Scharia

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Die Scharia (auch Scharīʿa; arab. شريعة , DMG šarīʿa im Sinne von „Weg zur Tränke, Weg zur Wasserquelle, deutlicher, gebahnter Weg“; auch: „religiöses Gesetz“, „Ritus“; abgeleitet aus dem Verb شرع / šaraʿa /„den Weg weisen, vorschreiben (auch Gesetz)“[1]) ist die Gesamtheit der religiösen Gesetze des Islam, die in einer islamischen Gesellschaft zu beachten und erfüllen sind. Grundlage ist der Koran und die in der Hadith überlieferte Sunna (sunna / سنة / sunna /„eig. Brauch, Gewohnheit, Handlungsweise“)[2], der Summe der überlieferten Äußerungen und Handlungen des Propheten Mohammed. „Die Scharia basiert auf dem Koran und auf der sich ab der Mitte des 7. Jahrhunderts herausbildenden Überlieferung vom normsetzenden Reden und Handeln Mohammeds“[3]. Dabei ist die Scharia keine fixierte Gesetzessammlung, wie etwa die deutschen Gesetzestexte im Bürgerlichen Gesetzbuch oder im Strafgesetzbuch, sondern eine Methode und Methodologie der Rechtsschöpfung.[4].

Die islamische Rechtswissenschaft, die sich mit den religiösen Normen (al-ahkām asch-scharʿiyya)[5] auf Basis der Scharia befasst, wird Fiqh genannt.

Die Scharia ist mit einem säkularen Staat nicht vereinbar.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Im Tafsir, der arabischen Bibelübersetzung von Saadia Gaon aus dem 10. Jahrhundert, wird der Begriff Scharia bzw. die Pluralform Schara’i’ an zahlreichen Stellen zur Übersetzung des hebräischen Begriffs Tora verwendet, obwohl dafür an einigen Stellen auch die arabische Entsprechung Taurat verwendet wird. Im Sinne von Gesetz erscheint Scharia zum Beispiel in Ex 13,9 EU: (scharīʿatu ’llāh für ‚das Gesetz Gottes‘) und in Dtn 4,44 EU: (wa-hādhihi ’sch-scharīʿatu ’llatī..: „Und dies ist das Gesetz, das…“); siehe: The Encyclopaedia of Islam, Bd. IX, S. 321.
  2. Über die Bedeutung und Anwendung des Begriffes siehe: Max Bravmann: The spiritual background of early Islam. Studies in ancient Arab concepts. Brill, Leiden 1972
  3. Tilman Nagel: Kann es einen säkularisierten Islam geben? in: Reinhard C. Meier-Walser und Rainer Glagow (Hrsg.):Die islamische Herausforderung – eine kritische Bestandsaufnahme von Konfliktpotenzialen, aktuelle Analysen 26, München, 2001, Hanns-Seidel-Stiftung e.V., Akademie für Politik und Zeitgeschehen, ISBN 3-88795-241-3, S. 9–21, Online (PDF; 742 kB)
  4. Peter Heine: Ein System großer Flexibilität – Der Begriff „Scharia“ provoziert ständige Missverständnisse. Herder Korrespondenz 65, 12/2011, S. 613–617.
  5. Al-mausūʿa al-fiqhiyya. 1. Auflage. Kuwait 1995. Bd. 32, S. 193
  6. Vgl. Tilman Nagel: Angst vor Allah? Auseinandersetzungen mit dem Islam, Vlg. Duncker & Humblot, Berlin 2014


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