Nikodemusevangelium

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Das Nikodemusevangelium, dessen ersten Teil die Acta Pilati bilden, ist eine apokryphe christliche Schrift, die wie das Petrusevangelium zu den Passionsevangelien gerechnet wird, die sich vorwiegend mit Jesu Tod und Auferstehung befassen.

Das Nikodemusevangelium besteht aus drei Teilen. Nach aktuellem Forschungsstand vermutet man, dass das erst später so bezeichnete Nikodemusevangelium aus zwei ursprünglich selbstständigen Texten zusammengefügt wurde, wobei der erste Text die Teile 1 und 2 umfasst haben soll.

Die Pilatusakten (Teil 1: Kap. I–XI) enthalten Ausschmückungen um den Prozess, die Grablegung und die Auferstehung Jesu mit der deutlichen Tendenz, die Figur des Pilatus auf Kosten der jüdischen Führung von der Verantwortung für den Tod Jesu zu entlasten. In einem ausführlichen Auferstehungsbericht bezeugen jüdische Synagogenvorsteher und Priester die Auferstehung. Auf die Pilatusakten geht auch die im Mittelalter populäre Legende vom Schweisstuch der Veronika und die Erzählung vom Hauptmann Longinus zurück. Dann wird die Gefangennahme und Befreiung des Joseph von Arimathäa geschildert (Teil 2: Kap. XII–XVI).

Die "Höllenfahrt Christi" (Teil 3: Kapitel XVII–XXVII) erzählt von der Unterwelt als Wohnort der von Christus zu rettenden Seelen. Hier wird auch die aus esoterischer Sicht bedeutsame Kreuzesholzlegende erzählt.

Der Text hat viele Bearbeitungen und Ergänzungen bis ins Spätmittelalter hinein erfahren. So berichtet eine mittelenglische Version, wie Josef von Arimathäa den Heiligen Gral nach der Kreuzigung nach England bringt und dort versteckt.

Stark rezipiert wurde die Schrift auch in der Kunstgeschichte. So gehen viele mittelalterliche Bilder auf Berichte aus den Pilatusakten zurück. Auch zeitgenössische Literatur und Film nahmen sich des Materials an (vgl. Lloyd C. Douglas, Das Gewand).

Den Namen "Nikodemusevangelium" verdankt die Schrift einer Notiz im Prolog, die den folgenden Text darstellt als einen Bericht des Pharisäers Nikodemus über das Vorgehen der jüdischen Führung gegen Jesus.

Die Rahmenerzählung bzw. Fundlegende des Nikodemusevangeliums datiert ins 18. Regierungsjahr des Kaisers Theodosius II. (1. September 425 - 1. September 426). Das Evangelium verarbeitet aber erheblich ältere Teile und Fragmente, deren Entstehung möglicherweise bis in das 2. Jahrhundert zurückgehen.

Online Text

Literatur

  • Achim Masser (Hrsg.): Das Evangelium Nicodemi in spätmittelalterlicher deutscher Prosa: Texte; Germanische Bibliothek: Reihe 4, Texte und Kommentar; Heidelberg: Winter, 1987; ISBN 3-533-03612-X

Weblinks

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