachahmung, die zu Gewalt führen, sondern die Pflege der gesamten Kultur des Menschen, in der das Dein und Mein verschwinden und nicht durch den Staat oder eine neue heilige Figur ersetzt werden. Diese andere Erziehung ist mit Wissen, mit Freiheit beschäftigt. Weisheit ist in keinem Buch zu finden, noch im perfekten Wissen, sondern liegt in der Freiheit des Erkennens. Dieses Erkennen hört nie auf - und Weisheit beendet das Leid" (Krishnamurti, J. 1975, S. 10).

Damit setzt Krishnamurti die Kompromisslosigkeit seiner Aussagen konsequent auch im Bereich der Erziehung fort:

Das "Besondere" an seinen Aussagen über Erziehung ist, dass sie uns eben keinerlei Konzept an die Hand geben, keine Leitlinie nach der es zu handeln gilt, und die immer einzuhalten wäre. Krishnamurti sagt meist nur sehr allgemein, wie und was Erziehung sein, und wie sie nicht sein sollte.

Diese Äußerungen blieben aber wertlos, wenn sie nicht von beiden Seiten, dem Erzieher als auch dem zu Erziehenden selbst entdeckt und hinterfragt würden; das bloße Akzeptieren der Aussagen Krishnamurtis würde wohl das Gegenteil dessen bewirken, was sie sollen.

Krishnamurti in der Lebenspraxis

Erziehung ist der wichtigste lebenspraktische Bereich, auf den Krishnamurti einen gewissen Einfluss nahm. Dazu gehörte auch die Begründung von und dann weitere Betreuung der insgesamt acht von ihm inaugurierten Schulen.[73] Hier brachte er Kindern auch seine Art der Weltbetrachtung durch unmittelbare konkrete Meditationsanweisungen nahe, wie er sie sonst vermied.[74] Neben subjektiven[75] Berichten von Heilungen[76] durch ihn - die Krishnamurti selbst abtat, auch weil sie die Persönlichkeit der Menschen nicht änderten[77] - gab Krishnamurti Ratschläge in Fragen des (täglichen) Lebens: zum Umgang mit Krankheiten[78] und körperlichen Schmerzen,[79] zum Erreichen von Entspannung ,[80] zum Umgang mit sexueller Orientierung,[81] zur grundlegend richtigen Ernährung,[82] zur geistigen Gesundheit durch Selbsterforschung, statt durch Psychoanalyse,[83] zum Umgang mit politischen Fragen,[84] zur Verbesserung des Gedächtnisses,[85] zum Anhören und tieferen Verständnis von Musik usw.[86] Viele profitierten auf einer mehr alltäglichen Ebene von Krishnamurtis Lehre, konnten sich durch ihn von schlechten Angewohnheiten und ihrer Abhängigkeit von Psychiatern oder Geistlichen in ihrem Leben befreien.[87] Unter anderm zum Thema Kreativität (schöperischer Geist) sprach Krishnamurti auch vor Akademikern[88] oder traf sich mit ihnen in Seminaren und zu Dialogen,[89] vor allem mit dem renommierten Physiker David Bohm, vorwiegend zu den Themen Denken und Erkenntnis,[90] auch zusammen mit dem Biologen Rupert Sheldrake, insbesondere über die Frage geistiger Gesundheit; die zu letzterem gehörigen Videos und Nachschriften wurden – auch von Universitäten und Lehranstalten - stark nachgefragt.[91]

Die Bodhisattvafrage

Ein Überblick über die Person Krishnamurtis und seine Lehre – die beide aus seiner Sicht untrennbar verbunden sind[92] - ist nicht vollständig, ohne eine Einordnung in die oben[93] angedeutete Frage nach dem Bodhisattva des 20. Jahrhunderts.

Rudolf Steiner hatte diesbezüglich den Kult um Krishnamurti[94] und seine Benennung als zukünftigen Weltlehrer und Maitreya[95] verurteilt und indirekt als in einem viel zu jungen Alter (vor dem 30. Lebensjahr) geschehen gebrandmarkt (Lit.:GA 130, S. 25 u. 54). Eine Reihe seiner Aussagen zu Bodhisattvas ist erkennbar gegen die Ereignisse um Krishnamurti am Beginn des 20. Jahrhunderts gerichtet, die meisten gehen aber darüber hinaus. Steiner konnte sich allerdings auch zu den tatsächlich eingetretenen Änderungen etwa ab dem 30. Lebensjahr in Krishnamurtis Leben und Charakter[96] kaum mehr äußern, weil Steiner im März 1925 nach langer Krankheit bereits starb, bevor Krishnamurti im Mai 1925 30 Jahre alt wurde. Steiner hatte gelehrt, dass man einen Bodhisattva nicht vor seinem 30. Lebensjahr erkennen kann, hat also auch die Möglichkeit, dass sich Krishnamurti am Ende doch noch als eine Inkarnation des Maitreya-Bodhisattva offenbarte, offiziell nicht ausgeschlossen (Lit.:GA 130, S. 54).[97]

In der anthroposophischen Bewegung gibt es gegenwärtig keine tiefer gehende Auseinandersetzung von denen, die in der öffentlichen Wahrnehmung stehen, über Krishnamurti und die Bodhisattvafrage, und niemanden, der ihn ernsthaft (ab seinem 30. Lebensjahr) mit dem Maitreya-Bodhisattva in Verbindung bringen würde. Die Frage nach dem Bodhisattva des 20. Jahrhunderts ist allerdings nicht geklärt. Zu einer gründlichen Aufarbeitung dieser durch Leadbeater und Besant zum Problem gewordenen Frage[98] gehört zweifellos auch Krishnamurti, der selbst ein erstes ihrer Opfer war und blieb.

Eine Wirksamkeit des Maitreya in ihm wurde allerdings später weder von Krishnamurti, der zu einem scharfen Kritiker der Theosophen geworden war (unter anderem Austritt aus der Gesellschaft, Auflösung des Star of the East[99]), noch von ihm besonders nahe stehenden Menschen, jemals vollständig abgetan, sondern kritisch bewegt, in Zweifel gezogen und teilweise umgedeutet.[100] Für Krishnamurti in seiner verneinenden Sprechweise[101] war die Frage der Bezeichnung „Maitreya“, als ein bloßer nutzloser Vorgang des Definierens statt der Einsicht in die Wirklichkeit grenzenloser geistiger Weite, ohnehin erledigt;[102] nicht aber der tiefere Gehalt der Frage, die er aber letztlich stehen ließ[103] - es war statt dessen seine Lehre, die er in den Vordergrund stellte.[104] Auch in der (heute noch existierenden) theosophischen Bewegung fand Krishnamurtis durch die theosophischen Führergestalten erfolgte[105] Identifikation mit dem Maitreya-Bodhisattva schon früh Gegner.[106]

Krishnamurti selbst hat in der Öffentlichkeit in späteren Jahren Fragen nach der geistigen Identität der aus ihm sprechenden Individualität, stets mit dem Satz „der Sprecher ist nichts“ („the speaker is nothing“) oder „ich bin niemand“ („I am nobody“) abgeschmettert,[107] wobei „niemand“ („nobody“) und „nichts“ („nothing“) bei ihm allerdings einen besonderen tiefen geistigen Anklang hat.[108] Noch 1985, bei der Verleihung des UN-Friedenspreises, wurde Krishnamurti, von ihm selbst unwidersprochen, vorgestellt als „der Weltlehrer“ ("World Teacher"),[109] was ursprünglich die theosophische - auch auf Krishnamurti in diesem Sinne angewendete[110] - Bezeichnung für den Maitreya war.[111] Dennoch ist es nicht zuletzt Krishnamurti selber zu verdanken, dass er heute in der Öffentlichkeit mehr als Philosoph denn als spiritueller Lehrer oder gar als der Maitreya-Bodhisattva gesehen wird.[112] Privat sprach er noch kurz vor seinem Tode von „der Lehre“ - auch seiner - in einem Atemzug mit den großen Weltlehrern Mohammed, Christus, Buddha und deren notwendiger „Manifestation in einem menschlichen Körper“.[113]

