Europaflagge

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Europaflagge

Die Europaflagge besteht aus einem Kranz von zwölf goldenen fünfzackigen Sternen auf ultramarinblauem Hintergrund. Sie wurde 1955 vom Europarat als dessen Flagge eingeführt und im Mai 1986 als Symbol für alle Institutionen der Europäischen Gemeinschaften übernommen. Heute ist sie vor allem als Symbol der Europäischen Union bekannt.

Die Anzahl der Sterne, zwölf, ist traditionell ein Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Auf die Zahl der EU-Mitgliedsländer wurde und wird damit kein Bezug genommen. Es war reiner Zufall, dass die EG bei der Adaption dieser Flagge im Jahre 1986 aus zwölf Ländern bestand. Seit der Erweiterung 1995 ist die Zahl der Mitgliedstaaten angewachsen, die Zahl der Flaggen-Sterne blieb – dem beabsichtigten Sinn entsprechend – aber unverändert.

Geschichte

Der Europarat suchte seit seiner Gründung im Jahr 1949 nach einem geeigneten Symbol für das zusammenwachsende Europa. Am 18. August 1950 beriet der Europarat erstmals über das Vorhaben einer offiziellen Flagge für Europa. In der Folgezeit erreichten mehr als 200 Vorschläge den Europarat. Das Generalsekretariat legte später zehn farbige Entwürfe zur Diskussion vor, unter anderem:

  • Die Flagge der Paneuropa-Union des Grafen Coudenhove-Kalergi, die eine goldene Sonne (Symbol für die Aufklärung) mit rotem Kreuz (Symbol für die Menschlichkeit)[1] auf blauem Grund zeigt. Sie wurde von den meisten Mitgliedern favorisiert, konnte jedoch gegen den Widerstand der Türkei, die jeden Entwurf mit einem Kreuz ablehnte, nicht durchgesetzt werden.
  • Ein Entwurf von Duncan Sandys, dem Schwiegersohn Winston Churchills, der ein grünes (ursprünglich rotes) „E“ auf weißem Grund zeigt. Die Flagge war erstmals 1949 bei einer europäischen Wirtschaftskonferenz in London gehisst worden und wurde zunehmend als das europäische Symbol verwendet und als offizielles Symbol wahrgenommen. Sie wurde abgelehnt, da einem reinen Buchstabensymbol zu wenig emotionale Bindungskraft zugeschrieben wurde. Überdies wurde sie von Spöttern als „Churchills Unterhosen“ bezeichnet. Sie ist heute Emblem der Europa-Union Deutschland und einiger Schwesterorganisationen in der Union Europäischer Föderalisten. Ab Juli 1984 konnte das „grüne E“ als Aufkleber für die Windschutzscheibe eines Kraftfahrzeugs verwendet werden, um anzuzeigen, dass sich nur Bürger aus der EWG im Fahrzeug befinden und keine zu verzollenden Waren mitgeführt werden;[2] seit Inkrafttreten des Schengener Abkommens ist diese Plakette obsolet.
  • Ein Entwurf eines aus Politikern und Heraldikern bestehenden Komitees, der in Anknüpfung an das Olympia-Symbol acht silberne, ineinander verschränkte Ringe zeigt. Er wurde mit einer Kette aus lauter Nullen und einer Telefonwählscheibe verglichen und letztlich ebenfalls verworfen.
  • Ein Entwurf von Carl Weidl Raymon, der einen einzelnen goldenen Stern auf blauem Grund vorsieht und zunächst von Paul M.G. Lévy, der als Direktor des Informations- und Pressedienstes im Europarat die Vorschläge sichtete, favorisiert wurde. Er wurde mit Blick auf die Ähnlichkeit insbesondere mit der damaligen Flagge des Kongo (Leopoldville) verworfen.

