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Engel
Engel oder Angeloi (von griech. άγγελος, ángelos – Bote über lat. angelus bzw. angeli als Übersetzung des hebr. mal'ach (מלאך) – Bote; auch Geister od. Söhne des Zwielichts, Geister der Dämmerung, Söhne des Lebens, Boten, in theosophischen Schriften auch Lunar Pitris oder Barhishad-Pitris genannt) gehören der dritten Hierarchiestufe an und stehen in der Rangordnung der geistigen Wesenheiten (Hierarchien) eine Stufe über dem Menschen. Sie haben ihre Menschheitsstufe, d.h. die Entwicklung des Ich bzw. des Ich-Bewusstseins, bereits auf dem alten Mond absolviert. Gegenwärtig bilden sie ihr Geistselbst aus. Die Mondensphäre ist ihr kosmisches Herrschaftsgebiet. Nach der indisch-theosophischen Lehre werden sie als Dhyani (skrt.) bezeichnet.
Schutzengel
Jedem Menschen ist eine Engelwesenheit zugeordnet, die gleichsam als Schutzengel sein geistiger Führer ist (Führungsengel). Sie werden dabei von Elementarwesen unterstützt, die zwischen dem Licht- und Luftelement weben und gemeinhin zu den Feen, insbesondere auch zu den Baumfeen gezählt werden, die sich gerne mit einzelnen Menschen, namentlich mit Kindern, aber auch mit ganzen Familien und auch größeren Menschengruppen verbinden.[1]
Unser Engel überblickt die ganze Kette unserer aufeinanderfolgenden irdischen Verkörperungen, solange wir selbst noch nicht dazu fähig sind. Er leitet, zwar mithilfe noch viel höherer Hierarchien, aber doch in letzter Instanz, unseren Schicksalsweg gemeinsam mit den anderen leitenden Engeln unserer Mitmenschen und sorgt so für den rechten karmischen Ausgleich. Allerdings ist im Lauf der Menschheitsentwicklung eine bedeutsame Unordnung im Karma entstanden, die nicht alleine durch die Engel, sondern nur durch die Hilfe des Christus ausgeglichen werden kann.
Scheidung der Geister in der Welt der Angeloi
Engel, die mit Menschen verbunden sind, die eine geistige Entwicklung im Sinne der anthroposophischen Geisteswissenschaft anstreben, müssen dadurch etwas dazulernen und steigen geistig höher, während Engel, die Menschen ohne solches Streben leiten müssen, herabsinken. Dadurch kommt es zu einer Scheidung der Geister in der Welt der Angeloi, wie sie in der nebenstehenden Wandtafelzeichnung schematisch angedeutet wird.
„Nehmen wir den Fall, daß das Karma so liegt, daß irgendeine Persönlichkeit nun im allereminentesten Sinne von den anthroposophischen Impulsen ergriffen wird, mit Herz und Sinn, ich möchte sagen, mit Geist und Seele ergriffen wird. Dann, ja dann ist etwas notwendig, was ausgesprochen sonderbar, paradox klingt; aber es ist notwendig: dann muß sein Engel etwas lernen. Und das, sehen Sie, ist etwas ungeheuer Bedeutsames. Das Anthroposophenschicksal, das sich abspielt zwischen Anthroposophen und Nichtanthroposophen, das wirft seine Wellen hinein in die Welt der Angeloi. Das führt bis zu einer Scheidung der Geister in der Welt der Angeloi. Der Angelos, der den Anthroposophen begleitet zu den nächsten Inkarnationen, er lernt tiefer noch sich hineinfinden in die geistigen Reiche, als er das früher konnte. Und der Angelos, der dem anderen angehört, der gar nicht hinein kann, sinkt herunter. Und es zeigt sich zuerst an dem Schicksal der Angeloi, wie die große Scheidung geschieht. Es ist jetzt so – und das ist etwas, meine lieben Freunde, worauf ich Ihre Herzen hinweisen möchte –, daß aus einem verhältnismäßig einheitlichen Reich der Angeloi ein zweigeteiltes Reich der Angeloi entsteht, ein Reich der Angeloi mit einem Zug hinauf in höhere Welten und mit einem Zug hinunter in tiefere Welten. Während sich hier auf der Erde die Bildung der Michael-Gemeinschaft vollzieht, können wir schauen über dem, was sich hier als Michael-Gemeinschaft vollzieht, aufsteigende Angeloi (siehe Zeichnung, gelb), absteigende Angeloi (grün).“ (Lit.: GA 237, S. 143f)