Der östliche und westliche Traditionen umgreifende, sich „christusbewusst“ ("christic") nennende Gnostiker Samael Aun Weor hält im Sinne seiner gnostischen Lehre Krishnamurti für "einen Bodhisattva" (=geheiligte, gereinigte Seele), in dem ein hohes Geistwesen („ein Buddha“) wohnt, der aber aufgrund der schädlichen (frühen) Ausrufung zum Messias durch Theosophen in seinem menschlichen Anteil traumatisiert wurde[114] und infolgedessen die in seinem Wesen eigentlich angelegte Botschaft „christusbewusster“ Esoterik nicht abliefern konnte.[115]

KRITIK

Widersprüche in Krishnamurtis Leben und Lehre

In gewissem Gegensatz zu seiner Forderung nach Einsfühlen mit der Gesellschaft und Taten der Liebe[116] ist Krishnamurti nie einer eigentlichen Erwerbsarbeit nachgegangen,[117] lebte eher das Leben eines reichen Mannes[118] hielt seine Reden, schrieb nur sehr wenige Bücher und pflegte tendenziell ein Dasein reinen geistigen Austausches[119] und – im Alter - der Entspannung.[120] Bei einzelnen Zuhörern trat die Vorstellung auf, dass durch Krishnamurti, mit seiner Abkehr von der traditionellen theosophischen Spiritualität, womöglich ein Schwarzmagier spreche.[121] Andere bemängelten seine für einen weisen Arhat (einen vor dem Nirvana stehenden Erleuchteten) unangemessene Erregbarkeit,[122] und sein schlechtes Gedächtnis.[123] Man hat auch angemerkt, Krishnmurti hätte mangels formaler Bildung nicht am eigentlichen höheren wissenschaftlichen (philosophischen) Diskurs teilnehmen können, obwohl sein unmittelbarer Zugang zu grundlegenden – geistig-seelischen - Wahrheiten zum Austausch mit Wissenschafltern, Politikern und Psychologen geführt habe.[124] Zwar nie als Heiler aufgetreten, aber als solcher in bestimmten Kreisen bekannt,[125] konnte Krishnamurti sich trotzdem nicht gezielt selbst von seinen Krankheiten befreien[126], wenngleich es Zeiten spontaner Heilung bei ihm gab.[127] Es wurde ihm vorgeworfen seine Lehre manchmal fast täglich zu ändern.[128] Ein Beispiel für eine auffällige Veränderung ist seine Aufforderung in seinem Prosagedicht „The Garden of My Heart“, an seinen „Freund“ (also den Leser), das Leid („sorrow“) einzuladen, weil es zur ewigen Liebe führen würde[129] – während er später gegenüber dem vormaligen Jesuiten Illich entschieden vertrat, dass das Leiden („suffering“) keine Funktion erfülle und aufhören müsse.[130] Vom buddhistisch geprägten Francisco Varela gab es auch die Kritik, das Krishnamurti das Selbst – im Bild als Affe („monkey“) bezeichnet – ganz auflösen will, das bei Erweiterung des Geistes gar keinen Schaden anrichte.[131]

Aspekte von Krishnamurtis Lehre im Spiegel anthroposophischer Sichtweisen

Was sich als Inspirationsquellen Jiddu Krishnamurtis offenbart, erscheint im Spiegel von Aussagen Rudolf Steiners als von wechselndem Charakter. Krishnamurti entwickelte seine eigenständige Lehre frühestens ab der Mitte der 20-er Jahre des 20. Jahrhunderts, also nach dem Tode Rudolf Steiners. Zu Krishnamurtis Lehre kann es deshalb direkt keine Aussagen Steiners geben, obwohl Rudolf Steiner sich aus seiner geistigen Erkenntnis heraus zutiefst ablehnend gegenüber der Ausrufung Krishnamurtis im Knabenalter als zukünftigen Weltenlehrer verhalten hatte [132].

Automatismus, Luzifer und Christus

Andererseits berühren einige Aussagen Steiners in der Anthroposophie indirekt auch Aspekte der Lehre Krishnamurtis. Insbesondere warnt Rudolf Steiner vor einer möglichen Automatisierung des geistigen Menschen, wie sie sich teilweise in Krishnamurtis Lehre von der ganzheitlichen „Wahrnehmung“ (in der „Einsicht“) und dem daraus folgenden unmittelbaren, automatischen Handeln[133] abzeichnet

In diesem Gewahrsein reagiert Ihr ganzes Wesen augenblicklich. (Krishnamurti 1983, S. 30)

Der Geist, der nach Rudolf Steiner solches beim Menschen anstrebt, ist Luzifer:

„Sie [die luziferischen Wesenheiten] versuchen ihm Dunkelheit zu geben über die Praxis seines freien Willens. … Automatisch wollen sie ihn machen, die luziferischen Wesenheiten. … … Sie wollen ihn automatisch machen; geistig, aber automatisch.“ (Lit.:GA 182, S. 150)

Nach Steiner geht diese nicht anzustrebende und eine große Gefahr für die Menschheitsentwicklung darstellende Automatisierung zugleich mit einem luziferischen Willen zum Guten einher. Auch Krishnamurtis Lehre strebt im Sinne des Guten, zur Überwindung des Leidens die Freiheit vom bekannten materiellen Leben an[134] und möchte zu dem gelangen, was die Liebe, das Andere, die Schöpfung, das ganze Weltall umfasst[135]. Auch hier besteht also eine Parallele:

„Luzifer will von diesem Gesichtspunkte aus, den ich jetzt berühre, beim Menschen eigentlich das Gute, das Geistige. ... [E]s soll der Mensch ins Hellsehen nach guten Prinzipien hineinversetzt werden, aber gewissermaßen automatisch. “ (Lit.:GA 182, S. 150)

Vorläufig, im gegenwärtigen Zeitalter, wird es nach Steiner wegen der genannten Tendenzen zur Automatisierung und den damit verbundenen Gefahren nicht gut.

In Krishnamurtis Lehre wird das Denken, wie oben beschrieben,[136] gründlich untersucht. Dabei wird das Akkumulative der auf dem erinnerungsgebundenen Denken beruhenden Erkenntnis, die dadurch „zersplittert“ wird („fragmented“),[137] als unbrauchbar für das Eintreten in den Bereich der Ganzheit, der Schöpfung oder auch für die Bewältigung psychischer Probleme angesehen. Obwohl Krishnamurti dem Denken im Lebensalltag seine begrenzte Rolle zuerkennt[138], misstraut er diesem Denken und traut ihm nicht zu, über die Begrenztheiten des Lebens hinwegzukommen. Außer in Bezug auf künstlerische und wissenschaftliche Verständnisgewinnung, die er der Einsicht („insight“) zurechnet, lehnt Krishnamurti das „akkumulative“ Denken, das Erfahrung auf Erfahrung und Gedanke an Gedanke anhäuft, teilweise schroff ab.[139] Damit begibt er sich in die Nähe dessen, vor dem Rudolf Steiner warnt, als vor etwas, das dem Menschen seine Entwicklung hin zur Freiheit behindern oder abschneiden könnte, „zum Abschneiden der späteren Entwicklung“ führen würde (Lit.:GA 182, S. 174). Denn mit der Ablehnung dieses Denkens zugunsten der „vollkommenen Einsicht“ fordert Krishnamurti für die Gegenwart schon jetzt das, was von Rudolf Steiner als etwas gekennzeichnet wird,

„…was ... erst 1080 Jahre nach dem Jahre 1413 geschehen soll, was also erst im Jahre 2493 geschehen soll – da soll erst der Mensch so weit sein mit Bezug auf das bewusste Erfassen seiner eigentlichen Persönlichkeit… “ (Lit.:GA 182, S. 173)

und als etwas,

„… was man nach und nach [!] durch das Experimentieren und durch die Naturwissenschaft bis zum Jahre 2493 sich erobern wird. “ (Lit.:GA 182, S. 175)

Krishnamurti bestätigt in frühen Jahren in einer Fragenbeantwortung selbst, dass er das, was Rudolf Steiner hier aus anthroposophischer Sicht als unzeitige Vorwegnahme charakterisiert, tatsächlich anstrebt (wobei der Frager, für den zukünftigen Zeitraum den theosophischen Ausdruck „Sechste Unterrasse“, d.h. ab dem 4. Jahrtausend n. Chr., benutzt):