Die Union Europäischer Föderalisten verwendete bei ihrer Gründung 1946 das sogenannte Hertensteiner Kreuz, welches die Schweizer Europa-Union bei ihrer Gründung 1934 eingeführt hatte. Im Februar 1949 wurde jedoch zusammen mit dem Rest der Europäischen Bewegung der Entwurf von Duncan Sandys übernommen. Ursprünglich von der ‚Sozialistischen Bewegung für die Vereinigten Staaten von Europa‘ mit roten Hintergrund als neues Symbol vorgesehen, ändert Duncan Sandys dies auf Intervention seines Schwiegervaters Winston Churchills, dem das Rot der Flagge eindeutig zu viel ist, 1948 beim Europakongress in Den Haag.[3] Heutzutage verwendet die Europäische Bewegung die Europaflagge. Das grüne E wird, wie bereits erwähnt, noch von den Europäischen Föderalisten verwendet.[4]

Am 25. September 1953 beschloss die Beratende Versammlung des Europarates zunächst eine Flagge aus fünfzehn goldenen Sternen auf blauem Grund, die die Zahl der damaligen Mitglieder des Europarates repräsentieren sollten. Dem widersetzte sich jedoch Deutschland, da damit symbolisch das Saarland, eines der 15 Mitglieder, als eigener Staat anerkannt worden wäre. Das Saarland und Frankreich wiederum wollten 14 Sterne nicht akzeptieren, da es im Saarland noch starke Tendenzen zu einer staatlichen Unabhängigkeit gab. Die Zahl von 13 Sternen schied aus, da die 13 von vielen als Unglückszahl gesehen wurde. Ebenso schieden zehn Sterne aus, da man sie als eine Symbolisierung der zehn Gründerstaaten betrachtete, was auch nicht gewünscht war. So einigte man sich schließlich auf die Zahl Zwölf als rein symbolisches Zeichen.

Die Beratende Versammlung empfahl die Annahme dieses Entwurfes durch das Ministerkomitee am 25. Oktober 1955 (Empfehlung 88 (1955)). Das Ministerkomitee beschloss die Flagge und die heraldische Beschreibung am 8. Dezember 1955 (Resolution (55) 32), am 13. Dezember 1955 wurde sie in Paris offiziell eingeführt.

Die Beratende Versammlung des Europarates forderte mit dem Annahmebeschluss von 1955 die anderen europäischen Institutionen auf, dieselbe Flagge anzunehmen; auf Initiative Ingo Friedrichs, CSU-Europaabgeordneter und langjähriger Vizepräsident des Europäischen Parlaments, stellten daraufhin am 31. Oktober 1979 18 Abgeordnete des Europäischen Parlaments den Antrag „über die Schaffung einer Europa-Fahne für die Europäische Gemeinschaft“.

Flaggen vor dem Sitz der Europäischen Kommission

Im November 1979 beauftragte das Europäische Parlament den CDU-Europaabgeordneten Kai-Uwe von Hassel in einem offiziellen Parlamentsbericht, die Fahnenproblematik zu lösen. Ziel sollte es sein, die bestehende Uneinheitlichkeit abzuschaffen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten fast alle europäischen Organe eine eigene Flagge in Gebrauch.

Am 11. April 1983 wurde mit überwältigender Mehrheit eine entsprechende Resolution im Europäischen Parlament zur Übernahme der bis dahin vom Europarat verwendeten Flagge angenommen. Auch der Abschlussbericht des Adonnino-Ausschusses schlug die Übernahme der Europaratsflagge vor, was im Juni 1985 vom Europäischen Rat von Mailand angenommen wurde.

Nachdem der Europarat seine Zustimmung signalisiert hatte und die übrigen Organe der Europäischen Gemeinschaft zugestimmt hatten, wurde am 29. Mai 1986 die neue Flagge erstmals feierlich vor dem Gebäude der Europäischen Kommission zu den Klängen der Europahymne gehisst.

