Gymnastik

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Die Gymnastik (griechisch: γυμναστική [τέχνη] gymnastiké [téchnē] = „Gymnastik“; γυμνάζω gymnázo = „turnen“, „üben“, „schulen“; γυμνάσιον gymnásion = „Gymnasium“) ist die Kunst der Leibesübungen. Sie werden so genannt, weil derartige Übungen bei den Griechen nackt (γυμνός gymnós = „nackt“) ausgeführt wurden.

Das Wort bezeichnet:

  • das wissenschaftlich begründete und allseitig ausgebildete System der Pflege, Stärkung und Übung der Körperkräfte sowie
  • auch die Übung selbst.

Indem die Gymnastik ihren Zweck auf die allgemeine und gleichmäßige Ausbildung des Körpers richtet, unterscheidet sie sich von der Athletik (Leicht- und Schwerathletik), die den Körper in speziellen Disziplinen zu hervorragenden Leistungen schulen will, und von der Agonistik, die bei ihren Übungen vorzugsweise das Auftreten in Wettkämpfen im Auge hat.

Geschichte

In außereuropäischen Kulturen gibt es zum Teil mit europäischer Gymnastik vergleichbare Übungen. So wird bei den Inuit Grönlands und Kanadas eine spezielle Seilgymnastik auch in Form von Wettkämpfen ausgeübt. Auch das chinesische Tai Chi Chuan oder indisches Yoga können unabhängig vom weltanschaulichen und funktionalen Hintergrund als eine Art Gymnastik betrieben werden. Allerdings sind diese körperlichen Übungen ursprünglich in sakrale oder praktische Kontexte eingebunden und nicht in einer dem westlichen Sport vergleichbaren Weise ausdifferenziert, so dass allgemein von Bewegungskultur gesprochen wird.

Griechenland

Relief griechischer Pentathleten

Der Ruhm, die Gymnastik zuerst als Kunst betrieben zu haben nach bestimmten Regeln, den ganzen Körper zur höchsten Vollkommenheit zu bilden, gebührt den Griechen. Die Leibesübungen früherer Völker, namentlich der Perser, waren nur auf die Aneignung bestimmter Fertigkeiten gerichtet. Die Griechen aber, die in der Kalokagathie, der Vereinigung einer edlen Seele mit einem schönen Körper, das Ideal des Menschen sahen, erachteten die Bildung des Körpers für nicht minder wichtig als die der Seele und hielten es zu Homers Zeiten für beschimpfend, in der Gymnastik nicht erfahren zu sein.

Später wurde die Gymnastik zur Staatseinrichtung gemacht und ihr Betrieb durch genaue Gesetze geregelt. Für den freien Bürger war Gymnastik eine notwendige Vorschule zum Kriegsdienst, zu welchem er verpflichtet war. Sklaven war die Ausübung verboten. In Sparta wurden auch die Mädchen zu gymnastischen Übungen und demgemäß auch zu Wettkämpfen herangezogen. Aber die Gymnastik bildete nicht bloß einen wichtigen (in Sparta sogar den wichtigsten) Teil in der Erziehung der Jugend, auch die freien und in pekuniärer Hinsicht unabhängigen Männer übten sich bis in das Alter in den Turnschulen und erhielten sich dadurch die Rüstigkeit des Körpers.

Auch darf der belebende Einfluss nicht übersehen werden, den die plastische Kunst der Griechen aus der Gymnastik empfangen hat. In den Ringschulen und Gymnasien boten sich die nackten Körper in den verschiedensten Stellungen den Künstlern zum Studium dar. Dies trug auch mit zur Blüte der griechischen Plastik bei. Die Gymnastik der Griechen war, obwohl sehr verschieden, dem heutigen Turnen verwandt.

Schutzgötter der Gymnastik waren Herakles und Hermes.

Moderne Gymnastik-Arten

Ergänzt werden diese durch spezielle, auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Übungs- und Trainingsprogramme. In diesem Zusammenhang sind folgende Gymnastikübungen zu nennen:

  • Gymnastik für den Bauch, Rücken, Po und Beine sowie
  • Gymnastik im Büro.

Auch in diesem Zusammenhang ist diese Entwicklung aus Amerika nach Europa gekommen. Der Begriff „Personal Trainer“ findet immer mehr Verbreitung in Deutschland. Damit gemeint ist ein Trainer, der persönlich für seine Klienten Gymnastik- und Fitnessprogramme entwirft, auf deren Grundlage sie ihre Trainingsziele optimal erreichen können.

Auch die Vermittlung der Gymnastikübungen hat sich gewandelt. Waren im 19. Jahrhundert nur persönliche Unterrichtsstunden oder Bücher als Wissensvermittler im Einsatz, so werden diese durch Videos, DVDs und das Internet ergänzt. So haben einige große Krankenkassen und Gymnastik-Informationsportale im Internet bereits heute eine große Auswahl an Gymnastikübungen bereitgestellt, die sich jeder einfach herunterladen kann.

Speziell für ältere Menschen wurden Übungen zur Seniorengymnastik entwickelt.

Siehe auch

Literatur

Aus der zahlreichen auf Gymnastik und Verwandtes sich beziehenden Literatur möge hier erwähnt werden:

  • Hieronymus Mercurialis Forlivensis: De Arte Gymnastica. 1569.
  • Krause: Die Gymnastik und Agonistik der Hellenen. 2 Bde. Leipzig 1840–41.
  • Iäger: Die Gymnastik der Hellenen. Eßling 1857. Stuttgart 1881 (neue Bearbeitung).
  • Bintz: Die Gymnastik der Hellenen (mit ausführlichem Nachweis der Literatur). Gütersloh 1877.
  • Beck, Petra ; Brieske-Maiberger, Silvia: Gymnastik Basics : Technik - Training - Methodik , Aachen : Meyer und Meyer, 2005, ISBN 3-89899-030-3
  • Gross, Friedbert: Zur musikalisch-motorischen Ausbildung in technisch-kompositorischen Sportarten, Deutsche Hochschule für Körperkultur, Leipzig, 3. Auflage 1990
  • Arnd Krüger: Geschichte der Bewegungstherapie. In: Präventivmedizin. Springer Loseblatt Sammlung, Heidelberg 1999, 07.06, S. 1–22.
  • Rosenberg, Christiana: Handbuch für Gymnastik und Tanz, Aachen : Meyer u. Meyer, 1988, ISBN 3-89124-056-2

Weblinks

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