QUESTION:…what you say about the inutility of ceremonies, churches …, religions, does not apply to the present moment, but is intended for the sixth sub-race. …

ANSWER: When you are hungry you go after food and get it. If you are drowning you struggle to have fresh air, and if you are in sorrow you want to have your sorrow removed immediately. … This realisation is not for the future, you must have it now. (FRAGE: …was Sie über die Nutzlosigkeit von Zeremonien, Kirchen…, Religionen sagen, bezieht sich nicht auf den gegenwärtigen Augenblick, sondern ist für die Sechste Unterrasse vorgesehen. …

ANTWORT: Wenn Sie Hunger haben, verschaffen Sie sich etwas zum Essen. Wenn Sie ertrinken, kämpfen Sie, um frische Luft zu bekommen, wenn sie leiden, wollen Sie, dass Ihr Leid sofort beseitigt wird. … Das ist nicht für die Zukunft umzusetzen, Sie müssen es jetzt haben.) [140]

Dass die Wahlfreiheit (zwischen verschiedenen Möglichkeiten) keine echte Freiheit ist, weil immer der eine oder andere Auslöser (Triebe, unbewusste Überzeugungen etc.) überwiegt und den Menschen letztendlich ohne sein Wissen zu dieser oder jener Handlung treibt, ist nicht erst durch Rudolf Steiner (Lit.:GA 4, S. 16) festgestellt worden und findet sich auch bei Krishnamurti wieder; wie andererseits der Automatismus in Krishnamurtis Lehre m.E. in die Unfreiheit einmünden könnte, geht auch aus den Worten Weerapuramas, einem engen Vertrauten Krishnamurtis, hervor:

Der schöpferische Geist wird sich von selbst [!] mit der richtigen Vorgehensweise identifizieren, denn nur ein unschöpferischer Geist wird eine Wahl und deshalb „freien Willen“ haben.(Weerapurama, S. 36)

Bei Anthroposophen der Gegenwart wird auch teilweise das von Krishnamurti selbst nicht widerrufene „Weltlehrertum“[141] als luziferisch wahrgenommen.[142]

Einen ganz anderen Aspekt berührt diesbezüglich eine Aussage Steiners in Bezug auf die Zukunftsaufgabe der Menschheit. Den Menschen ist es demnach aufgegeben nach und nach aus Liebe gepaart mit Weisheit den Weg zu Christus zu finden und dabei auch die Unterstützung Luzifers in Anspruch zu nehmen:

„Wir leben in der Zeit, wo der Christus ... verstanden werden muß dadurch, daß die Seele in sich selbst sich immer mehr und mehr [!] versenkt und sich vereinigt mit der Welt des Geistigen, die im Innern gefunden werden kann, mit der Welt, die aus Luzifers Reich stammt. “ (Lit.:GA 113, S. 107)

Ein gewisses Zusammentreffen von tiefster weltumspannender christlich anmutender Liebe[143] einerseits und Luzifer, mit einer automatisierenden Vergeistigung, andererseits, scheint auch in Krishanmurtis Leben und Lehre in dem angegebenen Sinne gegeben. Allerdings betrifft dieser Zusammenhang bei Steiner eine eher nach und nach sich vollziehende Zukunftsaufgabe; bei Krishnamurti wurde darauf bereits in jüngster Vergangenheit Anspruch erhoben und in seinen Reden und Gesprächen wird die Überwindung des psychologischen Gefangenseins viel häufiger erörtert als die Liebe.

Krishnamurtis Beobachtung des Denkens und die Philosophie der Freiheit

Krishnamurti will seine Vorstellung von der Freiheit des Menschen jetzt und für alle Zeiten durch Freisein vom Bekannten, von der Erfahrung erreichen (eines seiner wichtigsten Bücher trägt diese Aussage sogar im Titel: Freedom from the known, „Freisein vom Bekannten“[144]). Wenn er das Denken bzw. den Gedanken (thought) zunächst vor allem als etwas kennt, was auf (äußerer) Erfahrung und Vergangenheit beruht, dem er einen wichtigen Wert nur für die Alltagspraxis zugesteht [145], so wird bei Rudolf Steiner ähnlich das „abstrakte Denken“ und „müßige Spekulieren“ als unbrauchbar für die Menschenentwicklung, für die Berührung des „übersinnlichen Lebens“ angesehen, allerdings betont Steiner auch:

„Dieses abstrakte Denken kann das übersinnliche Leben leicht ertöten; das lebensvolle Denken kann ihr zur Grundlage [!] werden. “ (Lit.:GA 9, S. 80)

Krishnamurti vermeidet wegen seines Misstrauens gegenüber dem Denken bzw. dem Gedanken die Betrachtung von dessen begrifflichem (auf die Geistwelt gerichteten) Anteil von Haus aus; er will in die Ganzheit, die Schöpfung dadurch eintauchen, dass sich das Verhaftetsein in dem Bekannten zwingend auflöst durch die „Einsicht“ („insight“) in die Unbrauchbarkeit des (auf Erinnerung beruhenden) Denkens und seiner Begrenztheit.[146] Rudolf Steiner dagegen betrachtet den inhaltlichen Anteil des Denkens und des Gedankens, den Begriff, unmittelbar am Ort seines Entstehens, im „Ausnahmezustand“ bei der „Beobachtung des Denkens“ (Lit.:GA 4, S. 42 f.), wodurch die Wiederherstellung der Ganzheit bewusst im Fall des Begriffs stattfindet:

„Für jeden aber, der die Fähigkeit hat das Denken zu beobachten, … ist diese Beobachtung die allerwichtigste, die er machen kann.“ (Lit.:GA 4, S. 46)

Und:

„Wie ich eine einzelne Wahrnehmung der Außenwelt durch das Denken eingliedere in den Zusammenhang der Welt, so gliedere ich die an mir selbst gemachten Wahrnehmungen in den Weltprozess durch das Denken ein. … Ein Dreieck hat nur einen einzigen Begriff. Für den Inhalt dieses Begriffes ist es gleichgültig, ob ihn der menschliche Bewusstseinsträger A oder B fasst. “ (Lit.:GA 4, S. 90)

Das heißt nach Steiner:

„In dem Denken haben wir das Element gegeben, das unsere besondere Individualität mit dem Kosmos zu einem Ganzen zusammenschließt. “ (Lit.:GA 4, S. 91)

Krishnamurtis „Einsicht“ („insight“),[147] ist dem insofern ähnlich, als sie etwa auf die Gesamtheit des alltäglichen Denkens wahrnehmend blickt,[148] unterscheidet sich allerdings von dem „Ausnahmezustand“ bei Steiner durch die (gewollte) Undifferenziertheit sowie durch die Unmittelbarkeit, in der ihr Ergebnis - eben das tiefergehende Verständnis - ohne weitere Betrachtung unmittelbar gelten gelassen wird. Etwas wie die in der Philosophie der Freiheit (Lit.:GA 4) grundgelegte revolutionäre Art des Umgangs mit dem Denken kennt Krishnamurti also als „Beobachtung“ und „Einsicht“ („insight“) anfänglich und in Andeutungen ebenfalls; nur kann und will er das Eintreten in die „Einsicht“, die für ihn das (Wieder-) Eintauchen in die Ganzheit bedeutet, m.E. nicht so restlos vollbewusst erkennen und vollziehen, wie Rudolf Steiner das in der Philosophie der Freiheit über das Denken beschreibt, weil Krishnamurti meint, in dem dabei auftretenden Zeitintervall in die Zersplitterung zu geraten.[149] Für ihn gibt es insoweit eine Art mehr oder weniger bewusster Geistesgegenwart, wo bei Steiner ein Handeln aus vollbewusster Erkenntnis angestrebt ist.