In der inzwischen verworfenen europäischen Verfassung war die Europaflagge als offizielles Symbol der Union festgelegt. Auf Betreiben des Vereinigten Königreichs tauchen aber weder eine offizielle Hymne noch andere offizielle Symbole wie diese Flagge im EU-Reformvertrag auf, auf den sich der Europäische Rat im Oktober 2007 verständigt hat. Jedoch fungiert die Europaflagge wie zuvor auch weiterhin als (so gut wie offizielles) Symbol der EU.

Der Bundestagspräsident Norbert Lammert änderte mit Zustimmung des Deutschen Bundestags die Dienstanweisung zur Beflaggung der Dienstgebäude. Seit dem 9. Mai 2011 wird zusätzlich zur Bundesflagge je eine Europaflagge vor dem Eingang West und Ost des Reichstagsgebäudes gehisst. Eine weitere Europaflagge wird auf dem südöstlichen Turm des Reichstagsgebäudes gehisst, während die anderen drei Türmen mit der Bundesflagge beflaggt werden.[5]

Flagge der Montanunion

Die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (kurz EGKS oder Montanunion) verwendete eine eigene Flagge, da die heutige Europaflagge damals noch spezifisch dem Europarat zugeordnet wurde. Die EGKS-Flagge bestand aus einem blauen und einem schwarzen Streifen mit jeweils einer Reihe Sterne darin. Der blaue Streifen stand dabei für das Eisen, der schwarze für die Kohle und die Sterne für die Mitglieder. Letzteres führte dazu, dass sich ihre Anzahl im Verlauf der Jahre änderte.[6]

Seit dem Auslaufen des EGKS-Vertrages 2002 ist die Flagge obsolet.

Flagge der Westeuropäischen Union

Auch die 1948 als Brüsseler Pakt (auch bekannt als Westunion) gegründete Westeuropäische Union hatte eine eigene Flagge.[7] Bei ihrer Gründung verwendete sie eine Flagge, welche ein rotes, ein goldenes, ein schwarzes, ein weißes und ein blaues Viereck ineinander zeigte. In dem blauen, inneren Viereck befanden sich ferner fünf ineinander verschlungene Ringe, welche für die fünf Gründungsmitglieder (Frankreich, Vereinigtes Königreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg) stand. Mit dem Ausbau zur Westeuropäischen Union wurde auch eine neue Flagge eingeführt. Diese hatte ein nunmehr rein blaues Flaggetuch mit der französischen und englischen Abkürzung für Westeuropäische Union in der Mitte. Darum waren in einem Halbkreis neun Sterne angeordnet, welche für die nunmehr neun Mitglieder standen. Mit dem Beitritt Griechenlands 1995 wurde noch ein zehnter Stern hinzugefügt.

Seit der Auflösung der Westeuropäischen Union Ende Juni 2011 ist auch diese Flagge obsolet.

Urheberschaft

Arsène Heitz, ein Mitarbeiter des Postdienstes des Europarates, der eine Reihe von Entwürfen vorgelegt hatte, wird mitunter als Urheber der Flagge genannt und behauptete in einem Interview auch selbst, Urheber zu sein. In den Archiven befinden sich viele Entwürfe von Heitz mit Sternen, allerdings mit 15, 16, 11 und 13 Sternen in unterschiedlicher Anordnung. Paul M.G. Lévy focht die Urheberschaft Heitzs jedoch in einem Interview[8][9] an und behauptete, er selbst habe die Flagge mit zwölf Sternen schon vorgeschlagen, bevor sie vom Europarat so beschlossen wurde, und habe auch die endgültige Zeichnung angefertigt.