Erfahren der Wirksamkeit des eigenen Schutzengels
„Ein gutes Mittel, das jeder anwenden kann, um zu größerer Klarheit über seine eigene Persönlichkeit zu gelangen, besteht darin, daß man sich öfter im Leben gewisse Abschnitte macht, mindestens aber einmal in einem Jahr, vielleicht an unserem Geburtstage. Dann sollen wir uns fragen: Was habe ich nun an guten und schlechten Taten im Verlaufe dieses Abschnittes zu verzeichnen? Wenn wir uns dann ernstlich prüfen, werden wir in den meisten Fällen finden, daß unsere guten Taten nicht von unserer Persönlichkeit herrühren, sondern daß wir sie aus einem inneren Impuls heraus geschehen ließen. Dieser innere Impuls ist unser Schutzengel, der uns zu unseren guten Taten treibt. Auf der anderen Seite sollten wir uns nun nicht gänzlich darauf verlassen und bei jeder Gelegenheit denken: Der Schutzengel wird mir den Impuls schon eingeben – denn das wäre ganz verkehrt; der Schutzengel würde uns bald verlassen, das heißt in gewisser Beziehung eben verlassen.“ (Lit.: GA 266b, S. 169f)
Das Bewusstsein der Engel
Das Wesen und das Bewusstsein der Engel charakterisiert Rudolf Steiner so:
„Wenn wir uns nun fragen: Wie ist das Bewußtsein der Engelwesenheiten? – so bekommen wir zur Antwort: Es ist in einer gewissen Beziehung ein höheres Bewußtsein, und es ist dadurch als ein höheres Bewußtsein charakterisiert, daß es nicht bis zum mineralischen Reiche hinunterreicht. Bis dahin, wo die Steine sind, die Mineralien, reicht das Engelbewußtsein nicht herunter. Dagegen sind in diesem Engelbewußtsein pflanzliche Wesenheiten, tierische Wesenheiten, menschliche Wesenheiten und das eigene Reich der Engel, das dort die gleiche Rolle spielt wie das Reich der Menschen für uns. Daher können wir sagen: diese Engel nehmen mit ihrem Bewußtsein auch vier Reiche wahr, das Reich der Pflanzen, der Tiere, der Menschenwesen und das Reich der Engel.
Das ist das Eigentümliche der Engelwesen: sie haben keinen physischen Leib, und aus diesem Grunde also auch keine Organe des physischen Leibes, keine Augen und Ohren und so weiter. Deshalb nehmen sie das physische Reich nicht wahr. Sie haben als ihre niederste Wesenheit ihren ätherischen Leib. Dadurch haben sie eine gewisse Verwandtschaft mit den Pflanzen. Sie können also mit ihrem Bewußtsein herabsteigen bis zu den Pflanzen; sie können Pflanzen noch wahrnehmen. Dagegen wo ein Mineral ist, nehmen sie einen Hohlraum wahr, geradeso wie wir es beschrieben haben für den Menschen während des Devachanzustandes, wo der Mensch auch den Raum, den hier auf dem physischen Plan ein Mineral ausfüllt, als einen Hohlraum wahrnehmen wird. So nehmen diese Engel überall da, wo hier physisches Reich ist, einen Hohlraum wahr. Dagegen ragt ihr Bewußtsein da hinauf, wo des Menschen Bewußtsein heute noch nicht hinaufragt.“ (Lit.: GA 102, S. 138f)
Wie bei allen Wesenheiten der dritten Hierarchie ist ihr Wahrnehmen zugleich ein Selbstoffenbaren. Sie offenbaren ihr eigenes Wesen, und was sie so von sich selbst offenbaren, das bildet zugleich den Inhalt ihrer Wahrnehmung. Es ist vergleichsweise so, wie wenn der Mensch sein Wesen durch Worte, Gesten und Mimik offenbart und sein Bewusstsein auf das so Hervorgebrachte richtet, um sich selbst wahrzunehmen. Und doch beziehen sich diese selbstgeschaffenen Bilder, durch die sich die Engelwesen offenbaren, zugleich auf eine von ihnen (relativ) unabhängige objektive Wirklichkeit. In Wahrheit sind alle Wahrnehmungsbilder immer auch von dem wahrnehmenden Wesen abhängig; auch beim Menschen ist das so, nur ist er sich dessen normalerweise nicht bewusst.