Unteilbare und christliche Liebe

Krishnamurti äußert ein immer von Neuem wiederkehrendes starkes Credo für die selbstlose Liebe[150] mit der Aussage, dass Liebe ohne auswählenden Bezug auf bestimmte Lebenszusammenhänge und unteilbar sei (Liebe ist demnach eine „vollkommene Aufmerksamkeit ohne jede Teilung [!] – sie ist nicht Vergnügen, Sex, Angst, Eifersucht, Herrschen…“.[151]). Diese Betonung des Ganzheitlichen der Liebe rückt Krishnamurti aus der anthroposophischen Sicht Steiners, zumindest, was das betrifft, in die Nähe eines die christliche Liebe verstehenden Menschen:

„[Die] umfassendste Eigenschaft der Gottheit [ist]…die Liebe, die Eigenschaft, bei der keine Steigerung mehr möglich ist. … Gott ist reine, lautere Liebe… geteilt aber hat er die Macht und die Weisheit…. “ (Lit.:GA 143, S. 209)

„…der Impuls des Christus, der Impuls der Liebe wird mit der Zeit das Trennende, das in die Welt gekommen ist, überwinden… “ (Lit.:GA 143, S. 212)

Krishnamurtis Verständnis von der Liebe, als etwas jenseits von Belohnung oder Strafe, was sich nicht „auszahlen“ kann, für die man nichts „zurückbekommt“,[152] für die es also anthroposophisch gesprochen keinen karmischen Ausgleich gibt, ist dem ähnlich, was von Rudolf Steiner als Kennzeichen für einen wahrhaft christlichen Menschen genannt wird:

„In dem Sinne von Ursache und Wirkung können wir… nicht von Liebe sprechen. “ (Lit.:GA 143, S. 205)

„Wer die Liebe so kennt, daß er weiß, Liebe ist da, um Schulden zu zahlen und bringt keinen Vorteil für die Zukunft, der ist ein Christ. “ (Lit.:GA 143, S. 210)

Fast wörtlich identisch heißt es bei Krishnamurti:

[W]hat do we mean by karma?...You never act without a cause, or without a motive,…That is, there is a cause and an effect. (Was meinen wir mit Karma?...Man handelt nie ohne Grund oder ohne Motiv...Das heißt, es gibt eine Ursache und eine Wirkung.)[153]

The action of love has no motive, and every other action has. (Die Tat der Liebe hat kein Motiv, jede andere Handlung schon.)[154]

Wobei ein ähnlicher Gedanke wie der des „Schulden Zahlens an die Vergangenheit" (Lit.:GA 143, S. 208) bei Krishnamurti nur sehr selten und sehr indirekt angedeutet erscheint, in der Entstehung der Liebe nicht durch den Menschen selbst, sondern aus einem Überfließen von der Ewigkeit, vom Geiste her.[155] Krishnamurti sieht darüber hinaus die Liebe auch mit der Schönheit und diese wieder mit der Sexualität verbunden,[156] die nach Steiner mit dem egoistischen Bewusstsein durch Luzifer in die Welt gekommen ist:

„Dieses … Bewußtsein, an dem Luzifer sein Interesse hat, ist …verknüpft … mit einer gewissen inneren Wollust … . Und dieses Wollüstige ist … Luzifers Gebiet.“ (Lit.:GA 170, S. 233)

Dem steht allerdings die „völlige Preisgabe des Beobachters und des Beobachteten“, die Aufhebung des Ego in der Liebe bei Krishnamurti gegenüber.[157] Das nach Steiner durch Luzifer in die Welt gekommene egoistische Bewusstsein würde bei Krishnamurti hier demnach aufgehoben.

Der hohe Stellenwert, den Krishnamurti der Liebe seinen sonstigen Lehren gegenüber einräumt, mag an folgender kurzer Unterredung ersichtlich werden:

Ein Herr wandte sich seufzend an Krishnamurti: "Was tun Sie, wenn ein Mensch unfähig ist, Sie zu verstehen?" Krishnamurti erwiderte: "Ich werde seine Hand halten." Es war eine rührende Antwort...[158]

Darwinistische Vorstellungen und Ahriman

Wo es um Fragen nach dem Leben und der Entstehung der Natur geht – „how does nature come into existence?“ -, verlegt sich Krishnamurti – abgesehen von der Vorstellung der Schöpfung aus dem Reich der Einsicht[159] – gerne auf äußere, an die darwinistische Naturwissenschaft angelehnte Erklärungsmodelle:

Scientists say, we came from water – the cells, from the animal, the ape ..it has taken three million years ... to become a human being ... if you believe that some creator has made you, the creator must be rather silly. (Naturwissenschaftler sagen, wir sind aus dem Wasser gekommen – den Zellen, vom Tier, dem Affen… Es hat dreieinhalb Millionen Jahre … gedauert, ein Mensch zu werden, …wenn Sie glauben, irgendein Schöpfer hat Sie gemacht, muss der Schöpfer ziemlich dumm sein…[sic!])[160]

Damit begibt sich Krishnamurti, mit seiner grundlegend spirituell anmutenden Lehre, bei Fragen nach der äußeren Natur teilweise in die Nähe des materialistischen Darwinismus, den Rudolf Steiner als ahrimanisch charakterisiert, der den Menschen mit seiner Anschauung als Tier vom Geist abschneiden möchte:

„…die ahrimanischen Wesen streben danach, dem Menschen das Bewusstsein seiner Geistigkeit zu ertöten … [ihm] die Anschauung beizubringen, daß er eigentlich nur ein vollkommen ausgebildetes Tier ist. Ahriman ist…der große Lehrer des materialistischen Darwinismus…all derjenigen Betätigung innerhalb der Erdenentwicklung, die nichts anderes gelten lassen will als das äußere sinnenfällige Leben. “ (Lit.:GA 182, S. 151)

Anklänge an diesen Materialismus gibt es bei Krishnamurti besonders auch beim Thema „Gehirn“. Obwohl Krishnamurti gesagt haben soll „Geist hat mit Gehirn nichts zu tun“[161], erklärt er wichtige Stationen auch des geistigen Menschseins, vor allem in seinen späteren Lebensjahren, wie die heutige Naturwissenschaft gerade am Gehirn:

[Frage:] Das Gehirn ist Materie. In dieser Materie muß Evolution stattfinden. [Antwort Krishnamurti:] Natürlich. Wir waren Affen [sic!], und nach Millionen von Jahren sind wir Homo Sapiens...(Jayakar, S. 439)

Mein Gehirn ist das der Menschheit… Das Gehirn selbst sagt, es ist sehr alt und es wird alles Wissen hinter sich lassen …(Jayakar, S. 366)

Ich befinde mich … in einem Zustand, in dem keine Erinnerung … existiert… Und deshalb hat meine Antwort niemals etwas mit früheren Antworten zu tun….Wenn diese Einsicht da ist, machen die Gehirnzellen [sic!] tatsächlich eine Transformation durch, es transformiert sich. (Jayakar, S. 311)

So mischen sich bei Krishnamurti neben gewissen spirituellen Sichtweisen und Ansätzen zu automatisierender Geistigkeit, sowie christlich anmutender Liebe auch materialistisch-naturwissenschaftliche Betrachtungsarten:

We grew out of the seed, the earth, and we are part of all that, but we are rapidly losing the sense that we are animals like the others. [sic!] Can you have a feeling for a tree, look at it, see the beauty of it… (Wir sind aus dem Samen, der Erde, heraus gewachsen, und wir sind Teil von alldem, aber wir verlieren zusehends den Sinn, dass wir Tiere [sic!] wie die anderen sind. Können Sie ein Gefühl für den Baum haben, ihn ansehen, die Schönheit von ihm sehen…?)[162]

Werke

Krishnamurti hat praktisch nur auf Englisch geschrieben oder gesprochen. Darum werden im folgenden die englischen Originalausgaben in Klammern angegeben. Eine chronologisch angelegte Werkausgabe existiert unter dem Titel Collected Works; bisher sind 17 Bände erschienen.

Tagebücher und persönliche Aufzeichnungen

1961/62 zeichnete er Das Notizbuch (Krishnamurti's Notebook, 1976) auf.