Klar ist, dass Heitz und Lévy gemeinsam sowie Hanno F. Konopath offensichtlich fast gleichzeitig den Entwurf mit 15 Sternen vorgelegt hatten, der zunächst von der Beratenden Versammlung beschlossen wurde. Ob Heitz oder Lévy letztlich Urheber der Flagge mit zwölf Sternen war, ist bisher ungeklärt.[10]

Daneben behauptet auch der ehemalige Chef-Grafiker der Europäischen Gemeinschaft Arthur Eisenmenger, die blaue EU-Flagge mit weißem Sternenkranz entworfen zu haben.[11]

Offizielle Symbolik

In der amtlichen Erläuterung des Beschlusses des Ministerkomitees des Europarates vom 9. Dezember 1955 zur Annahme der Flagge heißt es zur Symbolik:

„Gegen den blauen Himmel der westlichen Welt stellen die Sterne die Völker Europas in einem Kreis, dem Zeichen der Einheit, dar. Die Zahl der Sterne ist unveränderlich auf zwölf festgesetzt, diese Zahl versinnbildlicht die Vollkommenheit und die Vollständigkeit … Wie die zwölf Zeichen des Tierkreises das gesamte Universum verkörpern, so stellen die zwölf goldenen Sterne alle Völker Europas dar, auch diejenigen, welche an dem Aufbau Europas in Einheit und Frieden noch nicht teilnehmen können.“[12]

Inoffizielle Interpretationen

Carlo Dolci: Madonna mit Sternenkranz
Palazzo Barberini, Rom: Maria Immacolata mit Sternenkranz von Pietro da Cortona
Die zwölf Olympischen Götter von Monsiau (spätes 18. Jh.)

Gelegentlich wird die Flagge vor einem christlich-biblischen Hintergrund gedeutet. So soll abweichend von der offiziellen Begründung, die allgemein auf die Zwölf als Symbol der Vollkommenheit und Vollständigkeit und das Blau als Farbe des Himmels verweist, eine bestimmte christliche Symbolik Pate gestanden haben. Arsène Heitz, einer der möglichen Gestalter der Flagge (s. o.), erklärte 2004 in einem Interview in der Zeitschrift „Lourdes“, er habe sich von der Offenbarung des Johannes inspirieren lassen, in der eine Krone von zwölf Sternen beschrieben wird.[13]

Die im Interview angesprochene Stelle der Bibel lautet:

„Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: Eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.“

Da zudem der 8. Dezember, an dem der Ministerrat die Flagge beschlossen hat, der Festtag der Unbefleckten Empfängnis Marias ist, die Farbe blau traditionell als Farbe der Gottesmutter gilt und das in der oben zitierten Bibelstelle genannte apokalyptische Weib vielfach mit Maria gleichgesetzt wird (vgl. Mondsichelmadonna), berufen sich manche katholische Kreise auf diesen Symbolgehalt der Flagge.[14]

Weiterhin wird berichtet, dass Paul M.G. Lévy, ein Belgier jüdischer Abstammung, angesichts der in Leuven vorüberfahrenden zahlreichen Eisenbahnzüge, in denen die Juden von der deutschen Gestapo nach Osten in eine ungewisse Zukunft transportiert wurden, das Gelübde abgelegt habe, dass er, wenn er den Krieg lebend überstehen würde, zum katholischen Glauben konvertieren wolle, was er dann auch tat. Lévy, damals Direktor des Informations- und Pressedienstes im Europarat, sei 1955 an einer Marienstatue mit einem Sternenkranz vorbeigekommen. Durch die Sonne beschienen, leuchteten die goldenen Sterne vor dem blauen Himmel. Lévy habe daraufhin dem damaligen Generalsekretär des Europarates, Lodovico Benvenuti, einem venezianischen Christdemokraten, vorgeschlagen, zwölf goldene Sterne auf blauem Grund als Motiv für die Europaflagge zur Abstimmung zu stellen. Benvenuti war von dem Vorschlag begeistert und wenig später wurde der Vorschlag allgemein akzeptiert.[15] Zuvor waren 1955 im Europarat sämtliche Entwürfe, die etwa nach dem Muster skandinavischer Flaggen ein Kreuz enthielten, von den Sozialisten aus ideologischen Gründen als zu christlich abgelehnt worden.

