Dionysius Areopagita

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum christlicher Autor (um 500) siehe Pseudo-Dionysius Areopagita.
Dionysius Areopagita – Darstellung in der Iglesia de la Anunciación (Sevilla)

Dionysius Areopagita oder Dionysios Areopagites (griechisch Διονύσιος ὁ Ἀρεοπαγίτης; * und † um das erste Jahrhundert n. Chr.) ist der Name eines von Paulus in Athen bekehrten Beisitzers des Areopag. Er wurde später der zweite Bischof von Athen.

Überlieferung

Raffael: Predigt des heiligen Paulus in Athen, Gemälde von 1515

Die Bekehrung durch Paulus ist in Apg 17,34 ELB überliefert. Vom Bischofsamt des Dionysius berichtet Eusebius von Cäsarea (Historia Ecclesiae 3,4). Der Name seiner Frau lautete Damaris.[1]

Namensverwechselungen

Ein um das Jahr 500 wirkender anonymer Philosoph und Theologe nahm den Namen und die Identität des Athener Areopagiten für sich in Anspruch. Er wird meist als Pseudo-Dionysius Areopagita bezeichnet. Rudolf Steiner hat nachdrücklich betont, dass die wesentlichen Gründzüge der Schriften des Pseudo-Dionysius tatsächlich auf den Paulus-Schüler Dionysius Areopagita zurückgehen, der aber seine tief esoterische Lehre zunächst nur mündlich an seine engsten Schüler weitergab.

Rudolf Steiner gibt zu dieser (scheinbaren) Namensverwechslung folgende Hinweise:

„In der Apostelgeschichte wird erzählt von einem Dionysius, der ein Schüler des Apostel Paulus gewesen sein soll. Im 6. Jahrhundert tauchten einige Schriften auf, die außerordentlich anregend sind für die, welche eine Religion des Gemütes brauchen. Aus dem Griechischen wurden sie ins Lateinische übersetzt, und dadurch wurden sie dem abendländischen Geistesleben bekannt gemacht. Das geschah am Hofe Karls des Kahlen durch den Theologen Scotus Erigena.

Man nennt heute in gelehrten Schriften die Werke des Dionysius gewöhnlich die des Pseudo-Dionysius. Man kann die Schriften nicht weiter zurück als bis zum 6. Jahrhundert nachweisen. Aber da sie durch Tradition überliefert wurden, ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß die Schriften in den ältesten Zeiten der abendländischen Welt bestanden. Im 6. Jahrhundert sind sie aber wohl erst niedergeschrieben worden.“ (Lit.:GA 51, S. 199f)

„Man nennt ihn Pseudo-Dionysius, weil [die Lehren] erst im sechsten Jahrhundert aufgeschrieben worden sind.

Es gab ein Losungswort unter den Christen: ‹Von Mund zu Ohr.› Mit Geschriebenem kann man Missbrauch treiben, die wirklich Eingeweihten haben nicht aufgeschrieben. Dionysius war Vorsteher einer Mystenschule. Bei solch entwickelten Menschen geschieht es, dass sie im Devachan nicht so lang bleiben wie andere Menschen. Sie können bald zu neuer Inkarnation zurückkehren. Die Vorsteher der Initiationsschulen tun es gewöhnlich; diese Schulen haben oft das Glück, denselben Vorsteher durch viele Jahrhunderte zu behalten. So war es hier. Und erst im sechsten Jahrhundert, als man mehr damit hielt, dass Lehren aufgeschrieben werden, wurden sie hier aufgeschrieben.

Von diesem Dionysos sind die ursprünglichen Lehren der christlichen Esoterik; man kann bei ihm das Christentum in seiner ursprünglichen Gestalt lernen, und zu diesem gehört diese Interpretation der höchsten Wesenheiten.“ (Lit.:GA 91, S. 86)

Im Mittelalter wurde, im Anschluss an Hilduin von Saint-Denis, auch Dionysius von Paris (3. Jahrhundert) mit dem Athener Bischof gleichgesetzt.