Von 1973 bis 1975 verfasste er ein persönlich gehaltenes Tagebuch:

  • Krishnamurti's Journal, 1982

1983/84 sprach er, allein in einem Zimmer „laut denkend“, von einem Kassettenrecorder aufgezeichnet. Diese „Diktate“ wurden in folgendem Buch notiert:

  • Selbstgespräche – Das letzte Tagebuch, Grafing 1988 (Krishnamurti to Himself. His Last Journal, 1987)
Reden, Antworten auf Fragen, Gespräche
  • Königreich Glück, Jena 1928
  • Der Sang des Lebens, Neubabelsberg 1931
  • Schöpferische Freiheit (The First and Last Freedom, 1948, mit Vorwort von Aldous Huxley)
  • Vertrauen zum Leben. Ein Beitrag zu Erziehung, 1954 (Education and the Significance of Life, 1953)
    • neu als Autorität und Erziehung,
  • Gedanken zum Leben (Commentaries on Living, 1956–60)
    • Band 1: Ideal und Wirklichkeit
    • Band 2: Konflikt und Klarheit
    • Band 3: Verstand und Liebe
  • Das Tor zu neuem Leben (Talks by Krishnamurti in Europe, 1962)
  • Antworten auf Fragen des Lebens (Think on these Things, 1964)
  • Einbruch in die Freiheit (Freedom from the Known, 1969)
  • In Kommunion mit dem Leben. Gespräche in Saanen 1964, Berlin 1966
  • Revolution durch Meditation. Die totale Erneuerung (The Only Revolution, 1970)
  • Der Flug des Adlers (The Flight of The Eagle, 1971)
  • Du bist die Welt – Reden und Gespräche (You are the World. Authentic Reports of Talks and Discussions in American Universities, 1972)
  • Wandel durch Einsicht (The Impossible Question, 1972)
  • Jenseits der Gewalt (Beyond Violence, 1973)
  • Anders Leben (A Wholly Different Way of Living, 1974)
  • Fragen und Antworten (Questions and Answers, 1979/80)
  • Leben ohne Illusionen. Reden in Saanen 1980
  • The Flame of Attention, 1981/82
  • Vom Werden zum Sein. Jiddu Krishnamurti im Gespräch mit David Bohm, 1987 (The Ending of Time, 1985)
  • Die Vorträge in Washington (Washington D.C. Talks, 1985)
  • Die letzten Gespräche in Saanen 1985, Grafing 1986 (Last Talks at Saanen, 1987)
  • Die Zukunft ist jetzt. Letzte Gespräche, Frankfurt am Main 1992 (The Future is Now. Krishnamurtis Last Talks in India, 1989)

Viele der Reden und Gespräche Krishnamurtis wurden auf Film festgehalten, und können zum Beispiel bei YouTube gesehen werden.

Zusammenstellungen und Themenbücher
  • Dem Leben begegnen (Meeting Life)
  • Das Licht in Dir. Über die wahre Meditation (This Light in Oneself – True Meditation)
  • Liebe gleicht dem Duft der Rose (Freedom, Love and Action). Herder, Freiburg im Breisgau 2012, ISBN 978-3-451-06497-5.
  • Mensch sein (To Be Human)
  • Vollkommene Freiheit – Das Krishnamurti-Buch (Total Freedom)
  • Über die Liebe (On Love and Loneliness)
  • Über Leben und Sterben Reflexionen über die letzten Dinge (On Living and Dying)
  • Die Wahrheit ist ein pfadloses Land (The Little Book on Living)
  • Glück oder die Stille des Geistes
  • Gespräche über das Sein, 1977 (Talks with American Students, 1970)
  • In Kommunion mit dem Leben (Talks by Krishnamurti in Europe)
  • Erziehung zur Kunst des Lebens – Briefe an seine Schulen (Letters to the Schools, Volume 1.), September 1978 bis März 1980
  • Der unhörbare Ton – Briefe über die Achtsamkeit (Letters to the Schools, Volume 2.), August 1981 und November 1983
  • Frei sein! (The Urgency of Change)
  • Zu Füssen des Meisters (At the Feet of the Master)