Dieser engelhaften Bewusstseinsart nähert sich der Mensch, wenn er auf dem geistigen Schulungsweg voranschreitet. Die geistigen Wahrnehmungen erscheinen dann nicht fertig gegeben, sondern entstehen aus einem malenden Schauen[2] der geschauten Bilder. Goethe charakterisiert es treffend im zweiten Teil seiner Faust-Dichtung, wenn er Faust sagen lässt:
Ich wache ja! O laßt sie walten, |
Lüge ist für die Wesen der dritten Hierarchie unmöglich; sie müssen ihr wahres Wesen offenbaren und haben im Rückblick auf diese Offenbarung ihr waches Selbstbewusstsein. Jede Lüge, jede Täuschung in der Selbstoffenbarung würde ihr Bewusstsein auslöschen.
Als Wesenheiten der dritten Hierarchie haben die Engel aber auch kein eigenständiges Innenleben wie der Mensch. Wenden sie willentlich ihren Blick von der Selbstoffenbarung ab, so erfüllt sich durch die bedingungslose Hingabe an die höheren Hierarchien ihr Bewusstsein mit den Inhalten der höheren geistigen Welten. Geist-Erfüllung ist ihr Innenleben.
Denken im Gespräch mit dem Engel
In der ägyptisch-chaldäischen Zeit, im Zeitalter der Empfindungsseele, ehe die Verstandesseele erwacht war, fühlte man das Denken noch als eine von den Engeln inspirierte Gabe. Selbst im Frühmittelalter bis ins 9. Jahrhundert konnten das noch christliche Denker wie Johannes Scottus Eriugena nachempfinden, obwohl bereits ihr auf den Verstand gegründetes spekulatives und daher oft auch dem Irrtum verfallenes Eigendenken erwacht war. Deutlich fühlte sich aber Eriugena auch noch in der wahren Erkenntnis von einer Engelwesenheit durchdrungen. Sein Denken wurde damit zu einer Art von innerem Zwiegespräch mit dem Engel.
„Bei Johannes Scotus ist es so, daß er in diesem Zwiespalt lebt. Er kann bloß denken; aber wenn dieses Denken zum Erkennen wird, da fühlt er, da ist noch etwas da von den alten Mächten, welche den Menschen durchdrungen haben in der alten Art der Erkenntnis. Er fühlt den Engel, den Angelos in sich. Daher sagt er, der Mensch erkenne als Engel. Es war Erbstück aus den alten Zeiten, daß in dieser Zeit der Verstandeserkenntnis ein solcher Geist wie Scotus Erigena noch sagen konnte, der Mensch erkenne wie ein Engel. In den Zeiten der ägyptischen, der chaldäischen Zeit, in den älteren Zeiten der hebräischen Zivilisation würde niemand etwas anderes gesagt haben, als: Der Engel erkennt in mir, und ich nehme Teil als Mensch an der Erkenntnis des Engels. Der Engel wohnt in mir, der erkennt, und ich mache das mit, was der Engel erkennt. – Das war in der Zeit, als noch kein Verstand da war. Als dann der Verstand heraufgekommen war, da mußte man das mit dem Verstande durchdringen; aber es war eben in Scotus Erigena noch ein Bewußtsein von diesem Durchdrungensein mit der Angelosnatur.“ (Lit.: GA 204, S. 269f)
Johannes Scottus Eriugena schreibt in seinem Hauptwerk «Über die Einteilung der Natur»:
„Wenn du die wechselseitige Verbindung und Einheit der geistigen und vernünftigen Naturen aufmerksam betrachtest, so wirst du in der That finden, dass sowohl die englische Wesenheit in der menschlischen, als die menschliche in der englischen mitgegründet ist. In jeder vollzieht sich, was der reine Verstand auf das Vollkommenste erkennt, und wird in jeder eins und dasselbe bewirkt. So gross nämlich war die Gemeinschaft der englischen und menschlichen Natur und würde es auch geblieben sein, wenn der erste Mensch nicht gesündigt hätte, dass aus beiden Eins wurde, was auch bei den hervorragendsten Menschen, deren Erstlinge unter den Himmlischen sind, bereits zu geschehen beginnt. Denn der Engel entsteht im Menschen durch den Begriff des Engels, der im Menschen ist, und der Mensch entsteht im Engel durch den im Menschen gegründeten Begriff des Engels. Wer nämlich, wie ich sagte, den reinen Begriff hat, wird in dem, was er begreift. Die geistige und vernünftige Engelnatur ist also in der geistigen und vernünftigen menschlichen Natur ebenso geworden, wie die menschliche in der englischen durch gegenseitiges Begreifen, worin der Mensch den Engel und der Engel den Menschen