Lehre

„Die Lehre von den Göttern ist zuerst in ein System gebracht worden von dem Schüler des Apostels Paulus, Dionysius dem Areopagiten. Sie ist aber erst im 6. Jahrhundert aufgeschrieben worden. Die Gelehrten leugnen deshalb die Existenz des Dionysius Areopagita und sprechen von den Schriften des Pseudo-Dionysius, als ob man erst im 6. Jahrhundert alte Überlieferungen zusammengestellt habe. Der wahre Sachverhalt ist nur zu konstatieren durch das Lesen in der Akasha-Chronik. Die Akasha-Chronik aber lehrt, daß Dionysius wirklich in Athen gelebt hat, daß er von Paulus eingeweiht worden ist und von ihm den Auftrag erhalten hat, die Lehre von den höheren Geistwesen zu begründen und besonderen Eingeweihten zu erteilen. Gewisse hohe Lehren wurden damals niemals aufgeschrieben, sondern nur durch mündliche Tradition fortgepflanzt. Auch die Lehre von den Göttern wurde so von Dionysius seinen Schülern gegeben und von diesen wiederum weitergegeben. Der direkte Schüler wurde dann mit Absicht wieder Dionysius genannt, so daß der letzte, der die Lehre von den Göttern aufschrieb, einer in dieser Reihe war, die alle Dionysius genannt wurden.

Diese Lehre von den Göttern, wie sie Dionysius gegeben hat, umfaßt dreimal drei Glieder der göttlichen Wesenheiten. Die höchsten drei sind:

Seraphim, Cherubim, Throne.

Die nächste Stufe umfaßt die:

Herrschaften, Mächte, Gewalten.

Die dritte Stufe umfaßt die:

Urkräfte oder Anfänge, Erzengel und Engel.

Sooft in der Bibel steht «am Anfang», bezieht sich das auf die Urkräfte oder Anfänge. «Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde», das heißt: Der Gott des Anfangs, der auf dieser Stufe steht, schuf Himmel und Erde. - Es war eine von den Urkräften der dritten Abteilung der Hierarchien.

Über den Seraphim stehen dann göttliche Wesenheiten von solcher Erhabenheit, daß das menschliche Fassungsvermögen nicht ausreicht, um sie zu begreifen. Nach der dritten Stufe folgt die vierte Hierarchie : Der Mensch, als der zehnte in der ganzen Reihe.

Die Namen der Hierarchien sind keine Eigennamen, sondern Namen für gewisse Bewußtseinsstufen des großen Universums, und die Wesen rücken von einer Stufe zur anderen. Eliphas Levi hat das klar gesehen und betont, daß man es bei diesen Namen mit Rangstufen zu tun hat, mit Hierarchien.

Auf denselben Dionysius, der die Lehre von den Göttern zusammengestellt hat, geht auch das Prinzip der Kirchenorganisation zurück. Die kirchliche Hierarchie sollte nur ein äußeres Abbild sein für die innere Hierarchie der Welt. Dieser grandiose Gedanke wäre nur dann durchzuführen gewesen, wenn die Zeit dafür reif gewesen wäre, dies alles in seiner richtigen Gestalt zu verstehen. Dionysius hatte seinen Schülern eine solche Lehre über die Kirche hinterlassen, daß diese, wenn sie hätte veröffentlicht werden können, eine gewaltige, großartige Organisation dargestellt haben würde. Man hat damals versucht, die Lehren so fortzupflanzen, daß der Faden nie abriß von einem Lehrer zum anderen, der dann auch den Namen weiterführte. Darum ist es gar nicht so wunderbar, daß noch im 6. Jahrhundert ein Dionysius die Lehren niederschrieb. Ein allgemeines Verständnis konnten diese Lehren aber nicht finden, weil die Menschheit dazu noch nicht reif war. So sind sie wie eine Art Testament.“ (Lit.:GA 93a, S. 97f)

Gedenken

Die katholische und die orthodoxen Kirchen feiern seinen Gedenktag am 3. Oktober.[2]

Weblinks

  • Eintrag in Stadlers Heiligenlexikon

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Karl Jaroš: Das Neue Testament und seine Autoren. Eine Einführung (= UTB. 3087 Theologie, Religion). Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2008, ISBN 978-3-8252-3087-6, S. 154.
  2. Dionysios „der Areopagite“. Website des Ökumenischen Heiligenlexikons. Abgerufen am 3. Oktober 2011.
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