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Jan Foudraine: Bhagwan, Krishnamurti, C.G. Jung und die Psychotherapie. Synthesis, Essen 1983, ISBN 3-922026-20-6
  • Jean Overton Fuller: Krishnamurti. Der Geist weht, wo er will. Aquamarin, Grafing 2000, ISBN 3-89427-149-3
  • Vanamali Gunturu: Krishnamurti. Leben und Werk. Diederichs (DG 133), München 1997, ISBN 3-424-01353-6
  • Vanamali Gunturu: Jiddu Krishnamurtis Gedanken aus der phänomenologischen Perspektive Edmund Husserls. Lang, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-631-33452-4 (= Diss. München 1995)
  • Pupul Jayakar: Krishnamurti. Ein Leben in Freiheit. Nietsch, Freiburg im Breisgau 2003, ISBN 3-929345-18-8
  • Pupul Jayakar: J. Krishnamurti - A Biography
  • Hans Peter Klink: Zur Rezeption der Psychoanalyse bei Jiddu Krishnamurti. Roderer, Regensburg 2004, ISBN 3-89783-421-9 (= Diss. Tübingen 2003)
  • Mary Lutyens: Krishnamurti. Die Biographie. Aquamarin, Grafing 1991, ISBN 3-89427-008-X
  • Mary Lutyens: Krishnamurti - The Years of Awakening & The Years of Fulfilment
  • Peter Michel: Krishnamurti. Ein Mensch der Zukunft. Aquamarin, Grafing 2007, ISBN 978-3-89427-374-3
  • Vimala Thakar: Meine Begegnung mit Krishnamurti. Aquamarin, Grafing 1989, ISBN 3-922936-85-7
  • Evelyne Blau: Krishnamurti. 100 Jahre. Aquamarin, Grafing 1995, ISBN 3-89427-072-1
  • Susunaga Weerapurama. Jiddu Krishnamurti. München. Kösel Verlag. 1996.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Diese Sichtweise geht gegenüber früheren Aussagen präzisiert eindeutig aus dem Werk The Lives of Alcyone hervor (1924; aufzufinden unter: [1]), das A. Besant und C.W. Leadbeater herausgebracht hatten und im dem rund 50 frühere Inkarnationen Jiddu Krishnamurtis aufgeführt wurden (S. 39-40), unter denen aber nicht die des Jesus von Nazareth genannt wird, während dort zugleich in einer Auflistung hoher Geister (S. 35) nicht Krishnamurtis Pseudonym „Alcyone“ für „Meister Jesus“ angegeben wird, sondern „Brikat“, ein ganz anderer Name und eine ganz andere Individualität also. Auch für den Maitreya Bodhisattva und Weltlehrer, der mit Jiddu Krishnamurti in Verbindung gebracht wird, gibt The Lives of Alcyone einen anderen Namen als „Alcyone“ an und führt ihn nicht unter „Alcyones“ vorherigen Inkarnationen auf. Der Maitreya darf da also ebenfalls nicht mit dem Menschen Jiddu Krishnamurti verwechselt werden, den er vielmehr nach dieser theosophischen Vorstellung nur „überschatten“ oder „als Vehikel verwenden“ sollte [2]. Von Alcyone (Jiddu Krishnamurti) wird hier also nirgendwo als Vorgänger- oder Nachfolgeinkarnation von „Christus“ oder dem „Maitreya“ gesprochen und der Satz „Krishnamurti soll der wiederverkörperte Christus oder der wiedergeborene Maitreya Buddha sein“ kann demnach aus dieser Sicht der führenden Theosophen, obwohl ursprünglich auf sie zurückzuführen, so nicht stehen gelassen werden. Es ging überhaupt bei dem ganzen Streit zum Teil auch um Namen, in dem man in der Theosophischen Gesellschaft im verschiedenen Fällen „Christus“ auch als westlichen Namen für den „Maitreya Bodhisattva“, und diesen teilweise als Träger des „Christus-Prinzips“, verstand (TS Adyar, Webseite, „J Krishnamurti (1895-1986)“, [3] ; Wikiwand, Webseite, „Maitreya (Theosophy)“ [4] ), wobei der „Christus“ nach dieser Vorstellung den „Jesus von Nazareth“ genauso überschattet haben soll, wie der „Maitreya“ als Weltlehrer auch Krishnamurti „überschatten“ würde (DeWiki, Webseite, „Jiddu Krishnamurti“, [5]). Rudolf Steiner hatte allerdings wiederum den Maitreya als ehemals in Jeshu ben Pandira verkörpert gesehen und ihn von Jesus Christus unterschieden; er wies auch auf die Ungenauigkeit, den missbräuchlich verallgemeinerten Gebrauch des Wortes "Christus" durch Annie Besant in "Ein Wandel der Welt" im Gegensatz zu ihrem Werk "Esoterisches Christentum" hin, wobei sich Steiner mit dem letzteren einverstanden erklärte (Lit.:GA 133, S. 22). Krishnamurti selbst erlebte sich später, nach seiner „Transformation“, offenbar als Weltlehrer und äußerte sich noch 1928 einem Reporter gegenüber so, dass seine Aussage, dass er nicht der Weltenlehrer sei, falsch verstanden worden sei, dass die Menschen im Allgemeinen keine Vorstellung von diesen ganzen Dingen hätten und es deswegen zu Missverständnissen käme, er hingegen sehr wohl der Weltlehrer sei, wobei er in ein (höheres) Leben eingetreten sei, das von den einen als Buddha von den anderen als Christus, von wieder anderen als Maitreya Boddhisattva dargestellt würde, ein Leben, in dem wiederum die Vereinzelung (der Person), also auch Jiddu Krishnamurti, aufhöre zu bestehen (Jiddu Krishnamurti, Early Writings: An Interview, London, UK, 1928; aufzufinden unter: [6]).
  2. Das Referat der Abschnitte "Die Entwicklung der Lehre", "Die Lehre" (Unterabschnitte 3.1.1 - 3.1.4, außer Ergänzungen im Unterabschnitt über das Ich) und "Krishnamurti über Erziehung" folgt einer Textspende von Norbert Heider aus der Diplomarbeit "Die pädagogisch-psychologische Konzeption der Krishnamurti-Schulen"
  3. vgl. Jiddu Krishnamurit: The whole movement of Life is Learning. Chapter 14 „The movement of thought is not beauty“. Zitiert nach [7], Website. Abgerufen 24.09.2021.
  4. Ebenda, Jiddu Krishnamurti: „The movement of thought is not beauty“. Zitiert nach https://jkrishnamurti.org/content/chapter-14-movement-thought-not-beauty Website.
  5. Jiddu Krishnamurti: Einbruch in die Freiheit. Frankfurt am Main. Ullstein Verlag. 1983. Engl. Orig.ausg. 1969, S. 88
  6. Jiddu Krishnamurti: „Is there another instrument of inquiry than thought?“. https://www.youtube.com/watch?v=C7oyEh-Vzho Online-Video. Min. 15:30, Abgerufen 24.09.2021.
  7. Jiddu Krishnamurti: zitiert nach: Lionel Claris: „Partial and Total Insight: Constructivism and Krishnamurti's Pedagogy“. Journal of the Krishnamurti Schools. [8] Website. Abgerufen 24.09.2021.
  8. Jiddu Krishnamurti: Public Talk 4 in Madras (Chennai). 1 January 1978. Zit. nach [9] Website. Abgerufen 24.09.2021.
  9. Jiddu Krishnamurti: Commentaries on Living. Series II. Chapter 26. „Why Have I No Insight?“ zitiert nach [10], Website. Abfgerufen 24.09.2021.
  10. Jiddu Krishnamurti: Liberation Insight. Zitiert nach [11], Website. Abgerufen 24.09.2021.
  11. Jiddu Krishnamurti: On Insight and Intuition. [12]Online-Video. Min. 18:50; Abgerufen 24.09.2021. Und: Jiddu Krishnamurti: What is the nature of the insight you speak about? [13] Online-Video. Min. 16:00 u. 20:00, Abgerufen 24.09.2021. Und Krishnamurti, 1983, S. 44, S. 57.
  12. Vgl. Jiddu Krishnamurti: Could you tell us more about this vast intelligence? [14] Online-Video. Min 21:40, Abgerufen 24.09.2021.
  13. Vgl. Jiddu Krishnamurti, Are supernatural experiences steps towards illumination? [15] Online-Video. Min 9:15, Abgerufen 24.09.2021.
  14. Jiddu Krishnamurti: How can I have a deep insight? [16] Online-Video. Min 31:00. Abgerufen 24.09.2021; siehe auch Abschnitt „Das Ich“
  15. Jiddu Krishnamurti: The Core oft he Teachings. 1980; in: Jiddu Krishnamurti. [17] Website. Abgerufen 24.09.2021.
  16. Krishnamurti, 1983, S.61.
  17. Siehe auch oben Abschnitt „Zeit“
  18. Vgl. ebenda, Krishnamurti, How can I have a deep insight? [18] Minute 53:30.