Einem anderen Bericht zufolge habe der damalige Generalsekretär, Léon Marchal, beim Verlassen des Sitzungssaales, in dem er zuvor die Flagge mit dem Verweis auf die zwölf Tierkreiszeichen und die zwölf Monate des Jahres durchgesetzt hatte, zu Lévy bemerkt, dass die Europaflagge wie durch Zufall den in der Apokalypse genannten Sternenkranz trage.

Lévy selbst hat diese Theorien nicht bestätigt. In einem Interview[8] erklärte Lévy, dass für ihn allein die Symbolik der Perfektion und Vollständigkeit entscheidend gewesen sei. Sie zeige sich in den Sternzeichen, den zwölf Aposteln, den zwölf Söhnen Jakobs, den Stunden des Tages und den Monaten des Jahres. Erst Jahre später sei er auf die Krone in der Offenbarung Johannes' aufmerksam gemacht worden. Auch der um einen Tag vorgezogene Beschluss am Festtag der Unbefleckten Empfängnis Marias sei Zufall gewesen. Später habe sich eine weitere Zufälligkeit begeben: Im Saal des Palazzo Barberini, in dem die Europäische Menschenrechtskonvention am 4. November 1950 unterzeichnet wurde, befindet sich in der Mitte der Decke eine Darstellung des Kranzes von Zwölf Sternen aus dem 17. Jahrhundert.

Daneben existieren eine Reihe weiterer Deutungen, die eine Rolle gespielt haben können und zum Teil mittlerweile in den offiziellen Beschreibungen des Europarates und der EU auftauchen: Die zwölf olympischen Götter die der griechischen Mythologie entstammen, nach der neben dem Namen des Kontinents an sich, auch andere europäische Projekte benannt sind wie die Rakete Ariane oder die Anti-Piraterie-Mission Atalanta; die zwölf Stämme Israels, die zwölf Tafeln des ersten geschriebenen römischen Rechts als Ausdruck der europäischen Rechtsgemeinschaft, zwölf Monate eines Jahres, zwölf Stunden der Uhr, die legendären zwölf Taten des Herkules, und das Produkt aus „Drei mal Vier“, wobei die Drei für die Dreifaltigkeit und die Vier für die vier Elemente oder Himmelsrichtungen stehen.

Ähnlichkeiten mit anderen Flaggen

Einen ähnlichen Sternenkranz auf blauem Grund, allerdings mit 13 weißen Sternen, hatte die mastseitige obere Ecke (Gösch) in der sogenannten „Betsy-Ross-Version“ der Flagge der USA von 1776 bis 1795. Da die Flag Resolution der damals 13 Kolonien keine besondere Anordnung der dreizehn Sterne vorsah, gab es verschiedene Versionen und nur bei der Betsy-Ross-Version waren die Sterne im Kreis angeordnet. Auch auf der „Stars and Bars“-Flagge der Konföderierten Staaten von Amerika vom 4. März 1861 waren sieben fünfzackige Sterne im Kreis auf blauem Grund angeordnet. Weiterhin besitzt die Flagge von Kap Verde mit ihren 10 fünfzackigen gelben Sternen auf größtenteils blauem Grund eine große Ähnlichkeit.

Neben Staatsflaggen haben auch untergeordnete Gebietskörperschaften Flaggen, die der Europaflagge ähneln und einen Sternenkranz ausweisen, wie z. B. die türkische Stadt Bursa.

Reproduktion

Geometrische Konstruktion der Europaflagge

Das Europa-Emblem der Flagge ist frei verwendbar. Seine geometrische Beschreibung ergibt sich aus der nebenstehenden Zeichnung und der zugehörigen offiziellen Erläuterung der Europäischen Union:

