Heilige Sippe

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Hans Thomann: Heilige Sippe, Memmingen um 1515 (Bode-Museum, Berlin)

Heilige Sippe ist in der Ikonografie ein Begriff für eine Darstellung der Verwandten Jesu Christi. Es handelt sich hierbei nicht um einen Stammbaum, sondern um ein Familienbild. Andere solche Darstellungsformen der Verwandten und der Familie Jesu Christi sind die Heilige Familie, der heilige Wandel, das Haus Nazareth, Anna selbdritt bzw. Anna selbviert, und Anna lehrt Maria das Lesen.

Trinubium

Tilman Riemenschneider: Die hl. Anna und ihre drei Ehemänner, um 1500/1510 (Bode-Museum, Berlin)

Einige Personen der heiligen Sippe werden im Neuen Testament erwähnt; andere, so auch die Eltern Mariens, die hl. Anna und Joachim, im Protoevangelium des Jakobus, oder sie wurden durch die Tradition der Kirche überliefert. Unter diesen Überlieferungen ist die Vorstellung eines sogenannten Trinubiums („dreimalige Vermählung“) der heiligen Anna: Nach dem Tode ihres ersten Ehemannes, Joachim, soll sie mit Cleopas eine zweite Ehe eingegangen sein. Von Cleopas heißt es, er sei ein Bruder des heiligen Josef gewesen. Nach dem Tode des Cleopas heiratete Anna ein drittes Mal, den Salomas. In jeder dieser Ehen gebar sie eine Tochter, die sie jeweils Maria nannte. Zur Unterscheidung hatte die zweite Tochter den Beinamen Cleopas und die dritte den Beinamen Salome. Diese Überlieferung schlug sich auch in einem alten Lied wieder, das in der Legenda aurea des Jacobus de Voragine wiedergeben wird:

„Anna war ein selig Weib,
drei Marien gebar ihr Leib.
Drei Mannen hatt sie zur Eh’:
Joachim, Cleophas, Salome.
Joseph ward Marien geben,
die gebar Jesum, unser geistlich Leben.
Alphaeus die ander’ Maria nahm,
die gebar Jacob, Joseph, Simon und Judam.
Die dritte Maria war nicht verlassen,
sie gebar aus Zebedaeo Johannem und Jacob den Großen.“

Die Überlieferung vom Trinubium wurde im 9. Jahrhundert durch Haymo, den Bischof von Halberstadt, tradiert und fand sich auch im 15. Jahrhundert in der Schedelschen Weltchronik.[1]

Dargestellter Familienkreis

Um die heilige Anna herum werden im Motiv der heiligen Sippe die Ehemänner, Töchter und Schwiegersöhne und die Enkel dargestellt: Joachim, Cleopas, Salomas, Maria, Josef, Maria Cleopas, Alphäus, Maria Salome, Zebedäus, Simon Zelotes, Judas Thaddäus, Jakobus der Jüngere, Josef und die Zebedäussöhne Jakobus der Ältere und Johannes, insgesamt 17 Personen.

Dem Lukasevangelium zufolge ging Maria, um ihre schwangere Base Elisabet zu besuchen. Elisabet war verheiratet mit Zacharias, beide sind Eltern Johannes’ des Täufers. So gibt es weitergehende Darstellungen, wie zum Beispiel in der Schedel’schen Weltchronik von 1493, die die Eltern der heiligen Anna miteinbeziehen und in vier Generationen 26 Personen zeigen, allerdings auf zwei Bildern:

  1. Urgroßeltern: Ysachar und Susann
  2. Großeltern: Anna, Joachim, Cleopas, Salomas, Esmeria, Ephraim
  3. Eltern: Maria und Joseph; Maria Cleopas und Alphäus; Maria Salome und Zebedäus; Elisabeth und Zacharias, Eliud und Emerentia
  4. Kinder: Jesus Christus, Judas Thaddäus, Simon Zelotes, Josef der Gerechte, Jacobus minor, Johannes Evangelista, Jacobus major, Johannes der Täufer

Literatur

  • Werner Esser: Die Heilige Sippe. Studien zu einem spätmittelalterlichen Bildthema in Deutschland und den Niederlanden. Dissertation, Universität Bonn 1986.
  • Ulrich Euent: Loxstedter Marientrilogie. Band 1, Kirchenführer, Cardamina-Verlag, Plaidt 2013.
  • Hartmann Schedel: Weltchronik 1493. Kommentiert von Stephan Füssel. Verlag Taschen, Köln u. a.
  • Jacobus de Voragine: Die Legenda Aurea. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, 13. Auflage, Gütersloh 1999.

Weblinks

Commons: Heilige Sippe - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1.  Genoveva Nitz: 'Anna, bibl. Person. 2) Anna, Mutter Mariens.'. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). 3. Auflage. Band 1, Herder, Freiburg im Breisgau 1993, Sp. 599.
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