  19. Zum Beispiel auch: „…wenn Sie… unmittelbar sehen, so wie Sie einen Abgrund sehen, dann werden Sie handeln, dann ist Sehen Handeln“ (Krishnamurti 1983, S. 27) und „Im Augenblick einer … Gefahr verschwindet die Zeit, …Dann handeln wir unmittelbar“ (Ebenda, S. 64). - Ähnlich bei Pupul Jayakar, wenn Krishnamurti ihr rät, sich dem Geschehen einfach zu überlassen: „Tu nichts und sieh, was geschieht“ (Jayakar, S. 175). Jayakar bemerkt diesbezüglich: „Die Dinge würden sich so ereignen, wie es richtig und gut für mich war und wie sie bestimmt waren: Ich konnte nicht viel tun“ (Jayakar, S. 175).
  20. Susunaga Weerapurama, Krishnamurti, München, 1996, S. 146
  21. Ebenda, Weerapurama S. 146.
  22. Ebenda, Krishnamurti: On Insight and Intuition, [19] Min. 11.
  23. Jiddu Krishnamurti. „Can Thought be Creative“. Scientists Talk. Los Alamos. New Mexico. USA - 20 March 1984. [20], Website. Abgerufen 24.09.2021.
  24. Ebenda, Claris: „Partial and Total Insight…“. [21].
  25. Ebenda, Krishnamurti. Scientists Talk. Los Alamos. [22].
  26. Jiddu Krishnamurti: Can you share something measureless to man. [23] Online-Video. Min 25:00, Abgerufen 24.09.2021.
  27. Ebenda, Krishnamurti: Can you share something measureless to man. [24] Min 25:00.
  28. Jiddu Krishnamurti: Krishnamurti’s Notebook. 1976. Deutsch: Jiddu Krishnamurti: Das Notizbuch. Frankfurt 2009. S. 61.
  29. Zu den Darstellungen über das unendlich hoch scheinende, unbekannte Wesen, das Krishnamurti im Zustand einer Art Natur-Meditation erscheint, siehe auch: Jiddu Krishnamurti: From Darkness to Light. O. O. u. o. J. (Vorwort 1929). Zitiert nach: [25] Website. Abgerufen 8.10.2021.
  30. Jiddu Krishnamurti: „I have no name“. Zitiert nach: Scroll-in. „New Year Verse. 'I have no name': A poem by Jiddu Krishnamurti“. [26], Website. Abgerufen 24.09.2021. Ebenfalls enthalten in: Ebenda. Jiddu Krishnamurti: From Darkness to Light.[27]
  31. Einbruch in die Freiheit, S. 13
  32. Ebenda, Krishnamurti: Scientists Talk. Los Alamos. [28].
  33. Ebenda, Krishnamurti: Scientists Talk. Los Alamos. [29].
  34. Siehe auch deutsche Wikipedia Nächstenliebe und die theologische Begründung dazu
  35. Vgl. z.B. auch Paulus, Galater 3.28
  36. Ebenda, Krishnamurti: On insight and intutition. [30] Min 3:45 ff.
  37. Vgl. dazu folgende Aussage: „Krishnamurti has entered into that Life which is represented by some as The Christ, by others as The Buddha, by others still, as the Lord Maitreya.“ („Krishnamurti ist in das Leben eingetreten, das von den einen als der Christus repräsentiert wird, von anderen als der Buddha, von wieder anderen als der Herr Maitreya.“). Jiddu Krishnamurti: Interview in London 1928. Jiddu-Krishnamurti.net. [31]. Website. Abgerufen 24.09.2021.
  38. In einer nicht näher erläuterten Form hatte Krishnamurti noch in der Frühzeit seines geistig eigenständigen Wirkens, d.h. als er sich bereits inhaltlich ein Stück weit von der Theosophischen Gesellschaft distanziert hatte, Christus – neben Buddha – als geistigen Lehrer der Menschheit indirekt anerkannt (vgl. Jiddu Krishnamurti: An Interview in London. London, UK 1928. Zit. nach: Krishnamurti.net. [32] , Website. Abgerufen 24.09.2021) und dabei hatte er auch ein geistiges Weiterbestehen des „Individuums“ des Christus in der Welt aus seiner Sicht bestätigt (ebenda, Krishnamurti: An Interview in London, [33]).
  39. Jayakar, S. 147.
  40. Jiddu Krishnamurti: United Nations Talk. In:The World Teacher; J. Krishnamurti – New York 1985 – United Nations Talk. [34] Video. Abgerufen 24.09.2021.
  41. Jayakar. S. 325.
  42. Jayakar. S. 327.
  43. Jayakar. S. 327.
  44. Jayakar S. 323 ff.
  45. Weerapurama. S. 23.
  46. Ebenda, Krishnamurti: Scientists Talk. Los Alamos. [35].
  47. Krishnamurti 1983 S. 71 ff. Und Jiddu Krishnamurti: Love is total attention. [36] Online-Video. Min 7:30 ff., Abgerufen 24.09.2021.
  48. Jiddu Krishnamurti: „Jiddu Krishnamurti on Love“. In: Science and Nonduality. Website. [37] , Abgerufen 24.09.2021.
  49. Ebenda, Krishnamurti: Love is total attention. [38] Min. 1:00 u. 7:30.
  50. Ebenda, Krishnamurti: How can I have deep insight. [39] Min 53:30.
  51. Jiddu Krishnamurti: What do you mean by creation? [40] Online-Video. Min 13:00 ff. Abgerufen 24.09.2021.
  52. Jiddu Krishnamurti: Jiddu Krishnamurti on love. In: Trans4mind. [41], Website. Abgerufen 24.09.2021.
  53. Ebenda, Krishnamurti: Love is total attention. [42] Min 7:00 ff.
  54. Ebenda, Krishnamurti: Krishnamurti on love. [43].
  55. Jayakar S. 251.
  56. Jiddu Krishnamurti: „The monent you have…“ 22 Zitiert nach: Jiddu Krishnamurti: The moment you have…“. In: Brainy Quote. [44] , Website. Abgerufen 24.09.2021.
  57. Krishnamurti 1983 S. 76.
  58. Krishnamurti 1983 S. 80.
  59. Ebenda: Jiddu Krishnamurti: „From Darkness to Light“. [45] S. 113.
  60. Ebenda: Jiddu Krishnamurti: „From Darkness to Light“. [46] S. 81.
  61. Ebenda: Jiddu Krishnamurti: „From Darkness to Light“. [47] S. 50-51.
  62. Weerapurama, S 25.
  63. Mary Lutyens, Krishnamurti: The Years of Awakening, New York: Farrar, Straus and Giroux, 1975, 159-160; zit. nach: Theosophy Wiki. Stichwort „Krishnamurti“ [48] Website. Abgerufen 24.09.2021.
  64. Jayakar, S. 85.
  65. Jiddu Krishnamurti: „The Song of My Beloved“. Zitiert nach: Poetry Chaikhana. [49] Website. Abgerufen 24.09.2021.
  66. Jayakar, S. 246.
  67. Jiddu Krishnamurti: Is there any survival after death? [50] Online-Video. Min 2:30 ff. Abgerufen 24.09.2021.
  68. Jiddu Krishnamurti: „Death, Live and Love are indivisible“. San Diego 1974. Conversation 14. [51] Online-Video. Min. 32:00 Abgerufen 24.09.2021.
  69. Ebenda, Krishnamurti: Death Live and Love are inidvisible. [52] Min. 35 ff.
  70. Hervorh. v. Anthrowiki.; Jiddu Krishnamurti: „A different way of Living“. San Diego 1974 – Conversation 13. [53] Online-Video. Min. 51:00 ff. Abgerufen 24.09.2021.
  71. Ebenda, Krishnamurti: Death, Live and Love are indivisible. Andrew Anderson sagt: „I can see the demonic in it…“ [54] Min. 43:30.
  72. Ebenda, Krishnamurti: Death, Live and Love are indivisible. [55] Min 39:00.
  73. Scott Forbes. In: Reza Ganjavi interview with Dr. Scott Forbes about J. Krishnamurti [56] Online-Video. Min. 50:00 ff. Abgerufen 20.10.2021; „Home/Worldwide/Krishnamurti Schools“. In: The Krishnamurti Foundations: J. Krishnamurti. [57] Website. Abgerufen 20.10.2021; Jayakar, S.185, 191, 237-241, 274-280, 356, 349, 319.
  74. Erst Stillsitzen - dann in Naturbetrachtung nach außen blicken - danach die Augen schließen usw.; Jayakar, S. 239.
  75. Das heißt nicht ärztlich überwachten.
  76. Weerapurama, S. 79 ff.; Jayakar, S. 97, 115, 201-202.
  77. Weerapurama, S. 81, 84; Jayakar, S. 115.
  78. Weerapurama, S.78.
  79. Jiddu Krishnamurti: Saanen 7th Public Talk 24th July 1966. In: Jiddu-Krishnamurti.net. [58] Website. Abgerufen 20.10.2021; Jiddu Krishnamurti: „Jiddu Krishnamurti on Pain.“ In: Sarmoung's Blog. [59] Website. Abgerufen 20.10.2021.
  80. Weerapurama, S. 79.
  81. Weerapurama, S. 155 ff.
  82. Weerapurama, S. 77.
  83. Weerapurama, S. 153.
  84. Jayakar, s. 129 ff., S. 299. Insbesondere im Austausch mit Indira Ghandhi: Weerapurama, S. 123; Jayakar, S. 320 ff., 330 ff., bsd. S. 327.
  85. Weerapurama, S. 141f.
  86. Weerapurama, S. 121 f.
  87. Weerapurama, S. 91.
  88. Jiddu Krishnamurti. „Can Thought be Creative“. Scientists Talk. Los Alamos. New Mexico. USA - 20 March 1984. [60], Website. Abgerufen 24.09.2021.