„Das Emblem besteht aus einer blauen rechteckigen Flagge, deren Breite das Anderthalbfache der Höhe misst. Auf einem unsichtbaren Kreis, dessen Mittelpunkt der Schnittpunkt der Diagonalen des Rechtecks bildet, sind in gleichmäßigem Abstand zwölf goldene Sterne angeordnet. Der Kreisradius beträgt ein Drittel der Rechteckhöhe. Jeder Stern hat fünf Zacken, deren Spitzen einen unsichtbaren Umkreis mit dem Radius von jeweils 1/18 der Rechteckhöhe berühren. Alle Sterne stehen senkrecht, d. h. ein Zacken weist nach oben, während zwei weitere auf einer unsichtbaren Geraden ruhen, die die Senkrechte zum Fahnenschaft bildet. Die Sterne sind wie die Stunden auf dem Zifferblatt einer Uhr angeordnet. Ihre Zahl ist unveränderlich.“

Das Emblem hat folgende Farben: Pantone Reflex blue für den Hintergrund und Pantone Yellow für die Sterne. Pantone wurde gewählt, weil diese Farbdefinition weit verbreitet ist. Im Vierfarbdruck müssen die Farben folgendermaßen gebildet werden: 100 % Process Cyan plus 80 % Process Magenta für das Blau und 100 % Process Yellow für das Gelb. Die RGB-Farbwerte sind für den Hintergrund (blau): 0/51/153 (hexadezimal: 003399) und für die Sterne (gelb): 255/204/0 (hexadezimal: FFCC00)[16].

Blau Gelb
RGB Blue (003399) Yellow (FFCC00)
CMYK 100.80.0.0 0.0.100.0
Pantone Reflex Blue Yellow

Verwendung der Flagge

Urheberrecht

Der Europarat gestattet die Verwendung der Europaflagge jeder Person, sofern nicht der Eindruck erweckt wird, dass eine Verbindung zwischen dem Nutzer und den Organen, Einrichtungen, Ämtern, Agenturen und Institutionen der Europäischen Union oder des Europarates besteht, bzw. ihren Zielen widersprochen wird. Es handelt sich dabei dennoch nicht um ein eingetragenes Markenzeichen.[17]

Offizielle Beflaggung

Falsch gehisste Europaflagge, die Sterne zeigen mit den Spitzen nach unten

Neben den Institutionen der Europäischen Union verwenden auch viele EU-Mitgliedstaaten die Europaflagge als EU-Flagge neben der eigenen Nationalflagge. Zusätzlich wird die Flagge auch in den Ländern des Europarats verwendet.[17]

So ist in Deutschland nach Möglichkeit bei der Beflaggung öffentlicher Gebäude von Bundesbehörden die Europaflagge zu setzen. Der Deutsche Bundestag setzt vor und auf dem Reichstagsgebäude neben der Bundes- auch die Europaflagge, ebenso in seinem Plenarsaal.

Da die EU über keine eigenen Schiffe oder Streitkräfte verfügt, wird die Europaflagge derzeit nicht als primäre Handels- oder Kriegsflagge verwendet. Jedoch führen sie einige als inoffizielles, zusätzliches Zeichen. Bei EUFOR-Soldaten beispielsweise ergänzt sie das nationale Hoheitsabzeichen. Behördliche Schiffe, die im Auftrag der EU die Fischereirechte in europäischen Hoheitsgewässern kontrollieren, führen außerdem ein von den europäischen Farben abgeleitetes Pennon als Erkennungszeichen.

Links: Irischer Soldat mit EUFOR-Schulterabzeichen
Pennon der Fischerei-Inspektionsfahrzeuge

Sonstige Verwendung

Deutsches Kennzeichen

Die Flagge findet sich auf vielen offiziellen Gegenständen des Alltags innerhalb der Europäischen Union, zum Beispiel auf der gemeinsamen Währung Euro oder Autokennzeichen.

Künstlerische Beiträge

Künstler haben immer wieder Vorschläge zur Neu- oder Umgestaltung der Europaflagge gemacht, um ihre Symbolhaftigkeit zu hinterfragen.