begreift. Dies ist auch gar nicht wunderbar; denn auch wir selbst werden, indem wir uns mit einander unterreden, gegenseitig in einander verwandelt. Indem ich nämlich begreife, was du begreifst, werde ich dein Begriff und bin auf unaussprechliche Weise in dich aufgenommen worden. Ebenso wenn du rein begreifst, was ich durchaus begreife, wirst du mein Begriff und aus den beiden Begriffen wird einer, welcher aus dem, was wir beide lauter und unverweilt begreifen, gebildet ist. Nehmen wir ein Beispiel aus den Zahlen zu Hülfe, so begreifst du, dass die Sechszahl in ihren Theilen gleich ist, und ich begreife dies ebenso, und ich begreife deinen, wie du meinen Begriff begreifst. Unser beider Begriff wird ein durch die Sechszahl gebildeter einiger, und dadurch werde ich nicht blos in dir, sondern auch du in mir geschaffen. Denn wir sind nicht etwas Anderes, als unser Begriff, und unsere wahre und höchste Wesenheit ist ein Begriff, welcher sich in der Betrachtung der Wahrheit beurkundet. Dass aber solcher Begriff nicht blos in gleichwesentlichen, sondern auch in untergeordneten Naturen sich entwickeln kann, sobald die Liebe vermittelnd eintritt, dies lehren die Worte des Apostels, welcher die Meinung, als ob unser Begriff sichtbare Formen liebe, mit der Mahnung ablehnt: Werdet nicht gleich dieser Welt! In solchem Sinn wird also ganz sachgemäss gesagt, dass in gegenseitigem Begreifen der Mensch im Engel und der Engel im Menschen geschaffen werde, und dass auch der Engel dem Menschen in keinem Verhältniss irgendwie vorangehe, wird gleichfalls richtig geglaubt und eingesehen, mag auch nach der Darstellung des Propheten die Schöpfung der engelischen Natur, wie Viele wollen, früher oder später, als die Schöpfung der menschlichen Natur geschehen sein.“
So sehr erlebt Eriugena also noch die geistige Wirklichkeit des Denkens, dass er sagen kann, dass der Engel in ihm – und zwar nicht als Abbild, sondern als Wirklichkeit – entsteht, wenn er ihn denkt und der Mensch nicht minder im Engel entsteht, wenn dieser den Begriff des Menschen in ihm bildet! Und so für alle Wesen. Erkenntnis ist nicht bloß wesenloser Abglanz des Seins, sondern das wahre Sein selbst. In diesem Sinn ist es auch zu verstehen, wenn oben gesagt wurde, dass der Mensch als Bild und Gleichnis Gottes die gesamte Schöpfung umspannt.
„Denn die Gedanken der Dinge sind wahrhaft die Dinge selbst, wie der heilige Dionysius sagt: „die Erkenntniss des Seienden ist das Seiende selbst;“ aber ihre uranfänglichen Ursachen und Gründe werden durch Denkthätigkeit, nicht durch die Dinge selbst zur Vereinigung geführt.“
Mensch und Engel stehen damit für Eriugena auf gleicher Stufe; eben dadurch können sie einander wechselseitig erkennen. Doch ist diese Erkenntnis, wie auch ihre jeweilige Selbsterkenntnis, niemals vollständig. Denn um sich selbst vollständig erkennen, d. h. definieren, umgrenzen zu können, müsste man sich selbst überragen:
„Ich glaube, dass Keiner von Beiden sich selber, noch auch Einer den Andern definieren kann. Denn wenn der Mensch sich selber oder einen Engel definiert, so ist er grösser als er selber oder als der Engel; denn das Definirende ist ein Grösseres als das Definierte. Dasselbe findet beim Engel statt. Ich glaube deshalb, dass diese Beiden allein von Dem, der sie nach seinem Bilde geschaffen hat, definiert werden können.“
Die Wesensglieder der Engel
Im Prinzip haben die Engel die gleichen sieben Wesensglieder wie der Mensch, doch sind sie etwas anders geartet und anders angeordnet als beim Menschen. Die Engel haben ihren physischen Leib, der nicht bis in die dichteste Stofflichkeit hinunterreicht, nur aus den Elementen Wasser, Luft und Feuer gewoben und die Körper sind weder in sich zusammenhängend, noch voneinander abgegrenzt, sondern können sich durchdringen. Nur der physische Leib, der Ätherleib und der Astralleib der Engel ist auf dem physischen Plan zu finden; die höheren Wesensglieder, also Ich, Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch, sind auf dem Astralplan zu finden.