  89. Zum Beispiel Jiddu Krishnamurti: Brockwood Park 1984 - Scientists Seminar 1 - What is thought? https://www.youtube.com/watch?v=aFNDl83W67U Youtube-Video. Abgerufen 20.10.2021.
  90. Krishnamurti Foundation Trust, Hrsg.: Krishnamurti and David Bohm. [61] Website. Abgerufen 19.10.2021.
  91. Krishnamurti Foundation Trust: „The Nature of the Mind.“ Vorstellung des Buches. In: Krishnamurti Foundation Trust, Hrsg.: Krishnamurti and David Bohm. [62] Website. Abgerufen 19.10.2021.
  92. Vgl. Jayakar, S. 452 f.
  93. Im Abschnitt „Leben“
  94. Siehe oben, Abschnitt „Leben“.
  95. Von Theosophen vielfach als Wiedergeburt Christi interpretiert und von Steiner entsprechend aufgegriffen und kritisiert; vgl. oben Abschnitt "Leben“ und Fußnote 1.
  96. Siehe oben Abschnitte „Leben“ und „die Entwicklung der Lehre“.
  97. Rudolf Steiner hat vor allem, die „unrichtigen Begriffe“ der Theosophen um Annie Besant über Alcyone (der theosophische Name für Krishnamurti; Theosophy Wiki, Stichwort „Lives of Alcyone“ [63]; vgl. a. oben Abschnitt „Leben“) kritisierend (Lit.:GA 174, S. 233), die Schädlichkeit des durch Verwischungen „usurpierten Namens Christus“ z.B. in Annie Besants Buch „Ein Wandel der Zeit“ scharf verurteilt (Lit.:GA 133, S. 19, 23 f.), weil dies zu falschem Glauben (über Alcyone/Krishnamurti) und dieser wiederum zu einem mächtigen schädlichen okkulten Impuls werden würde (Lit.:GA 174, S. 232), dabei aber hatte Steiner wieder offen gelassen, ob es sich bei der „Wesenheit, die hundertfünf Jahre vor unserer Zeitrechnung gelebt hat“ (die erwartete Reinkarnation des Maitreya) um Krishnamurti handeln könnte.
  98. Siehe oben, Abschnitt „Leben“.
  99. Siehe oben, Abschnitt „die Entwicklung der Lehre“.
  100. Vgl. Jayakar S. 43, S. 137, S. 282, S. 409.
  101. Seine typisch negative Sprechweise wird in der philosophischen Frage um Null und Nichts deutlich: „Kann man verstehen, dass in Null alle Zahlen enthalten sind? In diesem Nichts ist also die ganze Welt enthalten.“(Jayakar S. 425); siehe auch das oben, im Abschnitt „das Ich“, über die innerste Natur des Ich als kein vom Gedanken geschaffener Gegenstand Gesagte.
  102. Vgl. Jayakar S. 409.
  103. Vgl. Jayakar, S. 137.
  104. Jayakar S. 452 f.
  105. Siehe oben, Abschnitt „Leben“ und Fußnote 1.
  106. Zum Beispiel mit G. S. Arundale und J. I. Wedgwood noch vor der Auflösung des "Order of the Star of the East". Theosophy wiki. Stichwort: „Jiddu Krishnamurti“. Abschnitt: "Dissolution of the Order of the Star" [64] Website. Abgerufen 24.09.2021.
  107. Vgl. z.B. Jiddu Krishnamurti: „Who are you?“ [65] Online-Video. Minute 1:00 Abgerufen 24.09.2021.
  108. Siehe das soeben über Krishnamurtis negative Sprechweise Gesagte, Fußnote 101.
  109. The World Teacher ; Jiddu Krishmaurti: United Nations Talk.; J. Krishnamurti – New York 1985 – United Nations Talk.. [66] Online- Video. Min. 2:50 Abgerufen 24.09.2021
  110. Jayakar, S. 85.
  111. Zu Weltlehrer als theosophische Bezeichnung für den Maitreya-Bodhisattva; vgl.C.W. Leadbeater, A Besant: Lives of Alcyone, Madras.1924. S. 35. Zitiert nach [67] Online-Ausg.; siehe auch oben, Fußnote 1.
  112. Vgl. auch Jayakar S. 90.
  113. Jayakar S. 452f.
  114. Samael Aun Weor spricht von dadurch ausgelöstem Hochmut, dessen schädliche, auch gegen seine Entwicklung christlich esoterischer Kenntnisse gerichteten, Auswirkungen bei Krishnamurti nur durch seine demutsvolle Haltung abgedämpft wurden; vgl. Jiddu Krishnamurti - A Gostic Perspective“. In: Endocrinology and Criminology. Zitiert nach: Gnostic Muse. [68] Website. Abgerufen 02.10.2021.
  115. Ebenda: Samael Aun Weor: „Jiddu Krishnamurti - A Gostic Perspective“. In: Endocrinology and Criminology. [69]
  116. Siehe oben, Abschnitt „Unteilbare und christliche Liebe“.
  117. Vgl. z.B.Jayakar, S. 53.
  118. Jayakar, S. 55.
  119. Zu Krishnamurtis brahmanischer Lebensweise siehe Jiddu Krishnamurti, Abschnitt „Lehre“, Unterabschnitt „Kritik“
  120. Vgl. zum Beispiel: Mary Zimbalist: „The Memoirs of Mary Zimbalist: Issue #74“. In: In the Pressence of Krishnamurti – The Memoirs of Mary Zimbalist. [70] Website. Abgerufen 22.10.2021.
  121. Jayakar, S. 83.
  122. Weerapurama, S. 15.
  123. Weerapurama, S. 142.
  124. Mary Lutyens, The Years of Fulfilment. Zitiert nach: Mary Lutyens: „David Bohm and Krishnamurti“. In: Krishnamurti Foundation Trust, Hrsg.: Krishnamurti and David Bohm. https://kfoundation.org/krishnamurti-and-david-bohm-3-cadogan-lutyens/ Website. Abgerufen 19.10.2021.
  125. Siehe oben, Abschnitt „Sonstige Lebenspraxis“.
  126. Weerpaurama, S. 79 ff.
  127. Jayakar, S. 182.
  128. Jayakar, S. 181.
  129. Jiddu Krishnamurti: From Darkness to Light. O. O. , o. J. [71]. Online-Ausgabe. S. 115.
  130. Jayakar, S. 295 f.
  131. Francisco Varela. In: Jiddu Krishnamurti, Brockwood Park 1984 - Scientists Seminar 3 - Can thought come to an end? https://www.youtube.com/watch?v=TgWvc9mPeTs Online-Video. Std./Min. 1:14:30 ff. Abgerufen 22.10.2021.
  132. Siehe oben, Abschnitt „Leben“.
  133. Siehe oben, Abschnitt „Freiheit“.
  134. Siehe oben, Abschnitte „Das Ich“, „Einsicht“.
  135. Siehe oben, Abschnitte „Liebe“ und „Schöpfung“.
  136. Abschnitte „Das Ich“ und „Das Denken“.
  137. Siehe Abschnitt „Leben nach Tode…“
  138. Siehe oben, Abschnitt „Denken“.
  139. Siehe oben, Abschnitt „Denken“
  140. Jiddu Krishnamurti: „QUESTIONS AND ANSWERS“ Ommen, Holland, 1929. Early Writings Krishnamurti.net. [72] Website. Abgerufen 24.09.2021.
  141. Von dem nur oft irrtümlich geglaubt wird, dass er es abgelegt habe; vgl. dagegen oben, Abschnitt „Krishnamurti und die Bodhisattva-Frage“.
  142. Anton Kimpfler: „Zur Bodhisattwa-Frage“. Der Europäer. 12/2010. [73] Online Ausgabe. Abgerufen 09.10.2021. S. 11.
  143. Siehe oben, Abschnitt „Liebe“.
  144. Dt. erschienen als: Krishnamurti: Einbruch in die Freiheit Frankfurt am Main 1983.
  145. Siehe oben, Abschnitt „Das Denken“.
  146. Siehe oben, Abschnitt „Einsicht“.
  147. Siehe oben Abschnitt „Einsicht“.
  148. Ebenda, Krishnamurti: „What ist he nature of insight you speak about?“ [74] , Online-Video. Minute 15:20.
  149. Siehe oben, Abschnitte „Zeit“ und „Freiheit“.
  150. U.a. Buch: On Love and Loneliness, Brockwood Park, Bramdean, 1993; deutsch: Über die Liebe, Grafing, 2021.
  151. Siehe auch oben, Abschnitt „Liebe“.
  152. Siehe oben, Abschnitt „Liebe“.
  153. Jiddu Krishnamurti: Colombo 4th Public Talk 23rd January 1957. [75]Website. Krishnamurti Foundations, Hrsg. : J. Krishnamurti. Abgerufen 14.10.2021.
  154. Jiddu Krishnamurti: Commentaries on Living. Zitiert nach: J. Krishnamurti: Series III - Chapter 13 - “Why Should It Happen To Us?” [76]Website. Krishnamurti Foundations, Hrsg.: J. Krishnamurti. Abgerufen 14.10.2021.
  155. Siehe oben, Abschnitt „Liebe“.
  156. Siehe oben, Abschnitt „Liebe“.
  157. Siehe oben, Abschnitt „Liebe“.
  158. Weerapurama, S. 56.
  159. Siehe oben, Abschnitt „Schöpfung“.
  160. Jiddu Krishnamurti: „How does nature com into existence?“ [77] Online-Video. Minute 1:30 Abgerufen 24.09.2021.
  161. Jayakar, S. 444.
  162. Jiddu Krishnamurti: „If you hurt nature you are hurting yourself“. In: Krishnamurti Foundation Trust. [78] Website. Abgerufen 24.09.2021.


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