Flaggenvorschlag von Rem Koolhaas, 2002

2002 entwarf Rem Koolhaas zusammen mit seinem Architekturbüro OMA einen Vorschlag für eine neue Europaflagge als Reaktion auf die Einladung von Romano Prodi, dem damaligen Präsidenten der Europäischen Kommission, ein neues Branding für ein Europa der „Diversität und Einheit“ zu entwickeln. Der Entwurf besteht aus vertikalen Streifen in den Farben der Flaggen der Mitgliedstaaten. Er basiert auf dem Aussehen eines Barcodes und wird von Kohlhaas auch als solcher bezeichnet.[18] 2002 bestand Koolhaas’ Entwurf aus 45 farbigen Streifen; 2006 wurde er um die Farben der 10 neuen Mitglieder erweitert.

Kritiker merkten dazu an, dass der Barcode die Wirtschaftsunion auf eine schlichte Auflistung von Nationalstaaten reduziert, deren Sinn und Zweck nur im wirtschaftlichen Miteinander bestehe.

Siehe auch

Literatur

  • Roland Bieber: Die Flagge der EG. In: Wilfried Fiedler, Georg Ress: Verfassungsrecht und Völkerrecht: Gedächtnisschrift für Wilhelm Karl Geck. Carl Heymanns, Köln/ Berlin/ Bonn/ München 1989, ISBN 3-452-21362-5, S. 59–77.
  • Carlo Curti Gialdino: I Simboli dell'Unione europea, Bandiera – Inno – Motto – Moneta – Giornata. Istituto Poligrafico e Zecca dello Stato S.p.A., Roma 2005, S. 80–85. (Zur Autorenschaft der Flagge)
  • Parlement européen: Résolution sur l'adoption d'un drapeau pour la Communauté européenne (11 avril 1983). In: Journal officiel des Communautés européennes (JOCE). 16. Mai 1983, Nr. C 128, S. 18.

Weblinks

Commons: Flaggen der Europäischen Union - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Paneuropäisches Manifest, Seite 7 (PDF; 359 kB)
  2. Sicher durch Gespür. In: DIE Zeit, Nr. 48/1984. 23. November 1984, abgerufen am 8. Dezember 2010.
  3. Heinrich Kümmerle: Europa ist für alle da! Heilbronn 2020, Seite 185, ISBN 978-3-00-066061-0.
  4. Flaggen und Symbole der Europäischen Bewegung
  5. PDF bei blogfraktion.de
  6. Flagge der EGKS bei Flags of the World
  7. WEU-Flagge bei Flags of the World (englisch)
  8. 8,0 8,1 CVCE. The history of a united Europe on the Internet (mehrsprachig)
  9. Beitrag von Paul M.G. Lévy zur Schaffung der europäischen Flagge on CVCE website(mehrsprachig)
  10. Carlo Curti Gialdino: I Simboli dell'Unione europea, Bandiera – Inno – Motto – Moneta – Giornata. Roma: Istituto Poligrafico e Zecca dello Stato S.p.A., 2005, S. 80–85.
  11. Roland Kirbach: Wie der Euro zu seinem Symbol kam. In: Die Zeit, 14/1999. Abgerufen am 19. April 2011
  12. https://www.laenderservice.de/flaggen/europa/europaflagge.aspx, abgerufen am 27. Februar 2024
  13. „The European Commission and religious values“, The Economist, 28. Oktober 2004
  14. Kath.net: Die zwölf Sterne der Offenbarung des Johannes 6. Mai 2007
  15. Der Sternenkranz ist die Folge eines Gelübdes – Die Welt vom 26. August 1998
  16. Amt für Veröffentlichungen – Interinstitutionelle Regeln für Veröffentlichungen – Anhang A1 – Grafik-Handbuch des Europa-Emblems. Abgerufen am 15. September 2020.
  17. 17,0 17,1 Die Europaflagge. Abgerufen am 10. Juni 2019 (deutsch).
  18. The Image of Europe. OMA, abgerufen am 14. Juli 2018 (Vorsorglich archiviert unter https://screenshots.firefox.com/Wfj4P9QgjdGi9AvK/oma.eu).
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