„Da müssen wir sagen: dieser Engel hat physischen Leib, l, Ätherleib, 2, und Astralleib, 3, entwickelt, so daß diese in gewisser Beziehung ein Ganzes geben. Aber nun müssen wir das Ich, 4, davon getrennt zeichnen, Manas, 5, Buddhi, 6, und Atma, 7. Wenn Sie sich die Natur eines Engels klarmachen wollen, so müssen Sie sich denken, daß die höheren Glieder, die er hat und zu denen er sich ja entwickeln kann — in Wirklichkeit hat er ja erst das Manas vollständig ausgebildet, die anderen zwei wird er erst später entwickeln –, daß diese höheren Glieder sozusagen in einer geistigen Welt über demjenigen schweben, was von ihm im Physischen vorhanden ist. Wenn man also die Natur eines Engels studieren wollte, so würde man sich sagen müssen: Der Engel hat nicht ein solches auf der Erde in einem Körper unmittelbar herumwandelndes Ich wie der Mensch. Er entwickelt auch nicht sein Manas auf der jetzigen Stufe seiner Entwickelung auf der Erde. Daher schaut auch das, was von ihm auf der Erde ist, gar nicht so aus, als wenn es zu einem geistigen Wesen gehören würde. Wenn Sie einem Menschen begegnen, so sehen Sie ihm an: der hat seine Prinzipien in sich, der hat daher alles organisch gegliedert. Wenn Sie einen Engel aufsuchen wollen, dann müssen Sie berücksichtigen, daß sein Physisches hier unten nur etwas ist wie ein Spiegelbild seiner geistigen Prinzipien, die auch nur im Geistigen zu schauen sind. Im fließenden und rieselnden Wasser, in dem sich in Dunst auflösenden Wasser, ferner in den Winden der Luft und in den durch die Luft zuckenden Blitzen und dergleichen, da haben Sie den physischen Körper der Engelwesen zu suchen. Und die Schwierigkeit besteht zunächst für den Menschen darin, daß er glaubt, ein Körper müsse ringsherum bestimmt begrenzt sein. Dem Menschen wird es schwer, sich zu sagen: Ich stehe vor einem aufsteigenden oder herabfallenden Nebel, ich stehe vor einer sich zerstäubenden Quelle, ich stehe im dahinbrausenden Wind, ich sehe den Blitz aus den Wolken schießen und weiß, daß das die Offenbarungen der Engel sind; und ich habe zu sehen hinter diesem physischen Leib, der eben nicht so begrenzt ist wie der menschliche, ein Geistiges.
Der Mensch soll alle seine Prinzipien in sich abgeschlossen entwickeln; damit hängt es zusammen, daß er sich nicht vorstellen kann, daß ein physischer Leib verschwimmend, verschwebend sein kann, daß er gar nicht einmal richtig abgeteilt zu sein braucht. Sie müssen sich durchaus denken, daß achtzig Engel zusammengehören, die in einer einzigen Partie dieser oder jener Wasserfläche den dichtesten Teil ihres physischen Leibes haben. Es braucht auch gar nicht dieser physische Leib der Engel so aufgefaßt zu werden, daß er überhaupt begrenzt sein müßte, es kann hier ein Stück Wasser dazu gehören, weit weg ein anderes Stück. Kurz, wir sehen, daß wir uns alles, was uns umgibt als Wasser, Luft und Feuer der Erde, daß wir uns das vorzustellen haben als in sich enthaltend die Körper der nächsten über dem Menschen stehenden Hierarchie. Und es muß mit hellseherischem Blick hineingeschaut werden in die astralische Welt, um das Engel-Ich und Engel-Manas zu erblicken — das schaut uns aus der höheren Welt an. Und das Gebiet in dem Sonnensystem, wo wir zu forschen haben, wenn wir nach den Engelwesen suchen, das geht bis zu der Marke des Mondes. Bei diesen Engeln ist die Sache nur noch verhältnismäßig einfach, denn da liegt sie so, daß wenn wir zum Beispiel da unten den physischen Leib eines Engels in einer Wassermasse oder dergleichen haben und wir hellseherisch dieses Wassergebiet oder einen Wind betrachten, daß wir darin einen Ätherleib und einen astralischen Leib finden. Daher sind diese drei Dinge auch hier zusammengezeichnet worden. Natürlich ist das, was im Wind dahinsaust, was im Wasser dahinfließt oder zerstiebt, nicht nur das materielle Abbild, das der grobe Verstand sieht, es lebt eben in der mannigfaltigsten Weise in Wasser, Luft und Feuer Ätherisches und Astralisches der Engel, der nächsten Hierarchie über dem Menschen. Wollen Sie dafür die geistig-seelische Wesenheit dieser Engel suchen, dann müssen Sie im astralischen Gebiet suchen, dann müssen Sie dort hinein hellseherisch schauen.“ (Lit.: GA 110, S. 111ff)
Literatur
- H. Atmanspacher, H. Primas, E. Wertenschlag-Birkhäuser (Hrsg.): Der Pauli-Jung-Dialog, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1995
- Karsten Massei: Schule der Elementarwesen, Futurum Verlag, 2013 ISBN 978-3856362294
- Rudolf Steiner: Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen, GA 102 (1984), Achter Vortrag, Berlin, 20. April 1908, S 138 ff., ISBN 3-7274-1020-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt, GA 110 (1981), Düsseldorf, 16. April 1909, abends pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Perspektiven der Menschheitsentwickelung, GA 204 (1979), ISBN 3-7274-2040-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Dritter Band, GA 237 (1991), ISBN 3-7274-2370-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
- Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden. Band II, GA 266b (1996), Esoterische Stunde, Prag, 29. März 1911, S 169f., ISBN 3-7274-2662-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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Weblinks
- GA 110: Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt – Der gesamte Vortragszyklus online.
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Massei, S. 56ff.
- ↑ Diesen sehr zutreffenden Begriff des malenden Schauens hat der österreichische Quantenphysiker Wolfgang Pauli geprägt, als er sagte:
„Wenn man die vorbewusste Stufe der Begriffe analysiert, findet man immer Vorstellungen, die aus «symbolischen» Bildern mit im allgemeinen starkem emotionalen Gehalt bestehen. Die Vorstufe des Denkens ist ein malendes Schauen dieser inneren Bilder, deren Ursprung nicht allgemein und nicht in erster Linie auf Sinneswahrnehmungen ... zurückgeführt werden kann .... Die archaische Einstellung ist aber auch die notwendige Voraussetzung und die Quelle der wissenschaftlichen Einstellung. Zu einer vollständigen Erkenntnis gehört auch diejenige der Bilder, aus denen die rationalen Begriffe gewachsen sind. ... Das Ordnende und Regulierende muss jenseits der Unterscheidung von «physisch» und «psychisch» gestellt werden - so wie Platos «Ideen» etwas von Begriffen und auch etwas von «Naturkräften» haben (sie erzeugen von sich aus Wirkungen). Ich bin sehr dafür, dieses « Ordnende und Regulierende» «Archetypen» zu nennen; es wäre aber dann unzulässig, diese als psychische Inhalte zu definieren. Vielmehr sind die erwähnten inneren Bilder («Dominanten des kollektiven Unbewussten» nach Jung) die psychische Manifestation der Archetypen, die aber auch alles Naturgesetzliche im Verhalten der Körperwelt hervorbringen, erzeugen, bedingen müssten. Die Naturgesetze der Körperwelt wären dann die physikalische Manifestation der Archetypen. ... Es sollte dann jedes Naturgesetz eine Entsprechung innen haben und umgekehrt, wenn man auch heute das nicht immer unmittelbar sehen kann.“ (Lit.: Atmanspacher, S 219)
- ↑ Johannes Scotus Erigena, Ludwig Noack (Übers.): Über die Eintheilung der Natur, Verlag von L. Heimann, Berlin 1870, Zweite Abtheilung, S. 61ff [1]
- ↑ Johannes Scotus Erigena, Ludwig Noack (Übers.): Über die Eintheilung der Natur, Verlag von L. Heimann, Berlin 1870, Erste Abtheilung, S. 133f [2]
- ↑ Johannes Scotus Erigena, Ludwig Noack (Übers.): Über die Eintheilung der Natur, Verlag von L. Heimann, Berlin 1870, Erste Abtheilung, S. 63 [3]
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